PJ-Tertial Anästhesiologie in St. Joseph Stift (11/2020 bis 3/2021)
Station(en)
OP, ITS
Einsatzbereiche
Station, OP
Heimatuni
Dresden
Kommentar
Allgemeines: Es gibt 5 OP-Säle (+ Sectiosaal) und da es pro Tertial nur einen PJler in der Anästhesie gibt, hat man jeden Tag die freie Wahl, wo man gern hingehen möchte. Auch zwischen den OP-Sälen zu springen, ist kein Problem. Ab und an gab es noch einen Famulanten, mit dem man sich nach der Frühbesprechung einigen konnte.
Es gibt für alle PJler eine gemeinsame (also gemischte) Umkleide mit Spinden und einem PC. Dadurch hat man sich immer mal wieder in der Umkleide gesehen und konnte mit den anderen PJlern quatschen. Die Bezahlung ist mit 373€ ausbaufähig, aber ok. Es werden nur 7 Urlaubstage bezahlt. Kleidung wird gestellt, man bekommt einen Transponder und hat zu allen relevanten Räumen Zutritt. Nervig ist, dass man sich zu Arbeitsbeginn und -ende per Fingerabdruck ein- und ausloggen muss. Gerade zu Corona-Hochzeiten liefen die OPs teilweise nur bis 14 Uhr, die restliche Zeit habe ich dann herumgesessen.
Beginn ist um 7.15 Uhr mit der Frühbesprechung, Feierabend ist offiziell um 16.15 Uhr. Ich bin immer pünktlich nachhause gekommen, außer ich wollte länger bleiben. Pause konnte ich jederzeit und reichlich machen, Essen kann man sich in den OP bestellen (Kosten ca. 3-4€). 12h-, Spät- oder Nachtdienste sind praktisch, um sich freie Tage herauszuarbeiten.
Team: Ich habe mich von Anfang an sehr wohl und willkommen gefühlt im Team. Das Verhältnis zur Anästhesiepflege und auch unter den Anästhesisten ist ausgesprochen gut. Die Stimmung im OP auch in Hinblick auf die Zusammenarbeit mit den Chirurgen/Gynäkologen war größtenteils sehr angenehm.
Betreuung/ Was darf man machen: Die Anästhesiepflege hat sich immer über Hilfe gefreut und mir alles mit Freude und Geduld beigebracht (Flexülen legen, Monitoring anlegen, Medikamente aufziehen, Infusionen vorbereiten, ...). Die meisten Ärzte waren von Beginn gern bereit, mich anpacken zu lassen. Ich war anfangs häufig im ambulanten OP-Bereich, was gut ist, um die Basics wie Maskennarkose, LAMAs, Medikamente/ Dosierungen, Beatmungseinstellungen usw. zu lernen.
Nach ca. einem Monat habe ich mich dann größeren Eingriffen gewidmet und durfte unzählige Male intubieren (auch mit GlideScope), öfter auch z.B. Arterien und Femoraliskatheter legen. Im Verlauf habe ich dann häufig die gesamte Einleitung (mit Dosisansage, Intubation und Beatmungseinstellung) machen dürfen, natürlich unter Aufsicht. Weitere Highlights waren ZVK und Spinalanästhesie. Ich habe mich dabei immer gut betreut gefühlt, weder unter- noch überfordert. Es war auch völlig in Ordnung, wenn etwas nicht geklappt hat oder ich mir etwas nicht zugetraut habe. Ich sehe es nicht als selbstverständlich an, all das im PJ machen zu dürfen, deshalb bin ich sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit bekommen habe und sich die Ärzte gern die Zeit für mich genommen haben. V.a. die OÄ hat viel für mich ermöglicht und mir viel beigebracht.
Ab und an wurde ich lieb von der Anästhesiepflege gefragt, ob ich im Aufwachraum aushelfen könnte, ich hätte allerdings auch "nein" sagen können, ohne dass es mir jemand übel genommen hätte. Außerdem wurde ich 2x gebeten, auf der anderen Seite des Tuches einzuspringen, weil kurzfristig ein chirurgischer Assistent ausgefallen ist. Auch dort wurde ich freundlich behandelt und die Chirurgen waren sehr dankbar.
Bei Interesse kann man auch an der Prämedikationssprechstunde oder Kathetervisite teilnehmen.
ITS: Eine feste Rotation gibt es im Tertial nicht, man kann aber jederzeit mit dem OA Rücksprache halten und auf die ITS gehen. Die Station hat 7 Betten mit sowohl chirurgischen als auch internistischen Fällen, was es sehr abwechslungsreich macht. Ich habe insgesamt 2 Wochen auf der ITS verbracht und hatte bald 2 eigene Patienten (alles unter Kontrolle des OA, der sich gern Zeit genommen hat, mit mir alles in Ruhe zu besprechen). Auch hat der OA ein ausführliches Reanimationstraining für die beiden Assistenzärzte und mich gemacht. Ich fand die Zeit auf der ITS sehr toll! Es hat mir viel Spaß gemacht und ich hätte die 2 Wochen gern verlängert, jedoch war danach schon ein Innere-PJler angemeldet.
PJ-Unterricht: Findet einmal pro Woche nachmittags für alle PJler gemeinsam statt. Es war schön, dieses wöchentliche Treffen zu haben und sich austauschen zu können. Die Weiterbildungsthemen sind abwechslungsreich (jede Woche ist eine andere Fachabteilung zuständig), haben jedoch größtenteils Vortragscharakter, was im Mittagstief manchmal etwas einschläfernd war.
Fazit: Ich habe ein sehr lehrreiches und schönes Tertial am St.-Joseph-Stift verbracht, habe mich willkommen gefühlt, durfte von Beginn an viel selbst machen und bin jetzt mehr denn je davon überzeugt, dass ich Anästhesistin werden möchte. Ich kann es jedem empfehlen, der sich für die Anästhesie interessiert!