PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Hospital del Mar (8/2008 bis 10/2008)
Station(en)
Chirurgische Notaufnahme, allgemeine Notaufnahme, OP, Intermediate Care
Einsatzbereiche
OP, Notaufnahme
Heimatuni
Marburg
Kommentar
Wer Interesse an der Medizin hat, sich wirklich einbringen will und wie ein Resident arbeiten möchte der ist hier richtig. Allen anderen rate ich von diesem Krankenhaus, hier vor allem "meinem" Bereich ab!
Ich habe eine sehr gute Zeit hier verbracht. Man muss sich zwar erst einmal reinfuxen, einbringen und zeigen, dass man "will", dann stehen einem allerdings alle Türen offen, das Team ist klasse und man arbeitet schlussendlich voll wie ein Resident / Assistenzarzt im ersten Jahr mit. Man hat hier die Möglichkeit seine eigenen Patienten von der Aufnahme, über die Behandlung, der Organisation, der Diagnostik bis zu Endlassung eigenständig zu versorgen. Die Abläufe, Erfahrungen erarbeitet man sich Stück für Stück. Voraussetzung ist sein Können und damit seine Grenzen einschätzen zu können. Ziel ist es, diese langsam nach vorne zu verschieben.
Man sollte der spanischen Sprache auf jeden Fall mächtig sein. Ohne Kommunikation ist es im Arztberuf nicht weit her und man würde nicht glücklich werden. Hierbei geht es nicht darum perfektes medical spanish zu sprechen; das lernt man dann ja in den ersten Wochen. Wer aber nach einem Basiskurs und 2 Wochen Sprachurlaub hier auftaucht wird wohl eher ein Urlaubstertial verleben. Dazu ist es wichtig zu wissen dass wir hier in Katalunien sind und es wirklich lange braucht bis die Leute im Krankenhaus "auftauen" Auch das passiert schneller wenn man sich arbeitstechnisch einbringen kann. Katalan wird hier und da gesprochen, im KH überwiegt aber bei weitem das Spanische, also kein Problem.
Oft bekommt man das Angebot an einer Studie mitzuarbeiten. Ich kann das nur empfehlen, da man nebst der Nennung auf einem Paper, einem weiteren interessanten Punkt im CV auch engeren Kontakt zu einem Betreuer bekommt.
Die Lehre fällt im Vergleich zu deutschen Krankenhäusern schlecht aus. Die spanischen Studenten im 6 Jahr rotieren im monatsturnus durch 12 Bereiche und stehen während ihrer Aufenthalte fast nur daneben. Lehre gibt es von den jeweiligen Ärzten auf Nachfrage zu einem aktuellen Patienten. Richtige Sessiones gibt es für die Residentes, zu denen man gerne gehen kann. Hier wird über verschiedene Themen gesprochen - auch sehr praxisorientiert. In total liegt die Lehre hier wie so vieles an einem selber. Wenn man einen eigenen Patienten hat und Fragen dazu sollte man die auch immer loswerden. Auf diese Weise kann man eine Menge theoretisches lernen und dann hoffentlich auch schon direkt beim nächsten Patienten wieder anwenden.
Das Praktische kommt nicht zu kurz. In der Notaufnahme kann man viiiel nähen, Abszesse öffnen und versorgen, Perianalthrombosen öffnen, Angelhaken herausoperieren, Zehennägel ziehen....eigentlich alles was die chirurgische Ambulanz so hergibt. Einmal angucken, nachfragen ob man auch mal darf, machen und sobald die Leute dir vertrauen bist du auf die nächsten Patienten mit gleichem Krankheitsbild gebucht ;)
Die Briefe schreibt man selber, ebenso die Anforderungen zur Diagnostik, Rezepte etc. Alles in Absprache bzw. Vorlage beim Oberarzt oder Resident. Wenn man irgendwann weiss wie es läuft muss man natürlich nicht mehr wegen jeder Kleinigkeit nachfragen.
Desweiteren gibt es noch viele abdominelle Schmerzen zu diagnostizieren, verschiedenen OP´s beizuwohnen (oft am Tisch), in der Intermediate Care Patienten einstellen, und Nachtschichten mitzumachen.
Das Team ist sehr nett. Wir sind desöfteren zusammen Essen gewesen und hatten immer eine gute Stimmung.
Die Schwestern sind hier studierte, trennen sehr angenehm zwischen Ihrem und unserem Job und freuen sich wenn man auf sie zugeht.
Ich hoffe mein Kommentar hat dich weitergebracht. Viel Spass in Barcelona
Bewerbung
Ich bevorzuge den direkten Weg über die Klinik. So habe ich mir die Mailadresse eines Residentes im Netz gesucht, der hat mir die Email des Chefarztes gegeben. Nachdem von seiner Seite klar war, dass ich kommen kann habe ich über den Verbindungsarzt mit der Uni eine Einladung bekommen und bin immatrikuliert worden. Kein Erasmus, keine unnötige Bürokratie. Noch ein Tipp: Wenn ihr nicht über Erasmus fahrt habt ihr das Anrecht auf ein Stipendium genannt "Erasmus Lifelong Learning Programme". Das ist deshalb interessant weil es 1600 EUR gibt!!! 4 Montae vorher bewerben. Gilt überigens für Studenten aller Fachrichtungen die ein Praktikum im Ausland machen das länger geht als 3 Monate.
