Kann das meiste eines Vorberichtes bestätigen: Hätte ich gewusst, dass man medizinisch so wenig sieht und so wenig lernt, hätte ich mir das Innere Tertial in Zürich gespart. Zürich ist eine tolle Stadt und man kann im Sommer unglaublich viel in der Stadt bzw. in der Umgebung erleben, jedoch lief der klinische Alltag eher als Sekretär ab und als Depp der Schellong-Tests, EKGs und MMS macht.
Dadurch dass man selbst immer wieder rotiert und die Assistenzärzte auch stets rotieren, arbeitet man jede Woche mit neuen Menschen zusammen. Was zwar in Ordnung ist, aber es ist viel anonymer, da die Assistenten so viele neue Unterassistenten jede Woche sehen, dass sie selbst nicht mehr wissen wer wer ist, wer was kann und wer was will. UHUs (Unterhunde = PJler) sind fester günstiger Bestandteil des Tagesablaufes, sonst müssten die Assistenten oder Sekretärinnen unsere anspruchslosen Aufgaben erledigen. Also letzten Endes eine günstige Arbeitskraft. Lehre kommt hier viel viel viel zu kurz. Finde es wäre produktiver in einer kleineren Klinik das PJ zu absolvieren, da es viel vertrauter ist und man sicherlich viel mehr lernt.
Es gibt nur eine Kardiologiestation MÜS, wo man die Eintritte vorbereiten muss am PC und damit dann erstmal den halben Tag mit Texten kopieren beschäftigt ist. Sehr unbeliebt bei Studenten. 1 Woche muss jeder auf die MÜS Kardio Station, manchmal sogar 2. Wenn man fertig ist mit den Eintritten -im Bestfall vor dem Mittagessen, dauert aber manchmal auch länger- (15-20 Patient die einen Herzkatheter oder andere Interventionen am nächsten Tag haben), dann kann man bei den Interventionen zusehen, was die Station, die nicht so beliebte bei Assistenten und Unterassistent ist, für uns PJler etwas erträglicher macht.
Bei der Rotation auf den Notfall 6-8 Wochen lernt man noch am Meisten. Hier kann man Patienten behandeln, untersuchen, aufnehmen und macht dies unter Rücksprache mit Assistent oder OA. Da mehrere Assistenten zeitgleich auf dem Notfall sind, kommt es manchmal vor, dass man hin und her springt, je nachdem wer einen gerade braucht bzw. auch in Eigenverantwortung wenn man coole Fälle sieht. Da man Zugang zu den Systemen hat, empfehle ich, sich immer wieder auf anderen Stationen die Patientenlisten anzusehen und die Patientenübersicht auszudrucken mit den verordneten Medis, Diagnosen usw. Damit kann man lernen und sich überlegen: Wieso wurde der Eingriff gemacht? Wieso erhält der Patient dieses Medikament und nicht jenes? Wieso in dieser Dosis? Passen die Medis zu den Diagnosen? (In den Verlaufseinträgen sieht man auch Änderungen der Verordnungen). Habe ich gemacht als Selbstkontrolle, ob man den Krankheitsverlauf verstanden hat und ob man selbst imstande wäre auf die Behandlung zu kommen.
Man rotiert durch verschieden Stationen, die letztlich aber alle allgemein-internistisch sind, sodass es vom Zufall abhängt was man jeweils sieht. Man ist auf der Station wirklich nur ein Sekretär, der dokumentiert, organisiert (Untersuchungen anmelden, Hausärzte anrufen, Medikamente abtippen, Diagnoselisten copy paste) und Arztbriefe verfasst sowie hin und her geschickt wird für monotone Tests und Untersuchungen am Patienten.
Die Assistenten sind alle mega nett, der ein oder andere will den PJlern immer mal seine Drecksarbeit aufdrücken (ewig rumtelefonieren und Dokumente anfordern etc.), aber es ist ein Geben und Nehmen. Habe immer versucht zu helfen, aber auch gesagt, wenn ich nichts lerne und etwas Teaching eingefordert, was aber je nach Luft, wenn weniger los ist, abgewogen werden muss. Die Assistenten sind selbst gestresst mit ihrer Dokumentation, deshalb am Besten während den Visiten viel fragen und sich gut in die Patienten einlesen. Insgesamt ist mir bei diesem Tertial der Lerneffekt, der medizinische Einblick und Teaching abgegangen. Eigeninitiative ist gefragt, sonst chillt man nur vor dem PC.
Als Famulatur ist es noch ok, aber als PJler, falls man wirklich später Innere machen will oder einfach besser auf das M3 vorbereitet sein will, ist das Triemli aus meiner Erfahrung keine Bereicherung. Außer man ist extrem engagiert und fordert ständig Teachings ein, aber leider haben Unterassistenten hier feste Aufgaben, die leider Sekretärinnen sonst machen. Dann lieber in Deutschland bleiben.
Auch die Schweizer Studenten sagten ausnahmslos alle, dass dies ihre schlechteste Stelle von allen anderen Unterassistent Stellen in anderen Spitälern, gewesen sei. Das ist keine Kritik an die Assistenzärzte oder Oberärzte, sondern an das System in diesem Spital.
Bewerbung
1,5 Jahre vorher, aber auch kurzfristig werden immer wieder Stellen frei, weil immer wieder PJler absagen