Insgesamt eher durchwachsenes PJ - bitte nicht als "Jammern auf hohem Niveau" missverstehen. Ich hatte insg. gute PJ-Tertiale an Kliniken, die alle 500€ gezahlt haben, dennoch ist das PJ weiterhin verbesserungsfähig.
Prinzipiell sind Anästhesist*innen sehr freundlich und interessiert an Ausbildung. Das Fach lädt natürlich auch dazu ein und deshalb habe ich es als Wahlfach genommen. Der Durchsatz an PJler*innen in der Anästhesie am UKR ist enorm, was man den Assistent*innen und vor allem den Fach-/Oberärzt*innen deutlich anmerkt. Für Anästhesie bleibt aktuell in Regensburg nur das UKR, da BBs noch nicht geht und Josef kein Geld bezahlt - hoffentlich ändert sich das in Zukunft.
Pro:
Die Organisation ist sehr gut, die PJ-Koordinatorin kümmert sich um die Zuteilungen und jeder durchläuft alle Bereiche - aufgrund der Menge der Leute z.T. aber in unpraktischer Reihenfolge. Jede Woche gibt's ein PJ-Seminar, das von der Qualität sehr unterschiedlich ist. Wir hatten auch Simulatortraining, allerdings nur eine halbe Stunde pro Zweierteams, was kaum für einen Durchlauf pro Kopf gereicht hat.
Die Assistent*innen sind wie gesagt fast durchwegs sehr nett, erklären viel und lassen einen je nach Ausbildungsstand das ein oder andere selbst machen.
Für meine kommende klinische Tätigkeit habe ich zumindest gefühlt genügend "Notfallskills" erlernt, wie Maskebeatmen und LAMA-Schieben (es heißt immer, das kann jeder, man muss es aber ein paar Mal gemacht haben). Alles andere wie ZVKs und Intubieren verlernt man als Nicht-Anästhesist sowieso in kürzester Zeit wieder.
Kontra:
Vielleicht war das z.T. auch Corona geschuldet, aber beinahe jeden Tag mit jedem Anderem unterwegs zu sein ist für alle sehr anstrengend - jeden Tag musst du aufs Neue zeigen/kommunizieren, was du schon kannst und was nicht. Prinzipiell muss man damit leben, dass man in der Anästhesie v.a. am Anfang viel im Weg steht und das auch des Öfteren zu hören/zu spüren bekommt. Der Tag ist auch abhängig davon, wie gut die Anästhesiepflegefachkraft gelaunt ist. Wenn du dich nicht vorstellst, bist du selbst schuld, das ist klar. Wenn du aber ganze 2,3sek länger dafür brauchst, eine Heidelberger Verlängerung zu holen oder das Dexamethason während der 6h-OP, dann wird dir das Material auch gerne mal aus der Hand gerissen mit den Worten "Komm her, ich machs selbst." So lern' ichs leider nicht, sorry. Aber auch hier sind die meisten sehr nett.
Negativ aufgefallen ist mir häufiger, dass die Spangenaufsichten (Fach/-Oberärzt*innen) manchmal nicht wollen, dass "der PJler" was macht. Obwohl wegen Corona sowieso nur die Hälfte der OPs liefen, war immer Zeitdruck und die 5 Min. mehr für bspw. einen ZVK kann man ja unmöglich riskieren. Überhaupt als "PJler" angesprochen zu werden, wenn man sich morgens namentlich vorgestellt hat, geht gar nicht (das ist aber kein Problem der Anästhesie alleine).
Ich war auf Station 91 der Intensivstationen und dachte zeitweise, ich pack das keine 2 Wochen mehr: dort gibt es einfach so gut wie nichts zu tun. Es war manchmal so langweilig, dass sogar die Assistent*innen mitleid hatten (wegen 3/4-Tage-Woche) bleibst du dann aber die Tage trotzdem länger da - die wenigen spannenden Sachen passieren auch eher am Nachmittag/Abend. Einzelne lehrbereite Assistenten haben sich dann aber sogar noch Zeit genommen für das ausführliche Zeigen der ZVK-Anlage!
Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich den Satz "Dafür gibt's morgen aber einen Kuchen" gehört habe - es wird das Gefühl erweckt, man müsse für Lehre eine Gegenleistung erbringen. Wenn ich in einer Rotation eine gute Zeit hatte, habe ich gerne was mitgebracht. Auf Aufforderung, weil man ja nen ZVK legen durfte, eher nicht - du bedankst dich mehrfach, das muss reichen an einer Uniklinik.
Ich bin insgesamt leider zu weniger praktischen Skills gekommen, als ich es mir erhofft hatte. Wenn ich nach dem Studium Anästhesie machen wollen würde, würde ich mich nicht gut genug darauf vorbereitet fühlen. Da das nicht der Fall ist, ist es mir nicht ganz so wichtig.
Fazit: Ich würde wieder Anästhesie-PJ machen, mir aber wünschen, dass in Zukunft mehr andere Kliniken ihre Tore für PJler*innen öffnen (können), damit die Uni nicht mehr diese Selbstverständlichkeit des ungebremsten Nachwuchses hat.