PJ-Tertial Neurologie in Klinikum Grosshadern (3/2021 bis 6/2021)

Station(en)
Normalstation
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Da ich extern bin und auch nicht in die Neurologie gehen werde, gibt es von mir eine sehr ehrliche Bewertung. Insgesamt ein gutes Tertial, allerdings lag das mehr am Team und meinem individuellen Engagement und weniger an der Klinik.

Allgemeiner Ablauf des PJ: man ist das ganze PJ auf einer festen Station eingeteilt und kann auf Wunsch je eine Woche in die Notaufnahme, Neurointensiv, Stroke Unit und Poliklinik rotieren. Insgesamt ist man also mindestens drei Monate auf derselben Station. Einmal pro Woche gibt es eine Neuro-interne PJ-Fortbildung, die ca. eine Stunde dauert. Die tägliche Röntgendemo wurde für uns in einen separaten Raum übertragen (Corona-bedingt). Ich denke, wer freiwillig Neuro an der Uni machen will, der erwartet nicht, im PJ zu chillen. Und genau so ist es auch: natürlich wird viel erwartet und ich war etwa 45 Stunden die Woche in der Klinik. Von den Assistenten kam sehr viel Wertschätzung dafür. Die meisten PJler mussten einmal in der Frühbesprechung ein Paper vor der ganzen Klinik vorstellen (wir waren so viele, dass ich nicht drankam). Am Anfang hieß es mal, es würde eine Examenssimulation für uns geben, davon war dann aber nie wieder die Rede.

So lange auf einer Station zu sein, fand ich sehr gut, weil ich so sehr selbstständig gearbeitet habe. Ich habe von der ersten Woche an eingefordert möglichst alles selbst machen zu dürfen. Ich habe eigene Patienten betreut (und natürlich immer in Rücksprache) Patienten aufgenommen und untersucht, die Kurven geschrieben, überlegt, welches Labor und welche Untersuchungen ich will und die angemeldet, alte Befunde angefordert, mit Angehörigen und Betreuern telefoniert, Konsile gestellt, Visite gemacht etc. Lumbalpunktieren kann man dort natürlich auch. Durch das eigenständige Arbeiten habe ich sehr viel gelernt und das Team auf meiner Station war super.

Jetzt kommen wir zu den negativen Punkten: auf meiner Station war eine Rotandin aus der Psychiatrie, die auch erst seit wenigen Wochen da war. Die ist extrem gut und hat alles super gemeistert, aber sie ist eben keine Neurologin. Der Oberarzt auf der Stationshälfte hat sich außer für sein Spezial-Krankheitsbild leider nicht für Patienten interessiert, keinen medizinischen Input gegeben, hat uns 1,5 Stunden täglich Geschichten erzählt, nur leider nicht über Medizin. Auch hat er regelmäßig Patienten respektlos angeredet, die wir dann hinterher davon überzeugen mussten, sich nicht zu entlassen. Ich habe von ihm nicht nur nichts gelernt, sondern hatte das Gefühl, dass er uns aktiv von der Arbeit abhält und sabottiert, indem er das Vertrauensverhältnis zu Patienten zerstört. Mir hat das ganze PJ über ein erfahrener (oder wenigstens angehender) Neurologe gefehlt, von dem ich etwas lerne. Fast alles, was ich gelernt habe, habe ich gelernt, indem ich es einfach selbst gemacht habe.

Meine Rotationen:
Poliklinik: kam nicht zustande, weil ich über Pfingsten eingeteilt war und die Poliklinik da kaum besetzt war
Stroke Unit: fand ich langweilig. Konnte wenig selbst machen. Einer der jungen Assistenten hat meiner Meinung nach echt groben medizinischen Unsinn gemacht, was mich schockiert hat. Oberarzt war gut
Intensiv: habe die Rotation nach drei Tagen abgebrochen, weil ich die Rotation als Lebenszeitverschwendung empfungen habe. Einige Ärzte dort verwenden das Wort "behindert" als Schimpfwort und so war das Niveau insgesamt. Es gibt cholerisches Herumgeschreie von einer Person, vor Patienten wird unangemessen gesprochen. Man läuft den ganzen Tag einem zweiten Dienst hinterher, der händisch BGA-Werte in einer Tabelle überträgt und auffällige Laborwerte einkreist. Wenn ich irgendeine inhaltliche Frage zum Labor gestellt habe (Ob man die Nierenfunktion mit Krea gut beurteilen kann, wenn Patienten lange im Bett liegen, ob massive reaktive Thrombozytosen die stören zwecks Thromboserisiko und so weiter), habe ich keine Antwort erhalten und durfte mir stattdessen anhören, dass das ja eine Intensivstation ist und da nun einmal Laborwerte abweichen und das eben so ist. Aha, danke für nichts. Dann habe ich noch zugesehen, wie ein ZVK im 90 Grad Winkel unter Ultraschallkontrolle durch die Jugularis in die Carotis gerammt wurde. Ansonsten habe ich den ganzen Tag BGAs abgenommen und Patientenbetten durch das Haus geschoben. Andere PJler fanden es okay dort. Vielleicht hab ich die falsche Besetzung erlebt, vielleicht blöde Tage erwischt. Für mich war das aber einer der traurigen Höhepunkte der Abteilung
Notaufnahme: war hervorragend. Hier lernt man wirklich viel. Je nach Arzt darf man selber untersuchen, anamnestizieren und punktieren und der Arzt schreibt solange am Computer mit und greift ein, wenn ihm etwas nicht passt. Ich hätte gerne länger rotiert, war eine der besten Wochen im ganzen Tertial. Da lernt man total viel über Leitsymptome und Differentialdiagnosen

Die Atmosphäre in der Abteilung habe ich insgesamt als sehr hierarchisch und unangenehm empfunden. Die Paperpräsentationen haben die Studenten begonnen mit den Worten "Sehr geehrte Frau Professor, sehr geehrte Oberärzte, liebe Kolleginnen und Kollegen" - und genau so ist der Tonfall da auch. Ich kam mir häufig vor wie im Buch House of God. Allerdings muss ich sagen, dass einige der PJler sich in der Abteilung bewerben wollen. Es gibt also Menschen, die die Atmosphäre dort anders empfunden haben als ich. Ich persönlich würde dort nicht arbeiten wollen, auch wenn ich Neuro machen würde.

Dann hatte ich gleich zu Beginn noch eine unangenehme Auseinandersetzung mit den Verantwortlichen für das PJ. Ich hatte beiläufig erwähnt, in meinem Urlaub eine Woche an meiner Heimatuni hospitieren zu wollen (war für eine Bewerbung). Daraufhin wurde mir schriftlich die Kündigung und spätere Wiederaufnahme meines PJ-Vertrags angedroht, mir wurde schriftlich erklärt, dass im Leben leider nicht immer alles so läuft, wie man es sich vorstellt und es irgendwelche arbeitsrechtlichen Gründe gäbe, die gegen meine Hospitation sprechen. Auch wurde mir telefonisch angedroht, dass meine Fehltage an die Personalabteilung gemeldet werden und ich sie dann nicht ausgezahlt bekomme (und Fehltage normalerweise nicht gemeldet werden). Diese Einschüchterungsversuche haben bei mir nicht funktioniert, ich habe mich dann an die Rechts- und Personalbateilung gewendet und durfte in meinem Urlaub hospitieren. Leider kann ich mir vorstellen, dass ich da kein Einzelfall bin.

Insgesamt dennoch ein solides Tertial, auch wenn ich vieles wirklich schräg fand, hat es mir wegen meines Eigenengagements insgesamt gut gefallen und auf anderen Stationen wäre es sicher besser gelaufen. Wer Neuro machen will, dem würde ich aber empfehlen, die Abteilung vorher schon einmal anzuschauen und auszutesten, ob man sich dort wohlfühlt.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Patienten aufnehmen
Rehas anmelden
Röntgenbesprechung
EKGs
Briefe schreiben
Braunülen legen
Patienten untersuchen
Punktionen
Eigene Patienten betreuen
Notaufnahme
Untersuchungen anmelden
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
500

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
3
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.07