Du willst in ein kleineres Krankenhaus außerhalb der Stadt, bist dir aber nicht sicher, ob es vielleicht zu langweilig ist, oder der Weg zu weit?
Spoiler: von Langeweile kann keine Rede sein, und der Weg ist es allemal wert.
Die Ilmatlklinik versorgt eine große Region und ist dadurch ein Sammeltopf für alles, was anfällt. Auch, wenn natürlich einige Fälle zur weiteren Behandlung in Spezialkliniken verlegt werden, sieht man erstmal die ganze Bandbreite an internistischen Erkrankungen. Die internistische Klinik besteht aus einer kardiologischen und einer gastroenterologische Abteilung mit jeweils einer Station, außerdem gibt es eine geriatrische Station. An Funktionsabteilungen gibt es ein Sono, eine sehr gute Endo in der eigentlich alle wichtigen endoskopischen Verfahren durchgeführt werden können, ebenso ein tolles Herzkatheterlabor, Herzecho und Schrittmacherambulanz. Überall kann man jederzeit zuschauen bzw. etwa im Fall Sono auch mitmachen, vorausgesetzt, die Stationsarbeit erlaubt es.
Der leitende Oberarzt der gastroenterologischen Abteilung (übrigens wahnsinnig nett und jederzeit ansprechbar, wenn es ein Problem oder sosntiges gibt) ist für die PJlerInnen hauptsächlich zuständig, und in Absprache mit ihm kann man sehr flexibel einteilen, wann man wohin rotieren möchte. Dadurch war ich ein paar Wochen auf der kardiologischen Station (die im Rahmen der Covid-Anpassungen auch die neurologische Überwachungsstation beinhaltete), ein paar in der Notaufnahme, ein paar auf der Gastro-Station, die zu dem Zeitpunkt auch eher gemischt war (möglicherweise auch im Rahmen der pandemiebedingten Umstrukturierung, das kann ich nicht so gut beurteilen), und sogar noch 2-3 Wochen nur in den Funktionsabteilungen unterwegs.
Das ganze Team ist sehr nett, alle sind gern bereit einem etwas beizubringen. Gleichzeitig ist es auch hier so, dass die Mitarbeit der PJs durchaus benötigt ist. So hat man immer etwas zu tun, hilft beim Briefe schreiben, Blut abnehmen und Nadeln legen über den Tag (ABER: die morgendlichen Blutentnahmen werden in der Regel durch die Stationssekretärinnen erledigt!), Patientengespräche führen, Visite mitgehen, etc. PJler bekommen auch ihren eigenen PC- und SAP-Zugang, so dass man eigentlich fast alles wie in der Rolle als AssistenzärztIn erledigen kann. Überstunden kamen öfter mal vor, aber auch, weil ich gern dazu bereit war. Wiederum auch Dank Corona gab es einfach sehr oft sehr viel Arbeit.
In der Notaufnahme habe ich mich recht lange aufgehalten, konnte dadurch im Laufe der Zeit auch ziemlich selbständig arbeiten. Durch die neue Coronasituation war in meinem Tertial alles etwas anders, so dass es schon auch mal stressig werden konnte, und ich manchmal fast das Gefühl hatte, etwas zu viel Verwantwortung zu bekommen. Aber nicht über die Maßen - letztendlich hat es dazu geführt, dass ich sehr viel gelernt habe und mich gut auf die Assistenzzeit vorbereitet gefühlt habe.
Für freie Tage kann man Dienste mitmachen, man kann aber auch über alles mit dem zuständingen Oberarzt reden. Insbesondere wenn man sich engagiert zeigt, wird man sicher mit Entgegenkommen rechnen dürfen.
Als kleinen Kritikpunkt könnte man die Lehre in Form von Seminaren anführen, die zwar theoretisch einmal die Woche geplant waren, aber dann doch häufig nicht stattfanden. Zugegebenermaßen hätten wir Pjler das wohl beeinflussen können, hätten wir die entsprechenden OberärztInnen etwas hartnäckiger verfolgt.
Das Beste in der Ilmatlklinik ist aber wirklich der gute Kontakt zu allen ÄrztInnen, auch zu den Chefs, mit denen man durchaus beim Mittagessen auch mal die eine oder andere Unterhaltung führt (Mittagessen findet nämlich in der Regel gemeinsam statt, nach der täglichen Röntgenbesprechung). Auch mit den Pflegekräften herrscht insgesamt ein gutes Verhältnis. Auf jeden Fall habe ich mich als PJlerin bestens integriert gefühlt.
Also falls das bisher noch nicht rüberkam: wärmste Empfehlung für ein Tertial in der Inneren in Pfaffenhofen (außer, man möchte gerne viel über Hämato-Onko lernen)! Ich hätte zufriedener nicht sein können, und das, obwohl wir gerade den ersten Lockdown hatten, und alles etwas anders war.