PJ-Tertial Anästhesiologie in Hopital Pasteur (6/2021 bis 8/2021)
Station(en)
Anästhesiologie Pasteur 1 und 2
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Mein Praktikum in Nizza hat mir ingesamt super gefallen ! Eine perfekte Mischung zwischen etwas lernen und trotzdem die Sonne auf dem Strand genießen ;)
Ich war in der Anästhesie im CHU und war einen Monat dort. Mein Plan war folgender :
1. Orthopädie/plastische Chirurgie (Pasteur 1)
2. Thorax- und vaskuläre Chirurgie (Pasteur 2)
3. Notfall und Trauma (Pasteur 1)
4. Viszeralchirurgie (Hôpital Larchet)
Da es mir in der Notfallabteilung jedoch sehr gut gefallen hat, konnte ich auf Wunsch dort bis zum Schluss bleiben und bin also nicht in der Viszeralchirurgie vorbeigekommen.
Gleich vorneweg : Französisch ist meine Muttersprache. Gute Französischkenntnisse sollte man hier unbedingt mitbringen !
Der Tag beginnt morgens um 07:30 (Notfall : 08:00), gehen kann man wann man will. Ich bin fast immer zwischen 15 und 17h weggegangen, abhängig vom OP-Programm.
Die erste Rotation war wie gesagt in der Orthopädie / Plastische Chirurgie. Das fand ich denn auch sehr sinnvoll, da die Patienten dort relativ vielseitig sind und man daher bei einer einfachen Intubation (Tubus oder Larynxmaske) auch selber mal probieren kann. Meine erste erfolgreiche Intubation habe ich denn auch am Freitag hinbekommen :) man muss sich einfach mit den "étudiants IADE" (Anästhesiepflege in Lehre) gut absprechen da sie das auch lernen müssen. Des weiteren kann man Periduralanästhesie, Regionalanästhesie mit Ultraschall sehen, und Braunülen selber legen. Zwischendurch gibt es auch immer wieder Zeit für individuelles Teaching durch die Pflege, die Internes oder die Chefanästhesisten. Da man immer den Internes hinterherläuft, diese aber in der Regel für 2-3 OP Säle zuständig sind ist den ganzen Tag auch viel zu tun, ich bin dann meistens gegangen nachdem der letzte Patient vorbereitet auf dem Tisch lag, etwa 16h.
In der zweiten Woche war ich im Hôpital Pasteur 1, direkt neben dem Neubau Pasteur 2. Das Gebäude ist relativ alt, und wird auch in den nächsten Jahren durch einen Neubau ersetzt. Hier sieht man dann komplexere Intubationen mit selektiver Ventilation. Naturgemäß ist man hier also weniger selbst aktiv, sieht aber interessante Verfahren und da ich noch keine Thoraxchirurgie gesehen hatte war auch die OP-Seite eigentlich interessant. Dennoch hat mir diese Woche weniger gut gefallen, da nur 1 Thoraxsaal mit 2-3 OP's am Tag am laufen war. Hier bin ich dementsprechend schnell nach mittag weggegangen. Den letzten Tag der Woche hab ich in der vaskulären Chirurgie verbracht.
In der dritten Woche kam ich dann in die Notfallabteilung. Diese beinhaltet 2 OP-Säle, die parallel laufen und ein sehr vielseitiges OP-Programm beinhalten. Einerseits gibt es hier typische Notfall-OPs (Polytrauma, Blinddarm, Nephrostomie, Notfall-Laparotomie, Hämothorax etc sind jetzt die Beispiele die mir in den Kopf kommen). Wenn es allerdings keine solchen absoluten Notfälle wird der Saal trotzdem immer irgendwie mit kleineren planbaren Notfällen gefüllt (Frakturen aller Art, Hernien, etc) um andere Säle zu entlasten.
Aus meiner Sicht fand ich dieses Schema gut, da bei geplanten Nofällen die Patienten nicht gegessen hatten und ich also recht oft auch selber intubieren konnte. Bei den richtigen Notfällen wurde fast immer eine RSI Induktion gemacht, daher hat man mich da (verständlicherweise) nicht intubieren lassen, der gesamte Ablauf des Notfallmanagements fand ich dennoch immer sehr interessant. Auch Spinalanästhesien durfte ich versuchen.
In der Notfall-Abteilung hat es 2 Anästhesie-Internes, den einen im OP, den anderen im Schockraum. Im Laufe der Zeit konnte ich mich mit den Internes absprechen so dass ich von Zeit zu Zeit auch mal im Schockraum war (dort allerdings auch - verständlicherweise - nur als Zuschauer). An manchen Tagen ist nur einer der Internes da, der dann für Schockraum und OP zuständig ist, da wird dann der Tag eher hektisch. Aber auch interessant, da wir für 2 Herzmassagen gerufen wurden (auch da galt für mich : Zuschauer).
Ein Negativpunkt in der Notfallabteilung ist, dass vor allem der Chefanästhesist unter Umständen sehr gestresst ist und sich an solchen Tagen nicht viel Zeit für Teaching nimmt, aber das gehört beim Notfall auch dazu denke ich. Fixes Teaching gab es übrigens gar nicht - auf jeden Fall ein Nachteil dieses Spitals. Keine Kurse, kein Journal Club.
Zum administrativen Teil : geht so, ich bekam keine Karte fürs Essen, keinen Badge um in den OP reinzubekommen, keinen Arztkittel. Da jedoch immer Leute im Umkleideraum sind, hatte ich da auch keine Lust zu diskutieren sondern hab einfach jedes Mal angeklopft und mir mein Essen mittags selber mitgebracht.
Die Bescheinigung für meine Heimatuni (Uni Lausanne) wurde problemlos vom extrem netten Anästhesie-Professor unterschrieben.
Zur Freizeit : super ! Ich war im Juni da, das Wetter war quasi ideal, schön warm aber nicht zu heiß. Für 28€ konnte ich mir eine Studenten-Monatskarte (Lignes d'azur) für den öffentlichen Transport besorgen. Nizza ist insgesamt eine super Stadt, eine tolle Altstadt, man hat den Strand, die Berge - traumhaft! Mit dem Zug kommt man schnell überall hin entlang der Küste bis nach Monaco und Ventimiglia (Italien). Ins Hinterland fährt auch ein Zug bis nach Tende.