PJ-Tertial HNO in Universitaetsklinikum Kiel (11/2020 bis 3/2021)

Station(en)
2
Einsatzbereiche
OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Kiel
Kommentar
Pro:
-Ich war im gesamten Tertial der einzige PJ-ler und auch generell ist es in der Abteilung keine Selbstverständlichkeit, PJ-Student*innen zu haben. Dementsprechend wurde ich eher als willkommene Unterstützung und Teil des Teams behandelt und nicht wie in anderen Abteilungen der Klinik als ein austauschbarer Hakenhalter/Blutabnehmer von vielen.
-Ich konnte mir selbst aussuchen, wo ich meine Zeit am liebsten verbringen möchte, ich hatte einen Pieper, um für OPs oder interessante Fälle erreichbar zu sein und konnte mich ansonsten frei in OP, Station, Ambulanz oder der Audiometrie bewegen.
-Das Team ist sehr nett, es herrscht eine freundschaftliche und familiäre Stimmung und die Hierarchien sind eher flach. Beispielsweise haben alle Oberärzt*innen sich immer gerne mit mir beschäftigt und unterhalten und haben viel erklärt, der Umgangston war ziemlich locker und auf Augenhöhe, im OP wurde viel gescherzt und gelacht.
-Ich konnte viel machen und sehen, im Prinzip durfte ich alle Patient*innen in der Visite mituntersuchen und alles, was an Maßnahmen auf Station stattfand, konnte ich auch mindestens einmal selber durchführen. Ich konnte auch regelmäßig die elektiven Patienten selber aufnehmen, bevor eine*r der Stationsärzt*innen alles noch einmal grob kontrolliert hat.
-Ich durfte im OP eigentlich fast immer mit an den Tisch, einerseits ist man als PJ-ler*in fest für die größeren OPs eingeteilt, bei denen eine Assistenz benötigt wird und andererseits kann man jederzeit zu OPs dazukommen, die einen interessieren. (In meinem Tertial hat die Pandemie das leider etwas eingeschränkt, dazu mehr unter "contra"). Zum Teil durfte ich bei kleineren OPs auch selber einzelne Schritte der Operationen durchführen (Hautschnitt, Gefäßunterbindung und -absetzung, Trachea eröffnen u.ä.), außerdem durfte ich fast jedes Mal Haut nähen, einige Male auch subcutan.
-Die HNO hat ein Felsenbeinlabor aufgebaut, in dem man an einem originalgetreuen Modell das Aufbohren des Felsenbeins trainieren kann. Jede*r PJ-ler*in erhält dafür ein Modell und kann nach einer Einweisung selbstständig jederzeit in das Labor gehen und so eine simulierte Mastoidektomie durchführen und sich die Anatomie des Mittelohrs und aller darin befindlichen Strukturen aus OP-Perspektive vor Augen führen.
-Ein- bis zweimal pro Woche findet PJ-Unterricht durch die Assistent*innen, Fachärzt*innen und Oberärzt*innen statt, dieser hat bis auf wenige Ausnahmen auch stattgefunden und war immer sehr interessant und lehrreich. Es war zwar erst etwas gewöhnungsbedürftig, PJ-Unterricht in 1-zu-1-Betreuung zu machen, aber daran habe ich mich schnell gewöhnt und viel effektiver als auf diese Art kann Unterricht ja eigentlich nicht mehr sein :D
-Das UKSH stellt Arbeitskleidung, Arbeitsausweis mit Schlüsselkartenfunktion, Orbis-Zugang und ein recht abwechslungsreiches und leckeres Mittagessen.

Contra:
-Große Hoffnungen, früh nach Hause zu gehen, sollte man sich nicht machen, die offiziellen Arbeitszeiten sind 7:30-16:45 und in der ersten Hälfte des Tertials wurde dies auch täglich so eingehalten, gegen Ende konnte ich allerdings auch öfter früher gehen
-In der ersten Zeit wurde ich oft für die gleichen langen und anstrengenden OPs eingeteilt, die es mir zum Teil nur an zwei oder drei Tagen in der Woche ermöglicht haben, noch rechtzeitig zum Mittagessen zu kommen, das schlaucht natürlich auf Dauer. Aber auch das wurde im Laufe der Zeit besser und dem Mittagessen stand nichts mehr im Weg.
-Durch die Verschlimmerung der Pandemiesituation im Winter 2020/21 wurde irgendwann durch die OP-Leitung darauf gepocht, dass ich bei den OPs nur die unbedingt für die OP erforderlichen Personen im Saal befinden, dies hatte zur Folge, dass es sehr schwierig wurde sich OPs einfach mal aus Interesse anzuschauen. Ich musste also darauf hoffen, für die entsprechenden Eingriffe als Assistenz eingeteilt zu sein, um dabei sein zu können. Irgendwann habe ich allerdings einfach die für die OP-Planung zuständige Oberärztin gebeten, mich einfach für die betreffenden OPs mit auf den Plan zu schreiben und das war absolut kein Problem.
-Das UKSH zahlt den PJ-ler*innen Stand März 2021 keinen einzigen Cent Aufwandsentschädigung und hat sich auch lange dagegen gesträubt, die PJ-ler*innen mit einem Covid-Impfstoff zu impfen, während andere Personalgruppen mit deutlich weniger Patientenkontakt bereits durchgeimpft wurden. Stand März 2021 sind die PJ-ler*innen immer noch nicht geimpft. Man hat generell das Gefühl, dass die PJ-ler*innen dem UKSH bzw. seinem Vorstand relativ egal sind. Das bezieht sich allerdings nur auf das Klinikum als Gesamtkonzern, in der HNO ist genau das Gegenteil der Fall
-Die HNO befindet sich aktuell übergangsweise in der alten Frauenklinik, daher ist alles etwas provisorisch, vor allem der OP ist alt, recht dunkel und eng. Aber die Hoffnung, dass es bald zurück in die renovierte HNO-Klinik gehen kann, besteht.

Insgesamt kann ich die HNO des UKSH sehr empfehlen, ich hatte viel Spaß, habe viel gelernt, ich habe mich wertgeschätzt gefühlt und die Stimmung im Team (Ärzte, Pflege, OTAs und MFAs) war sehr herzlich und freundlich. Man muss sich im Klaren darüber sein, dass es kein Chill-Tertial wird wenn man sich für diese Abteilung entscheidet, aber wenn man sein Wahltertial dort verbringt, sollte man in der Regel natürlich auch daran interessiert sein, möglichst viel zu lernen und mitzunehmen, deshalb sehe ich die Arbeitszeiten nicht wirklich als negativen Punkt an.
Wer an HNO interessiert ist und sich gerne anschauen möchte, was an Spitzenversorgung in der Komplexität der Krankheitsbilder und Behandlungsmethoden möglich ist, der ist in der HNO des UKSH genau richtig und kann mit dem entsprechenden Engagement viel lernen und viel selber machen.
Es ist mir ein Rätsel, warum der Andrang auf die 4 verfügbaren Stellen pro Tertial nicht größer ist, denn ich kann nur sagen:
Es lohnt sich!
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Bildgebung
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
Prüfungsvorbereitung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Patienten aufnehmen
Eigene Patienten betreuen
Poliklinik
Chirurgische Wundversorgung
Mitoperieren
Patienten untersuchen
Braunülen legen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
3
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.53