PJ-Tertial Anästhesiologie in Asklepios Klinik St. Georg (1/2021 bis 3/2021)

Station(en)
OP, E1
Einsatzbereiche
OP, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich hatte mir das St Georg anästhesiologisch ausgesucht aufgrund der Tatsache, dass es eins der wenigen Kliniken Hamburgs ist mit Neurochirurgie und Herzchirurgie.
Leider muss ich sagen, dass mich diese Wahl jedoch sehr enttäuscht hat. Dies hat jedoch wenig mit den medizinischen Krankheitsbildern zu tun, als vielmehr mit dem tatsächlich absolut konzeptlosen Umgang mit PJlern seitens der Klinik für Anästhesiologie. Aufgeteilt hat sich mein Aufenthalt in zunächst perioperative Anästhesie, und im weiteren Verlauf konnte ich auf die herzchirurgische Intensivstation wechseln - dies war auch alles, das es an Planung gab.

Die Zeit im OP konnte vom besten und lehrreichstem Tag und einem Tag, an dem ich Heim ging und mich gefühlt hab wie ein Kaugummi am Schuh, reichen. Es war völlig abhängig von dem Anästhesisten, zu dem man zugeteilt wurde am Morgen. Die lehrreichsten Tage und prinzipiell von der Kritik auszunehmen sind alle Oberärzte, die stets ein unglaubliches Engagement und eine tolle Art im Umgang mit dem gesamten Arbeitsumfeld hatten. Leider war dies die absolute Seltenheit, da die Zuteilung selbstverständlicherweise die Jungassistenten zu ebenjenen Oberärzten favorisiert - und man am Ende der Verteilung (die jeden Morgen aufs Neue nachgefragt werden muss nach der Morgenbesprechung) mit dem übrig bleibt, das halt noch da ist. Mehrfach musste ich so erfahren, dass man "eigentlich heute keinerlei Lust auf Studenten" habe oder ich den ganzen Tag im Saal und der Einleitung wie Luft behandelt, und mir geäußerte Fragen - wenn überhaupt - einsilbig beantwortet wurden. Die eleganteste Version hiervon war noch, dass es "in meinem Saal nichts zu sehen gebe und es wo anders bestimmt spannender ist".
Dennoch konnte ich in einigen wenigen Situationen ein paar Mal intubieren und eine einen arteriellen Zugang legen. Zu Altassistenten wurde ich nie zugeteilt, möglicherweise ist es mit ihnen anders. Medizinisch sehr spannend waren im OP vor allem die akuttraumatologischen Schockräume sowie die Herzchirurgie. Neurochirurgisch werden selten offene Schädel (<1/Woche) gemacht, ein Großteil der Operationen sind hierbei die Wirbelsäulen.

Meine Erfahrung auf der kardiochirurgischen Intensiv E1 setzte sich hierbei leider fort. Der große Vorteil ist jedoch, dass - in Abhängigkeit des Dienstrades - manchmal Altassistenten/frische Fachärzte die Station machen, bei denen man zum Teil extrem viel lernen und eigene Patienten unter Supervision betreuen kann(!!!). Das andere Ende der Fahnenstange ist der OP-Erfahrung entsprechend: es gab Tage, an denen nicht einmal gewünscht war, dass ich Patienten im Rahmen der Betreuung untersuche, da das "lieber selbst gemacht würde, da weiß man dann was los sei". Die Zeit der Intensivstation war tendenziell rückblickend die lehrreichere, anästhesiologisch-praktische Tätigkeiten, durfte ich auf Station leider ebenfalls nicht machen, da es "keine Zeit für das Anleiten", "der Patient nicht der richtige für einen Anfänger" oder "Studenten dies prinzipiell bei ihr/ihm das nicht machen dürfen". So war es mir leider nie vergönnt einen ZVK stechen, eine Seldinger-Arterie oder einen Pleuracath zu legen. Das absolute praktische Highlight der Zeit auf Station war das kurzzeitige Führen des Bronchoskops, nachdem ich dem OA hierbei assistieren durfte. Toll war, dass ich mir nahezu jederzeit den stationseigenen Schall nehmen konnte und einiges an Schallerfahrung sammeln konnte - dies setzt jedoch ein gewisses Level an Erfahrung voraus, da ich dies stets ohne Hilfestellung selbstständig gemacht habe. Ebenfalls konnten hier äußerst interessante Krankheitsbilder beobachtet werden.

Positiv hervorzuheben ist die Zusammenarbeit mit dem allergrößten Teil der Anästhesie- und Intensivpflegekräfte sowohl im Saal als auch auf Station!

Das absolut ernüchternste meiner Zeit dort war der Umgang von Seiten der stellvertretenden Personalleiterin - ihreszeichens PJ-Beauftragte- mit mir. Einerseits werden völlig absurde "arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen gemäß XX" verlangt, die - nachdem meine Universität derartiges nicht anbietet - von mir privat organisiert werden mussten. Mit einem Preis von 130 Euro, da reine Privatleistung (bei Hamburgtypisch ausbleibender Aufwandsentschädigung). Hiervon ist eine eine Bestätigung des Immunstatus, den sie noch einmal extra bestätigt verlangt. Andererseits wurde mir hierauf schulterzuckend gesagt, dass "das nicht ihr Problem" sei. Hierbei sei darauf hinzuweisen, dass diese Bestätigungen durch einen Facharzt für Arbeitsmedizin ausgefüllt sein müssen. Jegliches anderes Fach sei nicht ausreichend.
Weiters extrem mühsam war es, dass ein Computer-Zugang erst selbst organisiert werden muss - Zugang zu den Intensivkurven hatte ich bis zum Schluss nicht, was mit Sicherheit auch einen Großteil der mangelnden Einbindung erklärt. Ebenfalls fehlte ein Zugang zu den hausinternen Mails, über die man sich zu Covid-Abstrichen o.ä. anmelden konnte. Zusätzlich fand auch nach 3-maligem telefonieren keine Freischaltung des Transponders für die Türen der Intensiv-Umkleide statt, womit ich stets im Laufe des Tages einen fremden Transponder erfragen musste um mir Klamotten für den nächsten Tag zu holen und mich in der OP-Umkleide umziehen musste.

Positiv hervorzuheben ist die Zusammenarbeit mit dem allergrößten Teil der Anästhesie- und Intensivpflegekräfte sowohl im Saal als auch auf Station!
Fortbildungen konnten covidbedingt nicht stattfinden.
Mittagessen war stets möglich.

Die Anästhesie des St Georg hat für mich in Summe wenige Gründe geliefert bei Ihnen ein Tertial zu absolvieren und sehr viele Gründe sich für ein anderes Haus zu entscheiden. Neben dem zentralen Standortvorteil (in der absolut klasse Stadt Hamburg) und der tatsächlich spannenden Herzchirurgie, bleibt jedoch ein Gefühl der Geringschätzung, der erfahrenen Arroganz sowie der Mühsamkeit als prägende Erinnerung meines Tertials.
Bewerbung
3 Monate vorher
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Braunülen legen
Untersuchungen anmelden
EKGs
Patienten untersuchen
Blut abnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
3
Unterricht
4
Betreuung
4
Freizeit
2
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
4

Durchschnitt 3.33