Die erste Hälfte meines ersten Tertials der Inneren habe ich in der Kardio von Friedrichstadt gemacht. Insgesamt war ich positiv überrascht und kann die Kardio empfehlen, obwohl ich mich sonst nicht so für Innere begeistern kann. Meine Erfahrungen sind sehr von einem Alltag in der Pandemie geprägt, es kann gut sein dass ihr unter "normalen" Bedingungen andere Erfahrungen macht.
Im Voraus kriegt ihr alle Wichtigen Infos von der PJ-Beauftragten zugeschickt und könnt Rotationswünsche abgeben. Ich habe mich für Kardio und Rheuma entschieden. Jeder PJler kann typischerweise auch zwei Wochen in die ZNA und zwei Wochen auf ITS gehen, wenn gewünscht. Am ersten Tag kommt ihr dann ins Sekretariat der II. Med und kriegt alle wichtigen Unterlagen. Ihr bekommt einen eigenen Orbis-Zugang, Transponder, Kleidung und mit etwas Glück auch einen Spind.
Los ging es bei mir mit 2 Wochen IMC. Um 7 geht es los mit der Übergabe, dann Visite, Anordnungen, anstehende Diagnostik etc . Manchmal werden direkt auf Station Arterien gelegt oder Pleura/Aszites punktiert, da könnt ihr euch gut einbringen und mit etwas Geschick auch selbst Hand anlegen. Auch kardiovertieren dürft ihr unter Anleitung. Wenn nicht so viel los war konnte ich auch ins Katheterlabor, bei Schrittmacher-OPs oder Echos zusehen, etc. Insgesamt seid ihr hier als PJler aber eher zusätzlich da, Blutabnahmen macht meist die Pflege, eigene Patienten hatte ich hier nicht. Das Team ist nett und für den Einstieg war es für mich genau richtig.
Danach war ich zwei Wochen in der ZNA und etwas später dann nochmal eine Woche zusätzlich in der Spätschicht (15:00-23:30) dort, weil es mir so gut gefallen hat. Die Frühschicht beginnt um 07:00 mit der Übergabe auf Station S100, sobald die ersten Patienten reinkommen geht es dann runter in die ZNA. Ihr bekommt eigene Patienten, macht hier dann Anamnese und Untersuchung, wertet EKGs, BGAs und Labor aus, bei Gelegenheit kann man auch mal selbstständig schallen etc. Dann stellt ihr den Patienten einem Arzt vor und überlegt zusammen die nächsten Schritte. In der Spätschicht hat es fast noch mehr Spaß gemacht, weil man dann alleine mit den Ärzten ist und noch mehr selbst in der Verantwortung steht. Die Pflege ist hier super nett und selbstständig, man arbeitet richtig gut als Team zusammen.
Dann war ich noch kurz auf der Station 1, das ist eine angiologische Station, auf der aber auch viele andere Patienten liegen. Hier war die übliche Stationsarbeit angesagt, v.a. auch viele Blutentnahmen. Insgesamt fand ich es hier eher langweilig, die Visiten gehen oft stundenlang. Wenn gar nichts los ist dürft ihr aber auch hier wieder ins Katheterlabor oder bei evtl anstehender Diagnostik dabei sein. Die Station hat dann kurz vor den Feiertagen geschlossen wegen Personalmangel.
Lehre wird prinzipiell in Friedrichstadt groß geschrieben, während Corona konnte jedoch die klinische Fallvisite mit dem Chefarzt nur sehr eingeschränkt/gar nicht stattfinden. Die PJ-Beauftragten unter den Assistenzärzten haben sich aber trotzdem immer wieder Mittwochs die Zeit genommen und uns Patienten vorgestellt. Der berühmt berüchtigte EKG Kurs fand auch bei uns immer Freitags statt, wobei der eher was für Spezialisten ist in meinen Augen. Die allermeisten Ärzte sind motiviert euch etwas beizubringen, stellen Fragen oder erklären auch von sich aus mal ihr Vorgehen.
Ich hatte immer Zeit für Frühstück/Mittagessen, oft konnte man auch etwas früher gehen als 15:30, hin und wieder bin ich auch mal länger geblieben um noch zu helfen. Die 400€ Gehalt kamen immer pünktlich an.
TLDR: Insgesamt ein guter Einstieg ins PJ. IMC und ZNA haben mir am besten gefallen. Station 1 (und wohl auch 3) sind eher die typische Stationsarbeit. Nettes Team, gute Lehre.