Die Neurochirurgie an der Uniklinik Ulm ist ein relativ kleines Team (3 Oberärzte, 6 Assistenten), der Großteil der Abteilung ist in Günzburg. Eine Rotation innerhalb des Tertials nach Günzburg ist möglich und auch gewünscht, hat sich bei mir jedoch aus privaten Gründen nicht ergeben.
Ähnlich wie bei den Assistenzärzten wechselt die Tätigkeit fast jeden Tag zwischen: Station, Hochschulambulanz, OP, Dienst. Jeder Tag startet mit einer Frühbesprechung, dort werden Fälle aus dem Dienst besprochen. Mittags ist nochmal eine Besprechung. Die Besprechungen waren sehr interessant, es wurden immer Bilder demonstriert und teilweise ausführlich über die Fälle gesprochen. Nach der Frühbesprechung ist noch Intensivvisite - Bei uns Covid-bedingt leider nicht für Studenten.
Auf Station wurde man in die anfallenden Tätigkeiten eingebunden, also Blutentnahmen, Nadeln, Verbandswechsel, Untersuchungen anmelden, Briefe schreiben, Gespräche führen, Telefonieren. Eigene Patienten betreuen oder die Visite führen war nicht möglich, auch weil die Visite meist kurz gehalten war und die ärztliche Zuständigkeit oft gewechselt hat aufgrund des kleinen Teams.
- Ein Problem gibt es hier: In der Chirurgie in Ulm kriegt man keinen eigenen SAP-Zugang. Für Briefe und Anforderungen muss man also einen Assistenten bitten, sich für einen anzumelden. Das war zwar in der Regel kein Problem, aber etwas unpraktisch.
Hochschulambulanz: Dort war ich nicht so häufig dabei; in der Regel schaut man dem Arzt zu, kann ab und zu untersuchen. Wer häufiger in der Ambulanz dabei ist und sich reinhängt, kann sicher auch mal selbst Patienten betreuen, je nach Arzt der dabei ist.
Im OP wurde man eingebunden, soweit es möglich ist. Neurochirurgische OPs brauchen idr. maximal einen Assistenten, also OA und Assistent operieren. Allerdings wurde auch wenn man "Nur" zuschauen konnte viel erklärt und man konnte Fragen stellen. Für Leute, die keine Lust auf Hakenhalten haben, ist das natürlich ein Vorteil. Teilweise, insbesondere im Dienst, durfte man allerdings auch mit am Tisch stehen und assistieren.
Dienst: Die Assistenten machen 24 Stunden-Dienste. Bei einem Team aus 6 Assistenzärzten bedeutet das: Einer ist immer im Dienst und einer immer im Dienstfrei, dadurch erklärt sich auch, warum auf Station und in der Ambulanz die Zuständigkeiten regelmäßig wechseln. Man konnte jede Woche bzw. sooft man will bei Diensten mitmachen. Dort war die Betreuung richtig klasse, man hat viel gesehen und durfte tendenziell mehr selbst machen, konnte den Assistenten außerdem wenn es richtig stressig wurde auch ordentlich unterstützen. Idr. gingen die Dienste so bis 22,23 Uhr, am nächsten Tag hat man auch Dienstfrei.
Pro:
-Die neurochirurgischen Patienten und Fälle fand ich super spannend. Patienten kommen mit Defiziten, werden operiert - und haben keine Defizite mehr. Man erlebt also wirklich in Echtzeit, wie Pathologien und Bildbefunde mit neurologischen Ausfällen zusammenhängen und behoben werden können. Außerdem erlebt man, wie im Falle von Komplikationen oder neuen Pathologien bereits operierte Patienten neue Defizite entwickeln und sich teils rasch verschlechtern. Auch das war wirklich sehr lehrreich und spannend.
-Das Team ist sehr nett, man wird gut aufgenommen, wertgeschätzt und gut betreut
-Die Dienste waren spannend und lehrreich.
-Auch wenn man eher selten mit am Tisch steht, ist es wirklich eine Erfahrung, bei Hirnoperationen dabei zu sein.
-Man kann auch im normalen Chirurgie-Tertial die Neurochirurgie kennen lernen, an anderen Unis muss man das im Wahlfach machen.
Contra:
-Keine Seminare wegen Covid
-Tendenziell eher wenig praktische Tätigkeiten, weil die Patienten sehr komplex sind und das Ärzteteam oft die Zuständigkeiten wechselt. Lag allerdings sicher auch an Covid, als ich da war war die OP- und Intensivkapazität deutlich runtergefahren.
Bewerbung
Interne Zuteilung. Rotationswünsche kann man an Frau Anette Mayer richten, diese werden in der Regel ermöglicht.