Von den möglichen (Wahl-)Fächern an der Uniklinik Marburg eine der, wenn nicht die beste Fachabteilung für das PJ. Ich habe selbst in Marburg studiert und wollte zumindest ein Tertial an der Uniklinik machen.
Allgemein Uniklinikum Marburg:
Die Klinik liegt außerhalb der Stadt etwas höher gelegen. Wirklich kliniknah Wohnen ist dadurch schwierig. Busse fahren in der Regel alle 20 Minuten aus der Stadt und man braucht etwa 20 Minuten aus der Innenstadt. Fahrradfahren oder Laufen ist theoretisch möglich, allerdings durch den Wald, recht steil bergauf und falls man sich nicht auskennt eher schwierig zu finden. Wohnmöglichkeiten in direkter Nähe gibt es nicht und die Uni stellt meines Wissens nach auch keine Unterkünfte.
Die Klinik bietet kostenlose Parkplätze für die PJler auf den Mitarbeiterparkplätzen und man findet auch immer einen freien Platz. Mit dem Auto ist man in wenigen Minuten aus der Stadt an der Klinik. Als Aufwandsentschädigung werden 400€ im Monat gezahlt. Zusätzlich erhält man täglich etwas Guthaben auf eine Karte, mit welcher man bei der Mensa direkt an der Klinik, oder auch in der Stadt, sowie im länger offenen Bistro neben der Klinik bezahlen kann. Das Guthaben wird am Anfang des Tertials auf die Karte geladen und betrug glaube ich ca 360€ für ein Tertial. Damit wäre es möglich jeden Tag ein normales Menü in der Mensa zu essen, aber man kann das Geld auch im Bistro für Kaffee, Snacks, Brötchen etc. ausgeben. Einzig auszahlen lassen kann man es sich nicht. Kleidung und IT-Zugang erhalten alle PJler ebenso wie auf Wunsch einen Spind in den Mitarbeiterumkleiden.
Anästhesie:
Die Anästhesie ist unter den Studenten sehr beliebt, hauptsächlich wegen dem netten Team und der Möglichkeit viele praktische Sachen im PJ selbst zu machen. Von den 16 Wochen finden 12 im OP statt, 4 auf Intensivstation. Während der Zeit im OP ist man einem Assistenzarzt zugeteilt. Je nach Erfahrungsstand des Assistenten und Einsatzort kann man sehr viel selbst machen. Im OP in der Regel vom Zugang legen, über die Einleitung mit Intubation und Beatmung, bis hin zur relativ selbstständiger Narkose unter Aufsicht. Ist man erstmal ein wenig eingespielt bewegt man sich recht selbstständig im OP und führt eigenständig Teile der Anästhesie durch. Ist der Tutor einmal im Frei oder man möchte eine andere operative Abteilung sehen nehmen einen andere Assistenzärzte auch gerne auf. Die Oberärzte und Pflege sind bis auf wenige Ausnahmen sehr nett und erklären gerne viel. PJler werden dazu ermutigt viele Dinge selbstständig bzw unter Anleitung zu machen.
In der Abteilung gibt es einen Laufzettel, nachdem u.a. 5 Tage in der Prämedambulanz und 4 Dienste mitgemacht werden sollen. Prämed kann sich etwas ziehen, allerdings muss man dort auch erst um 9 aufschlagen. Die Dienste waren an der Uni sehr spannend und es lohnt sich mit verschiedenen Ärzten die Dienste mitzumachen um verschiedene Bereiche mitzubekommen. 2mal pro Tertial wird eine kleine mündliche Prüfung durchgeführt, wobei diese sehr nett war und man das gelernt ein wenig wiedergeben sollte (wie geht eine Einleitung usw.)
4 Wochen sind auf einer der mehreren anästhesistisch geführten Intensivstationen vorgesehen. Dies war an der Uniklinik sehr spannend, da viele verschiedene Patienten mit teilweise schweren Traumata oder anderen interessanten Krankheitsbildern versorgt wurden. Leider gibt es in dieser Zeit keine 1:1 Betreuung und man geht im Stationsalltag etwas unter. Das Teaching fällt etwas hinten runter und man macht alle paar Stunden eine Runde um von jedem Patienten BGAs abzunehmen. An sich aber eine sehr lehrreiche, wenn auch eher passive, Zeit.
Die Arbeitszeiten im OP waren in der Regel von 7:15 bis 15:45, wobei man häufig auch früher gehen konnte falls die OPs im eigenen Saal früher zu Ende waren. Bei spannenden Fällen und Notfällen bleibt man auch gerne mal etwas länger. Für Dienste erhält man als Ausgleich einen freien Tag. Auf Intensivstationen können die Arbeitstage auch mal länger werden. Die Ärzte arbeiten in 12 Stunden Schichten und schicken einen teils nicht so pünktlich bzw. man wird noch auf Nachmittagsvisite mitgenommen. Die Arbeitszeiten variieren allerdings je nach Station.
Fazit:
Alles in allem kann ich jedem die Anästhesie nur wärmstens Empfehlen. Sei es weil man selbst das Fach machen möchte oder weil man noch ein sinnvolles Wahlfach sucht. Gelernt Fertigkeiten lassen sich in allen möglichen Fachrichtungen anwenden und man kann neben Standarthandwerk auch Dinge wie ZVKs oder arterielle Zugänge selbst durchführen. Insgesamt ein super nettes Team und im Vergleich mit meinen anderen Tertialen an kleineren Häusern Medizin auf sehr hohem Niveau an der Uni. Ich konnte viel mitnehmen und habe mich nicht überarbeitet. Relativ gesehen fangen auch viele PJler direkt in der Abteilung an, weil es ihnen so gut gefällt.