Hinweis: ich bewerte hier die Allgemeinchirurgie, in der ich die ersten zwei Monate untergebracht war. Für die orthopädische Chirurgie des CH Etterbeek-Ixelles habe ich eine weitere Bewertung ausgefüllt, da es mir dort sehr viel besser gefallen hat.
Die einzigen positiven Aspekte in den zwei Monaten Allgemeinchirurgie waren zum einen, dass ich oft schon gegen 12 gehen durfte bzw. auch an manchen Tagen ganz zu hause bleiben durfte. Das war aber hauptsächlich dem Umstand geschuldet, dass wegen Covid ein großer Teil der OPs abgesagt wurde. Und zum anderen war die Zusammenarbeit mit der Pflege super angenehm. Die meisten von ihnen freuen sich über Smalltalk und ich bin im ganzen Zeitraum kein einziges Mal von den PflegerInnen angemault worden ;). Ansonsten fand ich es sowohl menschlich als auch fachlich furchtbar. Keiner der Ärzte hat irgendetwas erklärt, und sobald ich eine Frage gestellt habe, wurde ich entweder mit einem knappen Ja/Nein abgewimmelt oder es wurde gar nicht geantwortet. Der Chef ist auf eine merkwürdig ruhige Art hysterisch, die Oberärzte nehmen die Studenten gar nicht wahr, und die Assistenzärzte waren frech, haben regelmäßig die Studenten bloßgestellt und haben keinerlei Rücksicht darauf genommen, dass man die Sprache nicht perfekt versteht (sondern deutlich gemacht, dass man nicht ins Ausland sollte, wenn man die Sprache nicht beherrscht). Es hat sich auch niemand im geringsten für die Studis verantwortlich gefühlt. Als Beispiel eine kleine Beschreibung über meinen Tertialbeginn: Ich kam im OP an und habe dort fast drei Stunden auf die Assis gewartet, die mehrfach angerufen wurden, um mich abzuholen. Irgendwann hat mich eine OP-Schwester dann in ein Arztzimmer gebracht, wo die zwei mit hochgelegten Füßen auf der Couch saßen. Fairerweise sollte erwähnt werden, dass die Assistenzärzte jährlich bzw halbjährlich wechseln, sodass das ganze jetzt schon wieder ganz anders aussehen kann. Unterricht gab es keinen, nur einen Nachmittag, an dem jeder Student eine Präsentation zu einem Thema halten sollte. An OPs waren es fast immer die gleichen paar (Hernien, Sleeve-Magen, Gallenblasen, Portanlagen, Analfissuren), sodass man nach einer Woche eigentlich alles gesehen hat. Wenn man assistiert, steht man i.d.R. nur am Instrumententisch (es gibt keine OP-Schwester dafür, sondern das Anreichen ist Aufgabe der Studis), sodass man zwar eingewaschen ist, aber kein einziges Mal in den Situs sehen kann. Mit viel Glück konnte man mal Tackern oder Nähen, aber die Gelegenheiten kann ich an einer Hand abzählen. In Belgien sind Chirurgen generell nur im OP oder in der Ambulanz/Sprechstunde tätig. Stationsarbeit wird von Allgemeinmedizinern übernommen. Das ist zwar ganz nett, weil die nervigen Aufgaben wie Briefe schreiben, Blutabnahmen etc wegfallen. Dafür lernt man aber nichts über Krankheitsverläufe, Wundversorgung, postoperative Betreuung usw, was gerade im Hinblick aufs Examen ungünstig ist. Ich bin dann oft in die anderen OP-Säle gegangen, wo man sich die anderen Fachrichtungen anschauen konnte (Gyn, Uro, HNO, Kinder-/ Hand-/ plastische Chirurgie). Dort war man i.d.R. auch immer willkommen und konnte je nach Arzt auch assistieren (v.a. Haken halten).
Ich persönlich würde mein PJ dort nicht wieder machen, wenn ich nochmal wählen müsste. Die orthopädische Chirurgie (s. mein zweiter Bericht hier) kann ich aber wärmstens Empfehlen, wenn man ein entspanntes halbes Tertial ohne Verpflichtungen in Brüssel machen will :)
Ich weiß nicht, ob man mit mehr Eigeninitiative auch mal auf Station, in der ZNA oder auf Intensiv hätte mitgehen können. Ich selbst war irgendwann einfach frustriert und habe dann lieber meine Freizeit genossen.
Bewerbung
Etwa 6 Monate vorher über die Sekretärin der Allgemeinchirurgie, Mme Jamoulle: MJAMOULLE@his-izz.be. Geht aber sicher auch spontaner.
