Vorbemerkung: Durch die Corona-Pandemie war natürlich alles ein bisschen anders.
Vom Großen ins Kleine:
Uni Hamburg
Das Gasttertial an der Uni Hamburg war so mittelmäßig. Studientage waren 1x im Monat, und fanden verständlicherweise nicht in Präsenz statt. Was ich allerdings enttäuschend finde, war, dass die Seminare nicht mal als "Live-Veranstaltung" durchgeführt wurden, sondern lediglich aufgezeichnete Inhalte waren (Präsentation mit Tonspur). Einige Vorträge hatten nicht mal eine Tonspur. Positiv hervorzuheben ist das Modul "Clinical reasoning", dass ärztliche Entscheidungsfindung an interessanten Fällen übt. Hier fehlte allerdings der Austausch in der Gruppe.
Asklepios Klinik Nord
Ein größeres Haus am Standrand, operativer Fokus auf HNO/MKG, Wirbelsäulenchirurgie, Neurochirurgie. Unschön finde ich, dass die Asklepios Gruppe generell das PJ nicht zu entlohnen scheint, was eigentlich nicht zeitgemäß ist. Ich finde es etwas dünn, in der Eigenvorstellung der Krankenhäuser der Hamburger Fakultät die Tatsache, dass man Dienstkleidung gestellt bekommt auch noch als etwas positives hervorzuheben, genau so wie die 3,50€ für Mittag, für die es nur leider kein Hauptgericht gibt. Aber das sind Entscheidungen, die nichts mit der Klinik für AINS zu tun haben.
Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerzmedizin im AK Nord
Insgesamt sehr durchdachte Tertial-Planung (10 Wochen OP, 6 Wochen Intensiv).
Im OP sukzessiv steigende Schwierigkeit der Verfahren [HNO/MKG -> Trauma/Ortho/NCh -> Viszeral-/Gefäßchirurgie]), gute Einarbeitung, viel Möglichkeiten selbst unter Supervision zu arbeiten (Vorbereitung, Einleitung, Intubation, Narkoseführung, Ausleitung, Übergabe). Arbeitszeit ist üblicherweise zwischen 7.30 und 16.00/16.15. Teils reichlich Leerlauf bei langen OPs, sodass es sich oft lohnt, zwischen den Sälen zu "springen", um routinierter zu werden. Pausen werden sehr konsequent in den Alltag integriert.
Auf der Intensiv konnte ich zügig selbstständig arbeiten (Pat. untersuchen, Dokumentieren, Therapie mit Planen, (zentral-)venöse und arterielle Zugänge legen. Es fühlte sich schnell an als wäre man wirklich Teil des Teams, und ich habe mich und meine Arbeit wertgeschätzt gefühlt. Arbeitszeit ist idR zwischen 6.45 und 15.15 Uhr. Was hier dringend verbessert werden sollte, ist, dass auch PJler einen IT-Zugang haben sollten. Insbesondere das Anmelden von Laboruntersuchungen oder Konsilen sowie das Schreiben von Visitenkurven würden so deutlich schneller gehen. Manchmal gab es Tage an denen man sich etwas wie ein "dritter Stationsarzt" gefühlt hat, was positiv und negativ sein kann.
Zwischendurch 1 Tag Hospitation auf dem NEF bei der Feuerwehr Hamburg, idR sind auch mehrere Tage möglich. Defintiv nutzen wenn möglich!
Die Teams sowohl im OP als auch auf Intensiv sind sehr nett und familiär, auch der Kontakt mit den Oberärzten ist immer freundlich und wertschätzend. Probleme oder Bedenken konnten immer angesprochen werden. Feedback habe ich auch ohne Nachfrage bekommen, was mir persönlich sehr geholfen hat. Lehre wie an einer Uniklinik (Lehrvisiten, Seminare) im engeren Sinne fanden nicht statt, vielmehr habe ich viel bspw. auf Visite oder in kurzen Falldiskussionen und durch "Learning by Doing" gelernt, was mir persönlich besser als der "Standard" gefällt. Kurzfristige Änderungen am eigenen "Dienstplan" waren nie ein Problem.
Insgesamt kann ich die Abteilung und das Team durchaus empfehlen - es war wirklich ein tolles erstes Tertial und ich habe viele "Berührungsängste" mit einem manchmal sehr einschüchternd wirkendem Fach abbauen können und die Zeit trotz der Pandemie genossen. Jedoch gilt diese Empfehlung für ein PJ an einem Asklepios-Haus und an der Uni Hamburg nur mit Einschränkungen.