Anmerkung: Anfang 2021 gab es im Landkreis Traunstein sehr viele Corona-Fälle, daher war eine der Intensivstationen dafür reserviert. Auch die OP-Kapazitäten waren reduzierter und der Ambulante OP-Bereich war erst ab Februar wieder offen. Auf Grund der Beschränkungen war auch keine Notarztbegleitung möglich.
Organisation: Frau Krause, die PJ-Beauftragte und Chefsekretärin der Anästhesie organisiert das PJ sehr gut. Alle Infos zur Unterkunft und zum PJ-Anfang wurden schnell verschickt, bei Fragen antwortete sie schnell per Mail. Man wird im OP jeweils einem Saal/Anästhesisten zugeteilt, diese/r fühlt sich dann auch wirklich zuständig für einen. Eine Intensivrotation ist vorgesehen und in Absprache mit den anderen PJlern dann möglich. Notarztbegleitung ist wohl sonst problemlos möglich.
Wenn man möchte, kann man Dienste am Wochenende begleiten, mit Freizeitausgleich. Wegen begrenztem Unterrichtsangebot von den anderen Abteilungen auf Grund von Corona bekamen wir einen Studientag pro Woche (kann/konnte kumuliert werden, kann sein, dass diese Regel wieder abgeschafft wurde). In der Anästesie fand regelmäßig 2x/Woche Unterricht statt zu anästhesiologischen Themen.
Die Zimmer sind möbliert und werden kostenlos gegen Kaution zur Verfügung gestellt. Es gibt nur begrenzte Kapazitäten, am besten so früh wie möglich bei Bedarf bei Frau Krause melden. Das Wohnheim liegt ca. 10 min zu Fuß vom Klinikum entfernt.
Ablauf im OP: Beginn mit Frühbesprechung um 7:40 Uhr. Danach geht man in den zugeteilten Saal. Besondere Wünsche, wie z.B. Kinderanästhesie werden berücksichtigt. Zu Anfang wird man sehr gut eingeführt und kann sowieso jederzeit Fragen stellen. Einige der Kolleginnen haben sich auch die Mühe gemacht, sich Themenbereiche auszudenken/vorzubereiten und mich während der Narkose abgefragt. Bei den Narkosen darf man, je nach Patient, Kollege und eigener Erfahrung viel selbst machen. Einfache Narkosen drufte ich gegen Ende unter Aufsicht auch selbst führen, von Einleitung bis Übergabe im AWR. Wenn man gern Viggos legen (üben) möchte, kann man mit den Pflegekräften sich gut absprechen. Larynxmaske legen und Intubieren sind fast immer möglich.
Grundsätzlich gibt es für diese Größe von Krankenhaus ein sehr breites chirurgisches Spekturm (Unfallchirurgie/Traumatologie/Wirbelsäulenchirurgie, Plastische Chirurgie, Viszeralchirurgie auch mit tlw. Leberchirurgie, HNO, Neurochirurgie, Gefäßchirurgie, Kinderchirurgie). Aufgrund der reduzierten OP-Kapazitäten waren wir PJler insbesondere im Januar häufig auch bei längeren OPs eingeteilt, grundsätzlich wird aber darauf geachten, dass man in unterschiedliche Bereiche kommt.
Ein paar Tage war ich auch im AWR eingeteilt, für ein/zwei Tage sicher interessant, allerdings kann man hier nicht viel machen und auf Grund der reduzierten OP-Kapazitäten war viel Leerlauf und "rumsitzen" angesagt.
Falls man viel selbst arbeiten möchte (bei gesünderen Patienten), sollte man sich auf jeden Fall in das Ambulante OP-Zentrum einteilen lassen. Hier ist der Vorteil, dass meist ein Facharzt den Saal betreut, der natürlich mehr Erfahrung hat als die jüngeren Kollegen und man dann mehr
Ablauf auf Intensiv (war insgesamt 4,5 Wochen dort): zwei anästhesiologisch geführte Stationen, hier liegen Patienten der chirurgischen Abteilungen (insbes. neurochirurgische Pat, Polytrauma, nach großen gefäßchirugischen Eingriffen); Frühjahr 2021 waren 10 der 21 Betten für Corona-Patienten reserviert.
Beginn um 7:00 Uhr mit Visite und Übergabe vom Nachtdienst. Bis ca. 8:30 Uhr Visite mit den zuständigen chirurgischen Abteilungen. Dann werden die Aufgaben vergeben und als PJler bekommt man je nach Motivation und Wissensstand eigene Patienten zugeteilt. Den zugeteilten Patienten visitiert man dann ausführlich, also man untersucht ihn, schaut sich die Kurve (Labor, Bilanz, Med, etc.) an und spricht mit der zuständigen Pflegekraft ab, ob es Besonderheiten gibt. Über den ganzen Tag finden, je nach Bedarf auch Eingriffe/Punktionen statt, wie Arterien und ZVKs legen, dilatative Trachealkanülen einführen oder Pleurapunktionen/Pleuradrainagen. Hier ist man als PJler auch jederzeit willkommen. Ich durfte Arterien und ZVKs regelmäßig legen und bei einigen Trachealkanülen assistieren. Nachmittags gibt es dann noch eine gemeinsame Besprechung mit dem leitenten Oberarzt der Intensiv. Hier werden zusammen mit den Pflegekräften die Befunde und die Therapiestrategien der Patienten besprochen. Auch hier darf man als PJler seine Patienten vorstellen, besprechen und man kann auch Fragen stellen.
Fazit: zu empfehlen ist ein PJ in Traunstein, wenn man das Tertial nutzen möchte, um viel unter Aufsicht selbständig zu arbeiten. Motivation wird hier auf jeden Fall belohnt und wertgeschätzt. Es gibt hier natürlich nicht das maximale Spektrum einer Uni, aber dafür kennen einen die Kollegen bald und wissen, was sie einem zutrauen können. (Und die Umgebung ist natürlich auch nicht zu vernachlässigen mit Chiemsee, Berchtesgadener Alpen und Österreich/Salzburg um die Ecke).