Neur. Normalstation, Stroke Unit, ZNA, Neurogeriatrie
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme, Diagnostik
Heimatuni
Luebeck
Kommentar
Die Zeit in der Neurologie Wandsbek ist leider zu schnell vorbeigegangen. Wer sich für Neurologie interessiert, dem kann ich ein Tertial hier wirklich wärmstens empfehlen. Die Kollegen, sowohl Assistenzärzte als auch Oberärzte, sind supernett, nehmen sich Zeit zum erklären, geben einem auch schonmal den einen oder anderen Kaffee aus und sind auch nicht allzu streng mit dem Schichtende ;). Die Stimmung im Team ist wirklich super und ich bin wirklich jeden Tag gern zur Arbeit gegangen. Lumbalpunktionen habe ich ab meinem ersten Arbeitstag gelernt und dann sehr schnell, immer unter Aufsicht, auch durchgeführt. Während meiner Zeit bin ich auf 11 Punktionen gekommen, aber auch nur, weil ich irgendwann dann nicht mehr bei jeder gefragt habe, ob ich sie machen kann. Wer Neurologe werden will kann sich hier schon richtig Routine aneignen.
Auf Station stehen natürlich Arbeiten an, die jetzt nicht direkt für jeden das gelbe vom Ei sind. Es gibt einen Blutentnahmedienst, sodass man Blutentnahmen eigentlich recht selten machen muss. Irgendwie ist das aber nur eine Lady, und manchmal ist die eben krank. Auch stehen viele Telefonate mit Krankenkassen und Reha-Kliniken auf der Speisekarte, aber dafür auch der eine oder andere AHB-Antrag bei der Rentenversicherung (Kenner verstehen). Sonst läuft man die Visiten mit, hier habe ich dann meist dokumentiert und die Untersuchungen angemeldet, die während der Visite besprochen wurden. So bekommt man einen guten Überblick darüber, wie die Behandlungen und Therapieverläufe tatsächlich funktionieren. Für die Stationsarbeit wie für den Rest des Aufenthalts gilt allgemein: Die Assistenzärzte waren wirklich interessiert daran, einem den PJ-Aufenthalt zu einer sinnvollen lehrreichen Zeit zu gestalten und hatten ausnahmslos ein sichtbar schlechtes Gewissen, wenn man mal irgendwelche Scheiß-Arbeiten machen musste. Das gehört aber nunmal eben dazu und ich muss sagen, dass ich eigentlich dann immer gern mit angepackt habe, auch wenn die Aufgabe mal nicht superspannend war, das ist eben ein Geben und Nehmen wie überall sonst auch. Immerhin habe ich in meiner ganzen Neuro-Zeit nur einen einzigen Schellong-Test gemacht ;).
Auf der Stroke-Unit kann man sehr gute Einblicke in die leitliniengerechte Behandlung von Schlaganfällen und anderen schwerwiegenderen neurologischen Krankheitsbildern wie bspw. Status epilepticus gewinnen. Die zuständigen Oberärzte sind absolute Granaten auf dem Gebiet und beantworten Fragen, auch doofe, bereitwillig und ausführlich. Die pflegerischen Teams auf beiden Stationen sind auch wirklich super und die Zusammenarbeit war eigentlich immer sehr harmonisch und spaßig.
Am coolsten war zugegebenermaßen die Arbeit in der Notaufnahme. Hier geht es zwar meist erst so ab 11 Uhr morgens richtig los, sodass sich hier möglicherweise ein Spätdienst mal lohnen könnte. Hab ich allerdings nie gemacht, weil ich immer lieber nachmittags zu Hause war. Nach 1, 2 Wochen Einarbeitung kann man hier selbstständig Patienten untersuchen, aufnehmen und die Behandlung mitgestalten, da hat man ein großes Maß an Selbstständigkeit. Die Assistenz- oder Oberärzte sind dann meistens nochmal mit zum Patienten gekommen, haben auch nochmal untersucht und gefragt, sodass man ein richtig gutes Feedback bekommen hat. Vorausgesetzt natürlich immer, man zeigt, dass man lernen will und nicht auf den Kopf gefallen ist. Hier gab es auch fast täglich Unterricht durch den neuen Leiter der Notaufnahme, was jedes mal ein Highlight war. Noch eine kurze Anmerkung zum Unterricht insgesamt: Den gab es in der neurologischen Abteilung nicht. Ich habe meine Zeit in der Neuro sehr genossen und fairerweise auch nicht wirklich nachgehakt. Die Abteilung war allerdings auch grenzwertig besetzt. Man konnte aber immer auch problemlos am Unterricht der anderen Fachabteilungen teilnehmen.
Auf der Neurogeriatrie war ich während meiner Zeit nicht. Die Stimmung da oben ist irgendwie nicht super, die meiste Zeit wurde sie auch als Corona-Isolierstation genutzt. Vielleicht hätte ich dem ganzen mal eine Chance geben müssen, aber die anderen Stationen waren einfach spannender.
An Funktionen gibt es Duplexsonographie der Hirngefäße, EEG, ENG und EMG. Hier habe ich lange nicht so viel mitgenommen wie ich gekonnt hätte, fairerweise, weil es mich nicht so krass interessiert hat. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich mich aber problemlos zu den zuständigen Oberärzten öfter dazusetzen können. Wenn ichs mal gemacht habe, waren sie immer sehr geduldig und haben viel erklärt. Wer da also Interesse dran hat, kann, eigentlich in allen vier Bereichen, hier viel vor dem Berufsstart lernen.
Tjoa. Was wäre sonst noch berichtenswert? Geld gibt es nicht, aber das ist halt Hamburg. Die Kommunikation mit der Personalabteilung und alle andere Logistik war sehr unkompliziert und freundlich. Auch die Sekretärin des Chefs ist außerordentlich hilfsbereit und immer freundlich und geduldig. Mittwochs gibts Currywurst in der Kantine, was immer ein kleines HIghlight zum Bergfest ist. Das Kantinenessen rangiert sonst qualitativ zwischen grenzwertig schlecht und manchmal außerordentlich gut, ohne dabei wirklichen Gesetzmäßigkeiten zu folgen. Man bekommt das günstigste, meist vegetarische Gericht, als Student umsonst, für den Rest muss man draufzahlen. Tendenziell sind die teureren Gerichte natürlich leckerer, aber das ist eben auch nicht immer so. Leider musste ich das Krankenhaus verlassen, bevor ich die Kantine richtig verstanden hatte. Etwas blöd war, wie wahrscheinlich immer, das Gerangel mit der IT. Das hat nicht direkt was mit der Qualität des Aufenthalts zu tun, war aber nervig. Als ich dann nach 4 Wochen einen eigenen PC-Account hatte, musste ich feststellen, dass zwei wichtige Berechtigungen fehlen, die man bräuchte, um wirklich selbstständig zu Arbeiten. Ich würde empfehlen, mich direkt zu Beginn des Tertials beim zuständigen IT-ler (Herr Schüler) darum zu bemühen, eine PEGASOS-Berechtigung (für die alten Arztbriefe) und eine Berechtigung für die Doku in der Notaufnahme zu bekommen. Ohne diese beiden reicht der PJler Account leider eigentlich nur für google, weil man die anderen Funkionen nicht sinnvoll nutzen kann und dann ohnehin ständig einen Assistenzarzt fragen muss. Habe dann auch meistens auf einem von deren Accounts gearbeitet.
Fazit: Wer in der Neuro was lernen will, der wird in Wandsbek ein außerordentlich nettes Team und eine super Arbeitsatmosphäre finden, in der man als PJler wie ein vollwertiges Teammitglied und nicht wie ein Gratis-Sklave eingebunden wird. Kann ein Tertial hier uneingeschränkt empfehlen.