Die teilweise eher negativen Bewertungen kann ich so nicht bestätigen, da ich insgesamt hauptsächlich positive bis sehr positive Erfahrungen gemacht habe und sehr zufrieden mit meiner Wahl war, dort hinzugehen.
Das gesamte Ärzte-Team, inklusive der Chefärzte, ist unglaublich nett und motiviert einem etwas beizubringen (auch wenn man selbst manchmal etwas hinterherrennen und sich die Lehre einfordern muss).
Die Hauptaufgabe des Unterassistenten besteht aus Notaufnahmediensten (ca. 10-11h Schicht) und IPSO-Diensten (prä-OP Vorbereitung der stationären Aufnahme, ca. 8h Schicht).
Die Station habe ich in den 4 Monaten nicht gesehen (das schwankt aber wohl auch, je nachdem, wer die Einteilung macht).
Man wird auch am Wochenende eingeteilt und hat dafür mal unter der Woche frei. Allerdings ist insgesamt das Arbeitspensum höher als in Deutschland (geplant 50h/Woche).
Zusätzlich zu den deutschen Fehltagen hat man dort ein paar Urlaubstage (die nicht in die Fehltage reinzählen).
Pickett-Dienste gibt es keine.
Die Notaufnahme ist jetzt nicht gerade das überregionale Traumazentrum, aber man kann doch die ein oder andere Wunde nähen und diverse Frakturen oder Appendizitiden diagnostizieren :) außerdem gehören auch Uro/Gyn/HNO/Auge/etc. in der Notaufnahme mit zur Chirurgie. Mit ein bisschen Eigeninitiative bekommt man auch sehr schnell eigene Patienten zugeteilt und hat dementsprechend auch einen sehr hohen Lerneffekt. Dabei hat man immer einen oder mehrere betreuende Assistenz-/Fachärzt*innen in der Nähe. Sollte chirurgisch gerade wenig los sein, freuen sich die Mediziner (Internisten) auch immer über Hilfe.
Wöchentlich finden dazu noch interne Weiterbildungen statt, die man auch meistens besuchen kann. Die Leitenden und Oberärzte nehmen einen auch mit in die Sprechstunde, was sich sehr lohnt (wenn man mal Zeit dafür hat). Allerdings muss man auch hier aktiv nachfragen, normalerweise stehen einem dann aber alle Türen offen.
OP-Assistenzen muss man sich leider erkämpfen (mein einziger deutlicher Negativpunkt!) und da konkurriert man auch etwas mit den Assistenzärzten. Täglich sieht man den OP dadurch (leider) nicht. Wenn man aber mal in den Genuss kommt, besteht ein sehr angenehmer Umgang im OP (hier OPS genannt) und man bekommt die chirurgischen Basics gut vermittelt. Ich hatte nie das Gefühl, der dumme im Weg stehende Student zu sein, selbst wenn das mal der Fall war.
Insgesamt ist die Vergütung von ca. 1200 Fr brutto relativ fair (nach Abzug von Steuern und Wohnung bleiben so 600 Fr übrig).
Mittagessen gibt es vergünstigt für 6,50 Fr für UHUs und es ist auch meistens relativ lecker.
Die Wohnungen sind in unmittelbarer Nähe und neu renoviert (3er WGs, WLAN, Waschmaschine, ganz ok ausgestattete Küche).
Die Schweiz hat übrigens andere Steckdosen (zur Not gibt es im Supermarkt aber Adapter).
Rheinfelden liegt direkt an der Grenze, man hat deutsches Handynetz und kann rüber laufen. Basel ist so 20 min mit der Bahn entfernt.
Die Baseler bzw. Aargauer versteht man tatsächlich ganz gut und viele Ärzte sind aus Deutschland.
Zusammenfassend kann ich die Klinik durchaus empfehlen. Wer nicht so gerne von morgens bis abends im OP steht und dafür lieber in angenehmer Arbeitsatmosphäre eigenständig Patienten betreut, ist hier genau richtig.
Das Arbeitspensum ist schon deutlich höher als ich es in Deutschland erlebt habe, aber man hat trotzdem genug Freizeit und dafür habe ich sehr viel in dem Tertial gelernt.
Bewerbung
2 Jahre im Voraus sollte man sich per Mail bewerben. Wenn man Glück hat, bekommt man ganz kurzfristig aber auch noch einen Platz