Wer Interesse an der Orthopädie und Unfallchirurgie hat ist in Bern perfekt aufgehoben. Ich habe mein Wahlfachtertial am Inselspital absolviert und kann es nur weiterempfehlen.
Den positiven Berichten kann ich mich nur anschließen. Im Voraus möchte ich sagen, dass der "Erfolg" des Tertials natürlich von der eigenen Motivation und dem Engagement abhängt.
Die Organisation lief Problemlos über das Sekretariat. Es wurde sich immmer bemüht meine Fragen zu beantworten.
Mit der ersten Zusage kann man sich direkt um ein Personalzimmer in einem der Schwesternwohnheime der Insel bewerben, da dies meist die billigste Unterkunft vor Ort darstellt (je nach Wohnheim 400-700 CHF/Monat). Die Nähe zur Klinik war besonders für Pikettdienste sehr praktisch.
Der Arbeitsvertrag sieht 50h/Woche und 2 freie Tage pro Monat vor. Durch Pikettdienste (12h Bereitschaft am Wochenende) kann man sich zusätzlich einen Kompensationstag erarbeiten.
Die Einteilung in die verschiedenen Teams der Orthopädie ist meiner Meinung nach eine ideale Möglichkeit, aus einem Tertial das bestmögliche herauszuholen. Es wird versucht möglichst auf alle Einteilungswünsche einzugehen.
Ich durfte in meinen 4 Monaten in allen großen Teams mitarbeiten (Knie, Hüfte, Obere Extremität, Wirbelsäule und Fuß). Nur für die Notaufnahme hatte ich leider keine Zeit mehr.
Der Ablauf einer Woche ist in jedem Team ähnlich:
-Es gibt zweimal pro Woche Sprechstunden. Hier hat man pro Patienten ausreichend Zeit (meist 30min). Dadurch kann man diesen mit den Kollegen Vorbesprechen (Röntgenbilder, Besonderheiten, Untersuchungsschwerpunkte), ausführlich untersuchen und Nachbereiten (Besprechen, Fragen klären und Bericht Diktieren). Auch wenn man zu Beginn teilweise etwas überfordert ist, konnte ich mir jederzeit sicher sein, dass ich von allen Personen vor Ort Hilfe und Unterstützung erhalten könnte. Französisch Kenntnisse sind von Vorteil, werden aber nicht vorausgesetzt. An den Sprechstundentagen hat man meistens 16 Uhr Feierabend.
- Die restlichen drei Tage wird man einem der vier OP-Sälen zugeteilt.
Im Normalbetrieb gab es ausreichend elektive Operationen zu besetzen. Insgesamt sieht man viele verschiedene Eingriffe. Man durfte sich so gut wie immer mit Einwaschen und am Tisch stehen. Je nach Operateur durfte man auch mal mehr als nur Haken oder Beine halten (Bohren, Schrauben und natürlich Nähen). Die Stimmung ist sehr familiär, da lediglich der Chefarzt gesiezt wird.
- Teaching/Lehre findet im Normalbetrieb 5x/Woche statt.
Durch die COVID Situation konnte mein Tertial leider nicht wie gewöhnlich verlaufen. Die Morgenbesprechungen gab es nur noch für einen kleinen Kreis der Ärzte, weshalb der Tag etwas später begann.
Die Fortbildungen fanden nur noch 3x/Woche statt.
Anfangs noch in Präsenz, später in Form eines Online Seminar von Oberärzt*innen für Unterassistent*innen, einer Online Fortbildung von Unterassistent*innen für Unterassistent*innen und einem präsenz Untersuchungskurs.
-Mitarbeit in der Forschung war bei Interesse möglich und natürlich freiwillig
Pro:
-sehr engagiertes und nettes Team, besonders die Sekretärin und PJ-Beauftragten
-gute Struktur und Organisation des gesamten Tertials
-Bern ist eine wunderschöne Stadt und das Berner Umland/ die gesamte Schweiz lohnen sich definitiv für einen Auslandsaufenthalt!
Kontra:
-teilweise lange Arbeitstage (normal in der Schweiz)
-reduzierte Lehre bedingt durch COVID (bereits Versuche über Online-Angebote zu kompensieren)