Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Diagnostik, Notaufnahme, Station
Heimatuni
Goettingen
Kommentar
Vorab: Mein Tertial in Duderstadt fand während der Coronapandemie statt und war auch leider sehr davon geprägt. Das Krankenhaus hatte mit mehreren Ausbrüchen zu kämpfen und daher wurde der Betrieb zeitweise sehr heruntergefahren. Außerdem begannen zu dieser Zeit die Impfungen und dadurch, dass wir PJ-Studierende zunächst nicht berücksichtigt wurden, war in diesem Zusammenhang einiges an Missmut mit im Spiel. Ich versuche jedoch, die Beurteilung möglichst unabhängig davon zu gestalten.
Zunächst zum Allgemeinen:
Duderstadt ist ein kleines Haus mit im Wesentlichen 4 internistischen Stationen, von denen eine zur Zeit eine reine Corona-Station ist. Wir waren in meinem Tertial 3 PJlerinnen und durften uns unsere Rotationen komplett selbstständig organisieren (unter der Auflage, dass eine der Stationen immer mit einem Studierenden besetzt ist). Zur Auswahl standen auch die Intensivstation und die hämatologisch-onkologische Ambulanz für ein paar Tage. Das ist einerseits super, da man sich im Prinzip aussuchen kann, wann man wo ist, allerdings bedeutet das natürliche notwendigerweise gute Absprachen mit den Mit-PJlern. Dieser Kontakt zu den weiteren Studierenden ist außerdem in Bezug auf das Fahren essentiell, da die Erstattung von Fahrtkosten nur bedingt die Kosten deckt. Seit November bekommen wir immerhin bis zum Bafög-Höchstsatz erstattet, wenn man von einer Fahrtkostenpauschale von 0,30 €/km ausgeht ist damit dann allerdings nur ca. der halbe Monat abgedeckt. Daher macht es Sinn, Fahrgemeinschaften zu bilden. Da allerdings in den meisten Fällen nicht alle gleichzeitig Schluss haben, bedeutet das z.T. langes Warten auf / Suchen nach den Mitfahrenden, bis man dann endlich nach Hause kommt. Bei der sowieso nicht so unerheblichen Fahrtzeit sollte man das auf jeden Fall mit bedenken. Fortbildungen fanden ca. 1x/Woche statt. Anfangs waren es hauptsächlich internistische Fortbildungen (meist auf konkretes Nachfragen hin) und zum Ende so gut wie nurnoch chirurgische Fortbildungen (diese gingen meist von einigen motivierten Chirurgen selbst aus, ohne dass wir nachfragen mussten). Die Fortbildungen waren aber alle meist gut bis sehr gut. Sollte auf den Stationen nichts los sein, konnte man auch immer selbstständig im Sono oder in der Endoskopie schauen, ob es dort etwas interessantes zu sehen gibt. Wir durften auch (bis es am Ende coronabedingt eingeschränkt wurde) jeden Tag mit in die Frühbesprechung. Der für uns zuständige Oberarzt ist auch sehr bemüht um uns, er hat sich z.B. auch für uns bei den Impfungen eingesetzt (wenn auch ohne Erfolg).
Kardiologische Station (B3):
Ich verbrachte die ersten 4 Wochen auf dieser Station. Das Spektrum dort ist insgesamt sehr begrenzt, im Wesentlichen kommen Pat. mit ACS, Schrittmachern, Hypertensiver Entgleisung und dekompensierter Herzinsuffizienz. Meine praktische Arbeit dort bestand fast ausschließlich aus BEs, Braunülen, COVID-Abstrichen und Lasix (was dort auch ganz selbstverständlich reine Aufgabe der Studierenden ist), anschließend wird man an 1-3 Briefe gesetzt (das Briefe-Schreiben lernt man dort notgedrungen sehr gut) oder soll elektive Aufnahmen machen (kein Raum vorhanden, daher auf dem Gang, sehr ungünstig und kaum richtige Untersuchung möglich). Visiten habe ich in den 4 Wochen vielleicht 3 mal miterlebt, der zuständige Stationsarzt verschwindet meist so schnell wie es geht ins HKL und signalisiert generell eher Desinteresse an den Pat.. Diese Station hat mir daher mit Abstand am wenigsten gefallen. Positiv zu erwähnen ist jedoch der zuständige Oberarzt dort. Wenn er Zeit hat, erklärt er sehr gern und viel und bietet einem immer an, mit ins HKL zu kommen und bei Kathetern / Schrittmachern mit am Tisch zu stehen.
Notaufnahme (ZNA):
Meine nächste Station für ebenfalls 4 Wochen. Die Notaufnahme hat mir mit Abstand am besten gefallen. Dort sind abwechselnd unterschiedliche Assistenten eingesetzt, zum Teil auch in Schichten, wenn durch Krankheit etc. zu wenig Kollegen da waren. Da aber der Großteil der Assistenten in Duderstadt wirklich sehr nett ist und ausgesprochen kollegial mit uns Studierenden umgeht, war es eigentlich immer toll, dort mitzuarbeiten. Es war natürlich insgesamt sehr abhängig davon, wie voll die NA war. Wenn nicht viel los war, ging ich mit den Ärzten zusammen zu den Patienten und wir teilten uns die Arbeit, wenn mehr Betrieb war konnte ich auch Patienten komplett alleine aufnehmen und habe das dann lediglich an die Assistenten übergeben und besprochen. Ein großer Pluspunkt ist dort auch das tolle pflegerische Team!
Allgemein internistische Station (B1):
Auf dieser Station war ich insgesamt 3 Wochen. Der Tag begann ganz normal mit BEs und ggf. Braunülen, allerdings diesmal nicht komplett alleine, sondern eine der Assistentinnen half immer mit. Man hat ein sehr unterschiedliches Klientel an Pat, im Prinzip alles, was nicht primär kardiologisch ist. Dort wurde ich auch intensiv in die Visiten mit eingebunden, welche dort meist lang dauerten, dafür aber auch sehr ausführlich waren. So bekam man einen guten Überblick über alle Patienten, die gerade da sind. Das erleichterte auch das Schreiben von Briefen erheblich, ich habe dort ca. 2-3 Briefe/Woche geschrieben. Hinzu kamen organisatorische Dinge wie bspw. Telefonate mit anderen Kliniken oder Hausärzten. Es war insgesamt auch meist eher stressig auf dieser Station, da ja viel Zeit mit der Visite verbracht wird. Die Arbeit hat mit dort aber insgesamt gut gefallen, da die Assistentin, mit der ich zusammen gearbeitet habe, immer hilfsbereit war und sich für meine Mithilfe immer bedankt hat und sie auch wertgeschätzt hat. Das gibt einem dann gleich ein viel besseres Gefühl und man ist viel motivierter, als wenn einfach alles für selbstverständlich erachtet wird. Der Oberarzt dort war auch immer bemüht, uns bspw. mit in die Endoskopie zu nehmen. Insgesamt also stressig, aber sehr lehrreich.
Geriatrische Station (A1):
Meine letzte Station für die letzten 2,5 Wochen. Zunächst waren meine Erwartungen an diese Station nicht allzu groß, ich wurde aber sehr positiv überrascht. Die zuständige Fachärztin ist sehr nett und kollegial, sie bindet uns Studierende in alles mit ein und ist dabei sehr ruhig und hilfsbereit, und auch sie zeigte sich dankbar und wertschätzend für die Mithilfe. Die Pat. sind alle über einen längeren Zeitraum (2-3 Wochen) dort, wodurch man alle Patienten schnell kennt und einen guten Überblick bekommt. Insgesamt war die Arbeit dort wie auf den anderen Stationen auch, nur wesentlich weniger hektisch, einfach alles etwas ruhiger und gelassener, das war sehr angenehm. Trotzdem hatte man immer gut zu tun, hier auch vor allem mit den regelmäßigen Neuaufnahmen, bei denen ich meist BE, Anamnese, Untersuchung und GDS/WHO-5 komplett selbstständig gemacht habe und dann nur an die Kollegin übergeben habe. Hier hat mir außerdem gut gefallen, dass man mehr Zeit hatte, sich mit den individuellen Patienten zu beschäftigen, eben nicht so ein "Durchlaufgeschäft" wie in anderen Bereichen. Damit war es dort ein schöner Abschluss des Tertials.