2020 war ein verrücktes Jahr - das muss ich hier niemandem erzählen. Aber genau in dieser Zeit habe ich mein Praktisches Jahr in der Neurologie am Unfallklinikum Berlin abgeleistet. Eigentlich wollte ich das noch nicht einmal - ich hatte fest geplant in die Schweiz zu gehen und dort Kinderheilkunde als Wahlfach zu belegen - doch Covid hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Das ärztliche Team ist der Akutneurologie super und ich habe von ihnen viel gelernt. Dank der flachen Hierarchie kann man wirklich jeden fragen und bekommt eine angemessene Antwort. Ein Highlight in meiner Ausbildung waren die großen Visiten mit den Oberärzten und die wöchentliche Chefarztvisite, bei denen jeder Patient noch einmal kurz vorgestellt und untersucht worden sind. Mehr kann man sich doch als Neuro-PJ im Rahmen der Ausbildung nicht wünschen!
Es ist meckern auf hohem Niveau, aber wenn ich ehrlich bin, war ich nicht mit jedem Kollegen aus dem Pflegepersonal grün. Einige hatten die fixe Idee, dass man als PJler der Stationsdiener ist und man alle ungeliebten Aufgaben erfüllen soll. Eine Kollegin hat mich zum Beispiel um 17:45 Uhr - obwohl ich schon Überstunden an einem wirklich stressigen Tag gemacht habe - angehauen, für sie Blut abzunehmen, damit sie mit ihrer Kollegin in die Raucherpause kann. Dabei wurde ich noch angelogen, dass es nur zwei Pfleger statt den üblichen dreien am Nachmittag wäre, aber sie hat wohl nicht damit gerechnet, dass ich zählen kann. Hier möchte ich aber auch noch einmal hervorheben, dass sich die Ärztin, mit der ich zu diesem Zeitpunkt noch einen Patienten betreut habe, schützend vor mich gestellt hat und noch einmal die Aufgabenteilung klar gemacht hat.
Zusammenfassung: Man kann die Neurologie am UKB wirklich empfehlen. Lasst euch von der Pflege nicht den Blutbären aufbinden und genießt das tolle Team. Um ehrlich zu sein, habe ich nach dem Tertial sogar erwogen, Neurologe zu werden - und das will schon etwas heißen!