Diagnostik, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Zuallererst: Das Tertial ist nichts für jemanden, der sich im PJ nochmal eine ruhige, entspannte Zeit machen möchte. Ich bin z.B. sehr froh, dass ich es nicht als erstes Tertial, direkt nach M2 gemacht habe. Ich habe letztendlich voll mitgearbeitet, und hatte bis zu sechs eigene Patienten. Dadurch bin ich tatsächlich so selbständig geworden, dass ich keine Bange mehr vor dem Berufseinstieg als Assistenzärztin habe (auch wenn ich es im dritten Tertial doch noch einmal etwas ruhiger angehen lassen möchte ;)).
Nein, ganz ehrlich, hier ist das Motto, dass man Autofahren ja auch nicht auf dem Beifahrersitz lernt. Ich hatte jeden Tag eine Aufnahme eines Patienten, habe Anamnese und Untersuchung gemacht, habe die Medikamente und Salben selbst angeordnet. Da ich noch keine Famulatur in der Derma gemacht hatte, bin ich da quasi von Null gestartet; das war aber nicht schlimm, da ich jederzeit alles fragen durfte (auch mehrmals). Der eine Oberarzt ist immer im OP, in den darf man auch regelmäßig mitgehen und erste Assistenz machen. Der leitende Oberarzt ist jederzeit für Fragen ansprechbar, schaut sich einen Hautbefund beim Patienten nochmals mit einem an. Die Atmosphäre unter den Kollegen ist auch sonst familiär; auch wenn es auch mal stressig wird.
Mittwochs Nachmittags machen die Kollegen abwechselnd eine Fortbildung in Form einer Powerpoint. Freitags 14 Uhr macht der leitende Oberarzt eine "Diaklinik" mit Fallbeispielen anhand von Fotos, die beschrieben und diagnostiziert werden sollen.
Auf Station habe ich wirklich ein breites Spektrum an Krankheiten gesehen: SCLE, CDLE, Sarkoidose, Syphilis, Lentigo maligna, Keratoakanthom, diabetische Fußphlegmone, Erysipel, allerg. Kontaktekzem, Psoriasis pustulosa palmoplantaris, Lichen ruber, Pityriasis lichenoides chronica, skabies, Kaposi-Sarkom, Bullöses Pemphigoid, Neurodermitis, Akne inversa, Condylomata acuminata, Systemische Sklerose, Urticaria chronica, ...
Weiteres:
-Die Unterbringung im Personalwohnheim ist kostenlos. Das Zimmer ist sehr groß und geräumig (über 30qm). Dafür sind die Möbel aus den 70er Jahren. alles ist sehr pragmatisch, in der Kochzeile kein Geschirr da dieses geklaut würde. Im Prinzip hat man alles was man zum (Über-)Leben braucht.
-offiziell bekommt man Frühstück-Mittagessen-Abendessen gratis. Davon ist das Frühstück mit am leckersten und der größte Schmaus an der Sache =D Zum Mittagessen gibt es JEDEN Tag Burger (Burger mit Gyros, Burger mit paniertem Seelachs, Burger mit Hähnchencrossies, Burger mit Rindersteak, ...). Man kann natürlich auch die Canneloni in triefender Mehlschwitze nehmen oder Chicken Wings mit Pommes... was ich damit sagen will, ist dass eine gesunde ausgewogene Ernährung mit dem Kantinenessen nicht wirklich möglich ist. Abendessen bekommt man nur bis 18 Uhr und es handelt sich um das aufgewärmte Essen von mittags. Ich habe mir dann immer etwas aus dem Obstschrank genommen.
- die Leihwäsche ist leider ein großer Negativpunkt an dem Krankenhaus. Ich hatte eigntlich vier Monate das Gefühl, in Lumpen herumzulaufen =D eigentlich habe ich Hosengröße 1, aber bis zum Schluss gab es keine Hose, die mir bis über die Knöchel gegangen ist, ich hatte da immer Hochwasser
-Der PJ-Unterricht hat leider nur sehr unregelmäßig stattgefunden (nicht nur corona-bedingt). Ich habe dafür auch eine schlechtere Note gegeben, da das Haus keinen Studientag gewährt. Bei den doch recht langen Arbeitszeiten (regelmäßig bis 17 Uhr) hätte ich das fair gefunden.