Mein bestes Tertial! und das sage ich, die vorher absolut gar keine Lust auf Chirurgie hatte.
Ich war die meiste Zeit im Bauchzentrum. Die Ärztinnen (als ich da war ein reines Frauenteam) dort waren ausgesprochen nett und interessiert daran, die PJler auch einzubinden. Man hat zwar viel zu tun mit Blutentnahmen, Flexülen und Verbandswechseln, aber hat auch häufig die Gelegenheit mit in den OP zu gehen. Die super abgefahrenen OPs gibt es in einem so kleinen Haus natürlich eher nicht, aber man sieht trotzdem viel, vor allem was Viszeral- und Tumorchirurgie betrifft. Polytraumata sollte man eher nicht erwarten.
Ich habe relativ häufig mit dem Chef operiert bzw Haken gehalten. Den fand ich am Anfang gewöhnungsbedürftig, er hat eine ziemlich autoritäre Aura und fragt die PJler gern mal irgendwelche abgefahrenen Sachen ab, wird aber nie grantig, wenn man es nicht weiß. Er kennt alle PJler mit Namen, Heimatuni und gewünschter Fachdisziplin. Man fühlte sich, wenn man etwas Interesse zeigt, wirklich gefordert und gefördert. Ich bin ein paar Mal inhaltlich mit ihm aneinandergeraten, hatte dabei aber insgesamt den Eindruck, dass er wirklich an der Meinung der jungen Leute interessiert war und auch zuhört, wenn man kontra gibt. Am Ende habe ich mich so gut mit ihm verstanden, dass ich mir durchaus hätte vorstellen können, dort zu arbeiten.
Die Oberärzte sind auch alle super nett - sogar der unfallchirurgische (!) Chef, der hat mir regelmäßig nach der OP noch einen Kaffee angeboten. Es gibt natürlich immer ein paar Kolleg*innen, die man nicht so toll findet, aber unterm Strich habe ich mich in der Abteilung sehr wohl gefühlt.
Am St Josephs sprechen sich die PJler grundsätzlich untereinander ab, was die Rotationen betrifft. So war ich auch 3 Wochen in der ZNA; dort war wegen Corona sehr wenig los, aber ich glaube, zu normalen Zeiten kann man dort sehr viel lernen. Insgesamt gibt es im St Joseph fast jeden Tag Studentenunterricht, von wechselnder Qualität, aber trotzdem lernt man dabei viel. Wir mussten auch mal einen Vortrag halten oder eine Fallvorstellung machen. Besonders gut fand ich, dass es ab und zu eine Lehrvisite gab.
Es gibt am St Josephs die Möglichkeit, ein Apartment zu bekommen, die sind wirklich super großzügig und neu, sogar mit kleinem Balkon, haben bloß kein WLAN. Außerdem gibt es Frühstücksbuffet UND Mittagessen, und zwar sogar meistens ziemlich lecker. Und obendrauf auch noch 400€. Also ziemlich spitzen Rahmenbedingungen!
Fazit: Prof. Sendt hat einfach Bock auf Lehre, und das merkt man. Das St Joseph Stift ist ein unheimlich angenehmes Haus (ich war auch in der Inneren dort), und die Bedingungen für PJler sind insgesamt wirklich super. Ich würde das Tertial absolut empfehlen, ganz besonders auch jungen Frauen, die Chirurginnen werden wollen.