Das Tertial fand während der zweiten Welle der SARS-CoV2-Pandemie statt, deshalb kann ich nur für diesen Zeitraum sprechen.
Die Abteilung für AINS in Lünen bietet ideale Bedingungen, um das Fach in allen Facetten kennenzulernen. Es gibt einen OP mit 4-5 parallel laufenden OPs, eine Intensivstation (bis zu 15 Patienten - wegen Corona waren es dann einige mehr..), drei NEFs (1x am Klinikum; 1x im Industriegebiet auf einer großen/modernen Feuerwache; 1x in der Nachbarstadt Werne), einen RTH (steht am Krankenhaus - leider keine PJler/inen), einen Schockraum (für 2 Patienten) und eine Ambulanz (Untersuchung von Patienten am Tag vor der OP).
Grundsätzlich gliedert sich das 16-wöchige (4-monatige) PJ-Tertial in je 8 Wochen OP und 8 Wochen Intensivstation (in dieser Reihenfolge). Direkt zu Beginn lädt der Chefarzt zum persönlichen Gespräch. Hierbei findet insbesondere ein Kennenlernen und Anpassen der Rotationen nach Wünschen/Interessen im Vordergrund. Zum Beispiel eine Woche auf dem NEF - war kein Problem (auch Schmerzmedizin ist möglich). Während des gesamten PJs kann man sowohl aus dem OP, als auch von der Intensivstation an der Schockraumversorgung mitmachen/zuschauen.
Im OP:
Der Tag beginnt mit einer Besprechung des OP-Plans im Aufwachraum (AWR) um 07:30 - alle Ärzte sind anwesend. Meistens ist man immer einem Arzt/einer Ärztin (Assistenzarzt oder Facharzt) in einem Saal zugeordnet. Gemeinsam begleitet man die Patienten durch die jeweiligen OPs (Einleitung, OP, Abgabe des Patienten im AWR). Während der Einleitung darf man als PJler/in je nach Weiterbildungsstand des Arztes/der Ärztin unterschiedlich viel machen: Assistenzarzt (Monitoring, Viggo, Arterie legen nach einigen Wochen, Maskenbeatmung, Medikamente nach Anweisung injizieren), Facharzt (siehe Assistenzarzt + Intubieren). Bei einem Privatpatienten macht der Chefarzt alles selbst (hier kriegt man dann viel erklärt). ZVKs/PDKs habe ich im OP nicht gelegt. Während der OP gibt es viel Teaching (Beatmung, Narkose, Medikamente, Atemphysiologie, etc.). Als PJler/in wird man während der OP bei verschiedenen Tätigkeiten eingebunden: OP-Protokoll, Beatmung anpassen, Medikamente aufziehen, Perfusoren anpassen, BGAs, etc.. Bei der Ausleitung des Patienten kann man gelegentlich extubieren. Im OP findet alles unter Supervision statt. Je nach OP Programm war man zwischen 14:00 und 16:00 zuhause (meistens 16:00).
Auf der Intensivstation:
Der Tag beginnt um 07:00 mit der Besprechung aller Patienten auf der Intensivstation. Anschließend werden die Patienten mit den Chefärzten anderer Fachrichtungen visitiert (z.B. ICBs mit der Neurochirurgie). Danach werden die Patienten untersucht/deren Labore analysiert/auf Station verlegt. Als PJler/in begleitet man diese Aufgaben in den ersten Wochen und kriegt im Verlauf immer mehr eigene Patienten, die man anschließend mit den Ärzten bespricht. Als PJler/in kriegt man das zweite REA-Alarm-Telefon, sodass man bei internen Notfällen mitläuft. Während der Intensivzeit legt man einige arterielle Zugänge (im Verlauf eigenständig), ZVKs (Supervision), nimmt regelmäßig BGAs ab und legt neue Viggos (manchmal ziehen sich die Patienten diese selbst..). Um 15:30 war man idR zuhause. Als PJler/in kann man sowohl Frühdienste, Spätdienste, als auch Nachtdienste machen.
PJ-Seminare:
Diese finden Dienstags und Donnerstags nachmittags statt. Die Themen sind breit gestreut (Innere, Chirurgie, Anästhesie, Radiologie,...), sodass man auch viel aus anderen Fachrichtungen mitnehmen kann. Das Krankenhaus ist sehr bemüht, dass die Seminare regelmäßig stattfinden (in den 4 Monaten sind diese ca. 5x ausgefallen - während Corona sicherlich eine gute Quote!). Qualitativ waren die Seminare auf einem hohen Niveau!
Als PJler/in:
Hier wird man als PJler/in sehr wertgeschätzt - und das merkt man jeden Tag! Rotationswünsche werden unterstützt und gefördert (zB NEF, Schmerzmedizin) und man hat/findet an jedem Tag einen Ansprechpartner. Die meisten Ärzte sind sehr am Teaching interessiert - und machen das wirklich gut und ausführlich (klar gibt es auch mal Ausnahmen, aber wo gibt es diese nicht). Das Team ist sehr freundlich und homogen - es gibt keinen "Quoten-Choleriker" ;-). Sowohl die Oberärzte, als auch der Chefarzt sind stets greifbar und stehen bei Fragen/Wünschen als Ansprechpartner zur Verfügung.
Als PJler/in hat man die Möglichkeit kostenlos im PJ-Wohnheim zu wohnen. Dieses besteht aus zwei Wohnungen (eine im Erdgeschoss mit 5 Zimmern und eine im 2 OG mit 4 Zimmern + Küche). Der Nachbar im Erdgeschoss ist sehr nett und lädt regelmäßig zu Bier/Abendessen ein. Generell ist die Wohnung im Erdgeschoss neu eingerichtet worden (wirkt neuer, frischer). Die Möbel im Erdgeschoss sind in einem sehr guten Zustand (Ikea) . Die Küche im 2 OG ist eher spärlich ausgestattet.
Während des PJs kann man in der Mensa kostenlos Frühstück/Mittagessen erhalten. Das Frühstück ist sehr vielfältig und gut (gibt auch Käse- und Schokobrötchen, wenn man schnell genug ist..). Mittags stehen in einer Vitrine die 4-5 Tagesgerichte ausgestellt. Diese kann man jedoch auch nach belieben mischen (z.B. das Schnitzel aus Gericht 1 mit den Kartoffeln aus Gericht 4 und den Erbsen aus Gericht 3). Getränke + Nachtisch sind kostenlos. Das Team sorgt auch dafür, dass man täglich Essen geht!
Zusätzlich erhält man eine kostenlose Parkkarte für das moderne/neue Parkhaus direkt am Klinikum (hier findet man immer einen Platz). Jede/r PJler/in erhält ein Telefon mit Ladestation.
Allen PJler/inen wurde eine CoVid19-Impfung angeboten. :-)
Zusammenfassung:
Insgesamt ein sehr gelungenes PJ-Tertial. Man kriegt ein breites Spektrum an Medizin geboten (Maximalversorger) und kann in allen Bereichen der Anästhesie mitmachen (außer RTH). Als PJler/in fühlt man sich hier sehr wertgeschätzt und erhält viel und gutes Teaching. Unterkunft, Verpflegung, Ausstattung (Handy, Röntgenplakette, Schlüssel, Parkkarte, Essenskarte) sind hervorragend. Ganz ehrlich, ich glaube, dass man ein besseres Tertial nirgends anders bekommt. Die Mischung aus all den dargestellten Aspekten ist exzellent. Ich würde jedem empfehlen, sich für ein AINS Tertial in Lünen zu entscheiden. Mir hat es in meiner Facharzt-Entscheidung sehr weitergeholfen.