Ich habe mich dazu entschlossen, mein 1. Tertial in der Schweiz zu machen. Dank Corona stand das kurzzeitig alles ein bisschen auf der Kippe, aber die Sekretärin Frau Signer ist wahnsinnig bemüht und zuverlässig. Eine Kommunikation mit dem Krankenhaus ist deswegen sehr gut möglich.
Ich bin mit relativ wenig Erwartungen in die Chirurgie gestartet, da ich von Anfang an wusste, dass dies nicht meine Fachrichtung sein wird. Anfangs war aufgrund von Corona ein reduzierter Betrieb im OP, sodass man überpüntklich nach Hause gehen konnte. Im Laufe der Zeit wurde das Programm wieder hochgefahren, sodass ich 2 Monate lange fast täglich im OP stand. Je länger man dabei ist und je besser die Operateure einen kennen, desto mehr darf man machen und desto entspannter ist die Stimmung im Saal. (Wie überall wird hier extrem viel Wert darauf gelegt, sich vorzustellen und wehe dem, du vergisst es einmal. :D) Man erfährt am Tag davor, zu welchen OPs man eingeteilt ist und es wird erwartet, sich darauf vorzubereiten. Den Großteil der Zeit wird man aber eigentlich nicht viel gefragt sondern eher ignoriert. Wenn man Glück hat, operiert man mit einem Arzt, dem etwas an der Lehre liegt, dann kann die Zeit auch wirklich schnell vergehen. Gegen Ende meiner vier Monate durfte ich selbstständig die letzten Nähte machen und stand teilweise dann am Ende auch mal allein am Tisch. Bei anderen wiederrum heißt es einfach nur Haken halten und am besten nichts sagen. Das ist wohl aber häufig in der Chirurgie so.
Generell merkt man, dass die OP Schwestern deutlich besser gelaunt sind als in Deutschland (besseres Gehalt?) und ich habe das Gefühl, dass dies auch der Grund für die bessere Grundstimmung ist.
Im Durchschnitt hatte ich einmal pro Woche Pikett, dabei musste man dann innerhalb von ca. 20 min im OP sein. An sich sind die Dienste ein totales Glückspiel: ich wurde in den ganzen 4 Monaten genau 2 mal gerufen, andere dagegen mussten schon öfter mal nachts raus.
Auf Station schreibt man Arztbriefe, geht mit auf Visite und macht so "Kleinkram" wie EKGs schreiben usw. So eine wirkliche Aufgabe hat man dabei eigentlich nicht und oft ist man schon mittags fertig.
Man bekommt ein eigenes Telefon, Dienstkleidung, IT Zugang, einen Lichtbildausweis und einen Badge mit dem man die Arbeitszeiten stempelt und in der Mensa bezahlen kann. Das Essen ist lecker, es gibt jeden Tag Menüs zur Auswahl und nebenan auch ein Buffet, bei dem man nach Gewicht bezahlen kann. Im Schnitt liegen die Essenskosten bei +/- 10 Franken.
Untergebracht ist man im Wohnheim (Greithstr.), oder in einer der 4er WGs (Volksbadstr.). Das Ganze fühlt sich dann ein bisschen so an, wie im Erasmus-Auslandssemester :D Wir waren am Ende eine Gruppe von ca. 20 Studenten/ UHUs aus allen möglichen Fachrichtungen und hatten wirklich eine tolle Zeit. Die Gegend ist super, um Tagesauflüge zu machen oder auch mal am Wochenende in der Gruppe wegzufahren. Der Bodensee ist 20min entfernt und auch nach der Arbeit noch problemlos zu erreichen.
Die Assistenzärzte sind alle sehr jung und man wird sofort total gut aufgenommen. Jeden Mittwoch treffen sich die chirurgischen Assistenten und die UHUs in einer Bar und das ein oder andere mal versumpft man auch ein bisschen :D
Das Tertial in der Schweiz war mit Abstand das Beste meiner drei Tertiale, vor allem wegen dem extrem hohen Freizeitwert. Das Spital ist groß genug, um durchaus auch sehr spannende OPs mitzubekommen wie z.B. Nierentransplantationen, Organentnahmen, Magenverkleinerungen usw. Ich denke, es ist wie überall: ob man viel lernt oder nicht hängt zu einem nicht unerheblich großen Teil von einem selbst ab und davon wie engagiert man ist. Tendenziell glaube ich, dass man an anderen Häusern vielleicht ein bisschen mehr selbst machen darf, aber das würde ich nicht pauschal auf die Schweiz schieben, denn es gibt auch in Deutschland genug PJler, die wirklich nur Haken halten durften.
Ich hatte jedenfalls eine wahnsinnig gute Zeit und ünerlege sogar, dort in der Anästhesie anzufangen.
Bewerbung
2 Jahre vorher über die Website/Portal. Oft springen Leute kurzfristig ab, als würde ich auf jeden Fall auch nochmal direkt anfragen.