Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Station, OP
Heimatuni
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Kommentar
Das Krankenhaus hat bisher immer relativ gute Bewertungen bekommen. Scheinbar hat sich aber in letzter Zeit sehr vieles zum schlechteren gewendet. Hier ein kurzer Ãœberblick und eine pro contra Liste.
Gleich vorab: in unserem Tertial hat sich das Krankenhaus entschlossen verpflichtende Nacht - und Wochenenddienste einzuführen. Diese waren nicht begrenzt, es musste jede Nacht und jedes Wochenende besetzt werden (12-16 Stunden Dienste). Es gab hierfür keine zusätzliche Vergütung, und 1:1 Freizeitausgleich. Diese Dienste wurden nach enormen Protest nach etwa 2 Monaten wieder ausgesetzt, sollen in Zukunft aber in modifizierter Form wieder eingeführt werden.
Die Organisation im Haus ist gut. Man bekommt eine genaue Liste wann man wo sein soll, was man mitbringen muss, und wie der Ablauf ist. Es wird nicht explizit darauf hingewiesen, aber man kann sich verschiedene Rotationen wünschen, und auch einzelne Rotationen wünschen, sonst dauern die Rotationen zwischen 2 und 4 Wochen. In den jeweiligen Abteilungen angekommen, gibt es hier große Unterschiede. In einigen Abteilungen ist man von Anfang an als Hakenhalter eingeplant, hier ist dann mit einem Dienstschluss zwischen 16 und 17 Uhr zu rechnen, an einzelnen Tagen kam ich auch erst um 18 Uhr nach Hause. In manchen Abteilungen interessiert man sich reichlich wenig für PJler, hier kann man in der regel gegen 3 gehen. Im folgenden Liste ich die einzelnen Abteilungen auf.
Unfallchirurgie:
Längste Dienstzeit aller Abteilungen, Dienstschluss nach 17 Uhr ist durchaus möglich. Mittagessen unbedingt mitbringen, aus dem OP zum Mittagessen gehen war etwa 1x pro Woche möglich. In der Unfallchirurgie ist man reiner Hakenhalter.
Gefäßchirurgie:
Entspanntes Team. Es wird erwartet dass man früher kommt um Blut abzunehmen, dafür sind sie flexibler ob man in den OP möchte. Hier wird je nach Operateur auch mal mehr erklärt. Hier kommt man gegen 3 raus.
Visceralchirurgie:
Hier ist man als PJler völlig egal. In der Regel wird man ziemlich ignoriert. Auf Station schreibt man hier den ganzen Tag Arztbriefe und Rehaanträge, im OP wird nichts erklärt, auch auf Nachfragen.
Plastische Chirurgie:
Sehr kleines und sehr nettes Team. Hier darf man tatsächlich mitoperieren und nicht nur Haken halten. Zudem wird hier viel erklärt und man ist nicht sauer wenn man etwas noch nicht kann, dann wird es eben gezeigt und geübt. Hier ist auch die Sprechstunde zu empfehlen. Eine meiner Empfehlungen für eine längere Rotation.
Notaufnahme:
Sehr anstrengende, aber sehr lehrreiche Rotation. Je nach Vorerfahrung nimmt man hier selbstständig Patienten auf, gegen Ende nur noch mit minimaler Kontrolle durch die Ärzte wenn man sich nicht zu blöd anstellt. Man kann hier auch selbstständig nähen. Hier hat man als einzige Rotation tatsächlich den Eindruck eine Hilfe zu sein, und nicht nur ein lästiger Hakenhalter.
Unterricht:
Das Haus rühmt sich mit unfassbar vielen verschiedenen Fortbildungen. De facto sind davon 80% ausgefallen. Halbwegs regelmäßig fand die wöchentliche PJ Fortbildung statt die tatsächlich recht interessant war. Gerade in der Chirurgie ist ein Besuch der Fortbildungen aber kaum möglich da man im OP stehen muss. Das teaching im Team ist bis auf einige wenige Ausnahmen kaum existent.
Organisatorisches:
Das Essen und parken ist kostenpflichtig. In der Broschüre steht zwar dass das Parken kostenlos ist, aber das stimmt nicht. Wer auf ein Auto angewiesen ist, sollte sich bei der angespannten Parksituation überlegen ob ihm das täglich 2,50€ wert ist.
Man muss unfassbar viel Pfand hinterlegen. Als Frau musste man 70€ für Schlüssel bezahlen, wenn einer abgebrochen ist musste man den Schlüssel zusätzlich zum einbehalten Pfand bezahlen. Meiner Meinung nach eine Frechheit. 20€ für ein Telefon und so weiter.
Am Anfang und am Schluss gibt es eine Begrüßung bzw verabschiedung. Hierbei erfolgt eine Evaluation durch das Haus. Hier rühmt sich das Haus immer wieder mit hervorragenden Bewertungen der Studenten. Aber diese Evaluation ist NAMENTLICH. Die Evaluationsbögen sind nicht anonym... Da kann sich denke ich jeder selbst zusammenreimen wie authentisch ein nicht anonymes Feedback ist.
Pro contra:
+großes Haus mit vielen Rotationen
+gute Organisation
+wenn ein Team schlecht ist, ist man maximal 4 Wochen dort
+Dienstkleidung gestellt
-sehr kurze Rotationen
-500€ "Gehalt" ist nicht mehr zeitgemäß. Hier sollte auf den Bafög höchstsatz aufgestockt werden
-Essen und Parken kostenpflichtig
-als PJ ist man wirklich ganz ganz unten in der Hackordnung. Man merkt dass man den Ärzten größtenteils völlig egal ist
-nachträglich eingeführte Nachtdienste, mit großem Risiko einer neuerlichen Einführung
-in einigen Abteilungen rauer bis beleidigender Umgangston
-Fehlzeiten werden sehr streng gehandhabt, unbürokratisch geht hier gar nichts.
Fazit:
Mit einigen wenigen angenehmen Ausnahmen, ist man in diesem Haus unterbezahlter Hakenhalter. Man sollte sich überlegen ob man in einem kleinen Haus mit besserer Betreuung nicht besser aufgehoben ist, wenn man nicht unbedingt hier später arbeiten will.