PJ-Tertial Unfallchirurgie in Berufsgenossenschaftliches Unfallkrankenhaus Hamburg (11/2020 bis 3/2021)

Station(en)
3b, 6a, ZNA
Einsatzbereiche
OP, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Luebeck
Kommentar
Ich habe mein Pflichttertial in der Chirurgie komplett in Hamburg Boberg verbracht. Wer keine Lust auf Allgemeinchirurgie hat, ist hier goldrichtig, man arbeitet nur unfallchirurgisch. Wer gerne Allgemeinchirurgie miterleben möchte, sollte ein anderes Haus wählen.
Es gibt eine Rotation über die septische Abteilung, die aseptische Abteilung und die Notaufnahme. Zusätzlich gibt es in Boberg die Möglichkeit in der Handchirurgie, dem Querschnittverletztenzentrum, sowie auf der Brandverletztenintensiv zu hospitieren. Muss man sich zwar selber organisieren, weil das nicht vorgesehen ist, aber ich war zum Beispiel eine Woche auf der Brandverletztenintensivstation und das war eine sehr gute Erfahrung.

In Boberg stempeln PJler ihre Zeiten. Klingt nervig (wir müssen 8 Stunden arbeiten, die halbe Stunde Pause wird uns großzügigerweise "geschenkt", also z.B. von 7-15 Uhr) weil man, wenn mal nicht viel zu tun ist, halt nicht einfach nach Hause gehen kann. Dafür sammelt man aber eben auch schnell Überstunden und kann die flexibel abfeiern.
Da ich auf dem Gelände gewohnt habe und dank Lockdown eh nicht viel zu tun hatte abends bin ich dann häufig länger geblieben und habe dafür freitags immer frei gehabt und bin nach Hause gefahren. Einen Studientag gibt es nämlich nur 1x/Monat, aber nur für Studenten der Uni Hamburg. Andere PJ-Kollegen haben ihre Überstunden dann gebündelt am Ende genommen.
Die ärztliche PJ-Beauftragte ist super entspannt und macht eigentlich alles möglich, sie ist immer gut erreichbar und man kann mit ihr alles besprechen.

Meine erste Rotation war auf der septischen Chirurgie auf der Station 3b. Dort waren sowohl die Ärzte, als auch das Pflegepersonal sehr nett, haben mir viel erklärt, mich überall mit hin genommen, einbezogen und ich durfte relativ frei entscheiden, ob ich jetzt Bock auf Station, Sprechstunde oder OP hatte. Also wenn man viel Lust auf OP hat, kann man oft mit gehen, wenn man nicht so viel Lust hat, wird man nicht den ganzen Tag fest dort eingeplant. Ab und zu sind natürlich mal OP’s mit PJler. Im OP selber sind aber alle auch zu unerfahrenen PJlern sehr nett und geduldig, ich wurde nie angeschrieen oder habe sonst irgendwelche Chirurgiegruselgeschichten erfahren. Richtig selber machen durfte ich aber auch eher selten was. Um den Studenten zunähen zu lassen fehlte dann meistens die Zeit oder Geduld, weil zügig der nächste Patient in den Saal sollte. Redons durfte ich annähen und zwischendurch durfte ich Fixateure selber entfernen.

Großer Pluspunkt im BG Klinikum allgemein: es gibt einen Blutentnahmedienst. Das heißt man wird wirklich nur für schwierige Blutentnahmen und Zugänge angerufen, oder später am Nachmittag.
Da immer ein Student fest in der Notaufnahme eintgeteilt ist, ist es meistens schwierig tagsüber dort mitzuarbeiten, weil auch die neuen Assistenten in der ZNA anfangen und meist genug Leute da sind. Man hat aber immer die Möglichkeit, den Tagdienst von 16-20 Uhr in der Notaufnahme mitzumachen oder auch mal Nachtdienste dort zu verbringen.

Meine Rotation auf die aseptische Station war leider eher durchwachsen. Die Oberärzte hatten häufig keine Lust auf PJler im OP und haben das auch klar kommuniziert. Auf der 6A arbeitet ein Physician Assitant, der meistens bevorzugt anstatt des Studenten mit in den Saal genommen wird. Außer Visite und viiiiielen Briefe ist dann oft nicht viel zu tun. Man kann aber auch hier mit in die Knie- oder BG-Sprechstunden mitgehen, wenn man will.
Ein Oberarzt und der Physician Assistant haben sich aber zwischendurch Zeit für mich genommen, um mir Kram zu erklären oder mir z.B. nochmal das Knoten zu zeigen. Das war ganz cool, insgesamt habe ich dort dann halt dort nicht sehr viel gelernt, aber richtig unfreundlich oder so war auch niemand. Man musste sich einfach häufig aufdrängen, wenn man irgendwas mitmachen wollte.

Die Rotation in der Notaufnahme war dann natürlich am besten. Man kann komplett eigenständig Patienten sehen, untersuchen und stellt sie dann einem Assistenten vor. Man darf alles Nähen, was so kommt, Schockräume mitmachen, Bilder befunden und den Brief dann schreiben und einfach eigenständig arbeiten. Das Ärzteteam ist jung und hat Bock, auch auf Lehre. Mir wurde extrem viel gezeigt und erklärt und auch die Pflege hat mich immer mit einbezogen und sehr nett behandelt. Hat mir persönlich viel Spaß gemacht und ich war etwas traurig, dass ich nicht länger in der ZNA war.

Ich habe auf dem Gelände des Klinikums für 180€ ein Zimmer in einer 3er WG gehabt. Räumlich total okay, leider funktioniert das W-LAN nur so bedingt und der Herd war absichtlich abgeklemmt, weil nicht gewünscht ist, dass PJler dort kochen. Parken kostet nochmal 70 cent/Tag, es gibt aber auch kostenlose Parkplätze und fürs Essen gibt es leider gar keine Vergünstigung für Studenten. Und freies Essen schon gar nicht. Die Mensa ist aber ganz in Ordnung.

Der PJ-Unterricht findet leider sehr unstet statt, mit der Begründung der fehlenden Raumkapazität. Im Hörsaal, wo er wohl sonst immer stattfand, wurden seit Dezember die Coronaimpfungen durchgeführt. Wir hatten meistens so alle 2-3 Wochen mal Unterricht, der war qualitativ aber sehr gut und wir durften uns immer Themen aussuchen, die uns interessiert haben.
Geimpft wird Stand jetzt als PJler übrigens nicht in Boberg, trotz Einsatz in der ZNA, und auf der Covid-Station. Ansonsten werden alle Mitarbeiter der Unfallchirurgie 1x/ Woche mit einem Schnelltest getestet und das Personal trägt dauerhaft FFP2 Maske, die auch von der Klinik zur Verfügung gestellt werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man als PJler in Boberg schon geschätzt und gut behandelt wird. Außerdem ist man ziemlich flexibel, wann man Überstunden machen kann, wann man frei haben will, wo man sich was anschauen will.
Man darf bestimmt nicht so viel selber machen wie in kleineren Häusern, vor allem im OP, dafür sieht man hier durch die große septische Abteilung und die BG-Fälle ein bisschen abgefahreneres Zeug. Zu jederzeit wurde respektvoll mit mir umgegangen und irgendwelche alten Berichte, laut denen man angeschrieen oder nicht gegrüßt wird kann ich absolut nicht bestätigen.
Für mich, als nicht chirurgieerfahrenen oder begeisterten Menschen, war das Chirurgietertial in Boberg total in Ordnung und hat mein Interesse an Unfallchirurgie sogar total geweckt.
Bewerbung
Ich wurde von der Uni Lübeck nach Boberg zugeordnet.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Braunülen legen
Chirurgische Wundversorgung
Briefe schreiben
Mitoperieren
Patienten aufnehmen
Punktionen
Botengänge (Nichtärztl.)
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Blut abnehmen
Eigene Patienten betreuen
Gipsanlage
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gesammelt am Ende
Tätigkeiten
Unterkunft gestellt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
350€
Gebühren in EUR
180€ Unterkunft, 0,70€ Parkplatz/Tag

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
4
Betreuung
2
Freizeit
5
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.47