CAVE: Die Uni Mannheim hat aufgrund eines Modellstudiengangs Quartale statt Tertiale. Das PJ beinhaltet daher zusätzlich ein ambulantes Quartal (entweder Fachambulanz in einer Klinik oder eine sonstige ambulante Einrichtungen, s. ZI-Mannheim).
Die Abteilung Hämatologie/Onkologie der UMM ist ein ziemlich durchwachsenes Feld in meinen Augen und lässt sich nur nach den einzelnen Stationen aufschlüsseln:
Allgemeine Abteilung:
Der Chef und auch die OÄ sind weitestgehend freundlich, man wird begrüßt und in der Abteilungsbesprechung vorgestellt, die Chefvisiten sind sehr angenehm, man wird weder geprüft noch missachtet. Die Abteilungsbesprechungen und internen Fortbildungen sind weitestgehend (s.u.) gut und lehrreich, es werden regelmäßig aktuelle Studien/interessante Fälle präsentiert.
16-4 Normalstation:
Die dort zuständige OÄ Prof. Metzgeroth mag eine fachlich hervorragende Zytopathologin sein, menschlich und als Lehr- und Führungspersonal fand ich sie eine ziemliche Katastrophe: Anfallende Arbeiten sind unsinnig verteilt (EKG müssen vom ärztlichen Personal=Studenten *hust* geschrieben, nicht nur ausgewertet werden, BE trotz Port oft ebenfalls, Laborgänge und das Richten von Punktionen fällt ebenfalls ins studentische Aufgabenfeld, etc.), die Visite findet nur für die jeweils direkt betreuten Patienten durch den jeweiligen Assistenten statt (eine Gesamtvisite erfolgt nur bei der wöchentlichen Chefvisite, die Assistenten sind daher jeweils nur in ihre Patienten eingedacht und stehen bei Diensten/Rückfragen der Pflege ohne relevante Vorkenntnisse da), eine reguläre Pause findet nur morgens zum Kaffeetrinken mit der OÄ statt, das Mittagessen wird i.d.R. beim Arbeiten eingenommen.
Entsprechend kann man sich die Stimmung der Assistenten vermutlich vorstellen. Auch von diesen wird daher die Nutzung von Studenten als bessere Pflegepraktikanten daher leider vorangetrieben, da sie so ihre eigene Belastung zu schmälern suchen. Wer hier sein Tertial ableistet, sollte sich besser ein dickes Fell und einen ausreichenden mentalen Vorrat des Satzes 'Nein, das mache ich nicht' zulegen (insbesondere, wenn man ohne Einweisung/Anleitung/Aufsicht Aufklärungen zu invasiven diagnostischen Maßnahmen durchführen soll).
Das für die Assistenten in ihrem Arbeitsablauf nicht die Zeit bleibt, die Studenten anzulernen und sie Maßnahmen nach Anlernen unter Aufsicht bzw. selbstständig durchführen zu lassen (Knochenmarkpunktion, EK/TK/FFP anhängen, Aszitespunktion, etc.) kann ich verstehen. Leider lernt man so aber auch deutlich weniger, als man könnte.
Erwähnenswert ist in meinen Augen auch, dass Prof. Metzgeroth explizit Lehrtätigkeiten verweigert: Studenten, die die oberärztliche Visite der Privatpatienten begleiten wollten, wurden hinausgeschickt und bei erneutem Versuch mit den Worten 'das nutzlose Assistenzpersonal sucht sich bitte eine sinnvolle Tätigkeit, die Begleitung meiner Visite ist nur der Privatassistentin und ihrer persönlichen Hilfskraft erlaubt' abgekanzelt. Die von ihr durchgeführte, abteilungsinterne und als Abteilungsbesprechung veranstaltete Vorstellung zytopathologischer Befunde der Woche wird in einem Tempo und einer Art vorgetragen, dass sich selbst Fachärzte über die Sinnlosigkeit dieser Vorstellung und den mangelnden Lerneffekt beklagten.
17-4 Knochenmarktransplantationstation:
Die Station ist ob ihres erhöhten Hygienebedarfs und der entsprechend wenigen Patientenplätze etwas weniger lehrreich im Sinne geringerer Varianz, gleichzeitig benötigen diese Patienten eine erhöhte diagnostische und therapeutische Betreuung. Daher glich sich das in meinen Augen gut aus. Das dortige Personal ist nett, die täglichen oberärztlichen Visiten (Prof. Reiter) waren angenehm und lehrreich.
17-3 Palliativstation:
Auch diese Station ist angesichts des geringeren Patientendurchlaufs und des geringeren diagnostischen/therapeutischen Rahmens etwas weniger lehrreich im Sinne von praktischen Tätigkeiten, dafür kann man aber gerade im Sinne der Gesprächsführung, analgetischer und palliativer Maßnahmen sehr viel lernen. Da auch Patienten, welche sich nicht im unmittelbaren Sterbeprozess befinden (Patienten, die keine kurative Option mehr haben laufen bekanntlich alle eigentlich als palliativ), hier betreut werden, gibt es auch hier ein reguläres hämato-/onkologisches Versorgungsbild und die dort nötigen internistischen und chirurgischen Fragestellungen. Aufgrund der ebenfalls etwas ruhigeren Arbeitsatmosphäre war auch hier mehr Zeit für Lehrgespräche und es konnten Patienten unter Aufsicht selbstständig durch die Studenten betreut werden. Auch hier waren die oberärztlichen Visiten sehr angenehm und lehrreich.
Alles in allem kann ich die Hämatologie/Onkologie der UMM insofern empfehlen, als dass sich der Einsatz auf der Palliativstation sehr lohnt (sofern man mit diesem Setting kein grundsätzliches Problem hat), wohingegen der Einsatz auf der Normalstation nur bei ausreichender Toleranzschwelle für Frustrationserlebnisse und sinnfreie Tätigkeiten zu empfehlen wäre.
Bewerbung
Die Einteilung erfolgt zentral über das Studentensekretariat nach Abgabe von je 3 Wünschen in Rangliste pro Quartal.