Ich habe lange überlegt, wie ich das Tertial bewerten soll.
Die Kinderklinik hat einige sehr positive Aspekte, die ich hier besonders betonen will: der Empfang war sehr nett, die Stationsaufteilung war kollegial, man konnte sich absprechen, der PC-Zugang funktionierte ab Tag 1. Ich gehe hier auf die einzelnen Stationen ein, damit ihr euch davon ein Bild machen könnt.
Regenbogen (Häma-Onko):
ein deftiger Start ins PJ, wenn man Häma-Onko nicht mit der Muttermilch aufgesogen hat (und wer von uns hat das schon?!). Mit ein bisschen Abstand muss ich ehrlich zugeben, dass ich selten so viel gelernt habe wie hier. (Was aber wirklich nicht immer leicht war).
Aufgaben: Kinder untersuchen, Anamnesen, Blutentnahmen aus Ports, Ports anstechen, Chemos ausrechnen (unter Aufsicht), Visiten begleiten, Labore anmelden, Briefe schreiben, den Fragen des Oberarztes standhalten.
Sehr nette Schwestern, hohe Ansprüche vom ärztlichen Personal. Lohnt sich aber, wenn man durchhält!! (Halte durch!)
Sonneninsel (Privatstation, Schwerpunkt Säuglinge): ich war nur kurz und noch vor dem Chefwechsel.
Aufgaben: Visite begleiten, Kinder aufnehmen, Briefe schreiben. Eure Chance: Säuglinge untersuchen, viele Fragen an den Oberarzt stellen.
Netter OA, ich halte die Bewertung hier besonders kurz, weil ich eben zu kurz da war, um es nachhaltig zu beurteilen.
Seestern (Infektio):
Aufgaben: Visiten durchführen, Kinder untersuchen, ggf. BEs oder Flexülen, Briefe schreiben.
Nette Schwestern und Pfleger, nettes Team, vielfältige infektiologische (aber hauptsächlich allgemeinpädiatrische) Krankheitsbilder.
Poliklinik:
Für jeden sind zwei Wochen Rotation hierhin vorgesehen. Aufgaben: Kinder untersuchen, Anamnesen durchführen, BEs und Flexülen (v.a. elektive Kinder für Bildgebungen), Behandlungen planen, Mitarbeit im Schichtdienst möglich.
Insgesamt:
Pro: vorwiegend super nette Kollegen, aufgewecktes und junges Team, tägliche Röntgendemos mit Patientenvorstellungen (auch durch dich!), Möglichkeit zur Mitarbeit im Tumorboard, quasi überall Hospitationen möglich (Poli, Sprechstunden, Perinatalzentrum). Kostenloses Mittagessen, Marken reichen locker noch für eine Runde Kaffee am Mittag, jeden Mittag nach der Besprechung Mittagspause mit allen Assistenten und Oberärzten (oft auch >30 min) , was für das Klima insgesamt sehr gut ist.
Wertfrei:
Es sind 3 Rotationen + 2 Wochen Poli für jeden von euch vorgesehen. Das ist sehr viel, ermöglicht aber einen sehr breiten Einblick in die Pädiatrie. Es hat Vor- und Nachteile, die ganz klar auf der Hand liegen. Rückblickend ist es auf jeden Fall eine echte Chance, weil man in der Pädiatrie sowieso erst mit dem Beginn der Assistentenzeit richtig anfängt in die Thematik einzusteigen.
Sehr strukturiertes Logbuch, es sind mehrere Mini-Stex-Prüfungen vorgesehen, die mehr oder minder ernst genommen werden (sie bieten euch aber eine gute Kontrolle eures Lernfortschritts und geben euch eine Bewertung).
Contra: wenig Seminare durch die Oberärzte, auch eher abwertige Abfuhren, wenn man sich darum bemüht. Durch die Lehrkoordinatorin werden einige freiwillige Seminare am Wochenende organisiert, die Zeit und Mühe oft wert sind. Insgesamt eher distanziertes Verhältnis zu den Oberärzten. Für 5 gearbeitete Tage gibt es einen halben Studientag, was u.U. sehr wenig ist. Die Fehltage-Politik ist sonst sehr streng. (Freiwillige Seminare am Wochenende bringen Euch keine Ausgleichstage!)
Fazit: Wenn ihr euch hier bewerben wollt, solltet ihr unbedingt hier PJ machen. Es bietet eine unheimliche Breite der Pädiatrie, ihr könnt viel lernen. Allerdings solltet ihr euch von Anfang an um die Lehre, die euch zusteht dringend bemühen!
Die Assistenten machen das aber größtenteils mehr als Wett!
Was ist die perfekte Wahl? Schwierig: wenn ihr mit den richtigen Assistenten unterwegs seid, könnt ihr sicherlich super viel selber machen, in der zweiten Reihe zu stehen und zu staunen ist auf jeden Fall aber auch gut (immerhin ist es Pädiatrie und nimmt ja sowieso immer eine Sonderstellung ein!)
Ich würde euch auf jeden Fall aber ein Tertial während der Wintermonate empfehlen, auch wenn es natürlich immer viel zu tun war! Das A und O bleibt eben doch die Eigeninitiative...
Aber: Ja, ich würde es wieder tun!