Das Tertial war wirklich der perfekte Einstieg ins PJ! Es ist alles super durchorganisiert und die PJ-Beauftragte ist total nett und kümmert sich gerne um alles. Am ersten Tag bekommt man alle seine Unterlagen inklusive Rotationsplan, es gibt eine persönliche Begrüssung durch alle Chefärzte und eine Einführung in die Arbeitssicherheit. Ab dem zweiten Tag ging es dann auf die jeweiligen Stationen. Man rotiert durch 3 verschiedene Bereiche, nämlich Kardio, Gastro und ZNA, die ich alle mal separat bewerte, wobei es überall richtig gut war.
Kardio, Station D (Privatstation):
Die ersten 7 Wochen war ich auf der kardiologischen Privatstation eingeteilt. Der Tag beginnt morgens um 8 Uhr meistens mit den Blutabnahmen. Dabei helfen die Assistenzärzte aber wie selbstverständlich mit und wenn man doch mal bis zur Chef-Visite um ca. 9 Uhr noch nicht fertig war, dann sollte man das Abnahme-Tablett wegstellen und mit auf die Visite kommen. CA Winter nimmt sich super viel Zeit die Patienten mit den PJ-Studenten zu besprechen, stellt gerne auch mal knifflige Fragen, aber nie um einen blosszustellen. Es geht eher darum, praktische Fertigkeiten zu vermitteln und an die Dinge zu denken, die man im Studium nicht lernt. Auf Fragen wurde gerne und ausführlich geantwortet. Ab der zweiten Woche (nach einer Woche Einarbeitung in die Stationsabläufe) hatte ich dann auch mein eigenes Zimmer. Die Patienten hat man dann in der Visite immer vorgestellt und konnte die Therapieplanung besprechen. Nach der Visite konnte ich den Assistenten auf der Station helfen. Dazu gehörte Briefe schreiben, Visite dokumentieren, Patienten untersuchen, Abdomen-Sonos durchführen oder auch bei einem Kaffee mit den Kollegen plaudern, denn die waren alle durch die Bank nett. Die Stimmung untereinander und zum Pflegepersonal war ohnehin super. Wenn man Lust hatte konnte man auch immer in die Funktion gehen, sprich Katheterlabor, Echo, TEE oder Schrittmacher-Kontrolle. Ich habe es so gemacht, dass ich versucht habe immer zu den Untersuchungen "meiner" Patienten mitzugehen.
Mittags ist man dann mit den Assistenten zum Essen gegangen, welches für ein KH wirklich gut ist und durch die 7,50€ Essensgeld pro Tag mehr als abgedeckt wird. Ich konnte mir immer noch mindestens 2 Kaffee und 1 Brötchen damit kaufen. Nachmittags gibt es jeden Tag ein eingeplantes Lehrseminar von unterschiedlichen Fachrichtungen. Besonders gut sind hier die Uro-Seminare, die vom einem engagierten Assistenzarzt durchgeführt werden, der einfach Bock auf Lehre hat.
An Weihnachten und Silvester/Neujahr hat man als PJler grundsätzlich frei, ohne dass man dafür seine Fehltage einsetzen müsste.
Notaufnahme:
In der ZNA arbeiten Innere, Chirurgie und Neurologie parallel. Das Team ist klasse und man wurde sofort als Teil der Mannschaft angesehen. Ich konnte sofort selbst zu den Patienten, die Untersuchung und Anamnese durchführen und alles anschliessend mit Assistent und OA besprechen. Dann wurde selbstständig der Brief geschrieben und dem Patienten das weitere Vorgehen erklärt. Nach kurzer Zeit konnte ich nach vorheriger Absprache mit den Ärzten auch meinen eigenen Namen auf das Verordnungsblatt schreiben, wenn ich z.B. ein Urin-Status haben wollte oder Schmerzmittel verabreichen musste. Dann hat die Pflege auch mit mit direkt Rücksprache gehalten und mich über Ergebnisse informiert und mich so praktisch als vollwertigen ärztlichen Kollegen behandelt. Trotzdem haben natürlich immer AA und OA alles überprüft und das Vorgehen mit mir besprochen, sodass der Lerneffekt hier enorm war. Die Zeit in der ZNA war auf jeden Fall der beste Teil des Tertials, schade, dass es nur 3 Wochen waren.
Als PJler kann man auch einen der Dienste im Haus mitbegleiten, also Stationsdienst, ZNA-Dienst oder Intensivdienst. Diese gehen grundsätzlich von 13 Uhr bis 7 Uhr am nächsten Tag, man wird aber immer spätestens um 0 uhr das erste Mal gefragt, ob man nicht nach Hause möchte. Ich war immer so lange auf der Station, wie es dort noch etwas zu tun gab und bin dann gegen 16 Uhr in die Notaufnahme gegangen, was alles problemlos so möglich war. Wenn dann irgendwann keine Patienten mehr kamen, bin ich oft noch mit dem letzten Zug zurück nach Aachen gefahren, oder habe einfach in der PJ-Wohnung eine Strasse weiter geschlafen. In dieser kann man sich kostenlos ein Zimmer für die gesamte Zeit des Tertials mieten, ich habe mir aber einfach immer nur am Tag vorher den Schlüssel abgeholt und am nächsten Tag zurück gebracht, da von den anderen PJlern auch keiner Bedarf an einer Wohnung in Erkelenz hatte. Das Zimmer ist klein, aber möbeliert und reicht für diese Zwecke vollkommen aus. Unten im Hausist auch eine kleine Küche für den Mitternachtssnack ud ein Gemeinschaftszimmer, welches aber in Corona-Zeiten und weil keine PJler fest dort gewohnt haben nicht benutzt wurde.
Gastro, Station 2B:
Eigentlich ziemlich ähnlich zur kardiologischen Station, mit dem Unterschied, dass die Station keine Privatstation ist und man daher nicht jeden Tag eine Chefvisite hat, in der man Patienten vorstellen kann. Mich hat hier v.a. die Endoskopie interessiert, bei der man immer gerne zuschauen darf. Alle OÄ und der CA erklären dabei auch von sich aus, weshalb der Patient die Untersuchung bekommt und was man dabei sehen kann. Täglich konnte man hier mehrere Endoskopien, Endo-Sonos und ERCPs ansehen. Ich hatte zu der Zeit auch ein eigenes Telefon und wurde angerufen, wenn eine Untersuchung gestartet ist, für die ich mich eingetragen hatte. Ausserdem wurden in den Räumen alle möglichen Punktionen durchgeführt (KM-Punktion, ZVK-Anlage, Leber-Punktion usw.) die man teilweise auch selbst unter Supervision durchführen konnte.
tl;dr
Insgesamt kann ich das Tertial in Erkelenz nur weiterempfehlen! Tolles Team, hoher Stellenwert der Lehre und viel selbstständiges Arbeiten. Natürlich ist es ein eher kleines KH und wenn man spezielle und komplizierte Fälle sehen möchte, dann ist man in einer grösseren Klink natürlich besser aufgehoben. Ich persönlich habe super viel gelernt und bin froh einen so positiven Einstieg ins PJ gehabt zu haben.
Einzige Negativpunkte, will ja nicht nur schwärmen ;)
- lange Anreisezeit von ca. 45min mit der Bahn, mit dem Auto auch nicht schneller
- regulär kein eigenes Telefon
- einige Seminare sind mal ausgefallen, was z.T. aber auch an Corona lag
- teilweise zu wenig Arzt-Arbeitsplätze und kleine Arztzimmer