Das Tertial dient vor allem der persönlichen Entwicklung und weniger der fachlichen Weiterbildung. Fürs M3 fühle ich mich nicht vorbereitet, dafür habe ich sehr viel eigenständiges Arbeiten gelernt und musste auch ordentlich Verantwortung übernehmen. Prinzipiell war ich auf Station schon sehr eingebunden und wurde auch immer wieder zu OPs gerufen, sodass ich es leider nicht wirklich zur Diagnostik/Notaufnahme geschafft habe. Hier bietet es sich sicherlich an sich mindestens zu zweit zu bewerben, damit man sich dafür gegenseitig etwas den Rücken freihalten kann. Die OPs sind teils freiwillig, teils aber auch nicht (die unangenehmeren OPs - v.a. Heft TEPs sind unfreiwillig). Man darf Kamera halten, zunähen, Haken halten, hier mal Schrauben, da mal saugen - alles in allem war das Arbeiten im OP besser als ich gedacht hätte und manchmal auch eine gute Möglichkeit durchzuatmen, wenn auf Station gerade Chaos herrschte. Dazu beigetragen hat sicherlich auch, dass die Ärzte fast alle sehr nett und entgegenkommend sind. Besonders die Visczeralchirurgischen OÄ sind extrem nett und bemüht. Im ganzen Haus gab es eigentlich nur zwei Ärzte mit denen ich nicht klar kam - mit denen hatte ich aber glücklicherweise nicht allzu viel zu tun.
Blutentnahmen und Venenzugänge haben sich in Grenzen gehalten (geht bei Chirurgischen Pat. meist eh schnell und die AA haben auch ein paar gemacht). Drainagen an-/rausziehen war auch eine häufige aber eigentlich nette Aufgabe, OPs waren wie gesagt durchwachsen - manchmal war ich gern und auch freiwillig dabei, manchmal haben mich die OPs auch genervt, Briefe habe ich sehr viele geschrieben - gestört hat mich das aber nicht, gehört dazu und muss man lernen, Anordnungen machen, Bildgebung Anmelden, Aufklärungen, etc. etc. die typische Stationsarbeit. Es kam häufig vor, dass ich allein auf Station war, das war erst etwas gewöhnungsbedürftig, hat mich aber viel Eigenständigkeit gelehrt. Man konnte auch eigentlich immer jemanden anrufen. Die AA sind übrigens fast alle sehr nett - mit denen habe ich gerne gearbeitet und man konnte auch mal zusammen Quatsch machen. Das war schon sehr angenehm.
Essen war mäßig - dreimal täglich for free, aber dafür echt nicht das beste und sehr kleine Portionen mittags
Unterkunft ebenfalls for free und nur eine Minute Fußweg zur Arbeit, dafür kein Internet und etwas schäbiges Zimmer (bei mir haben die Heizungsrohre regelmäßig Krach gemacht, es war im Sommer zu heiß im Zimmer, die Küche wurde von den anderen Bewohnern leider wie ein Saustall behandelt, die Abfluss in der Badewanne war regelmäßig verstopft, Lärm auf dem Flur - dafür aber eigenes Bad und kurzer Arbeitsweg) - für die Zeit war es schon ok, länger möchte ich da aber nicht wohnen.
Wildungen selbst ist ein schöner Ort und man kann gut essen gehen - war Coronabedingt kaum möglich, sodass wir viel bestellt haben. Erst am Ende konnten wir auch mal Essen gehen. Im Sommer gibt es da ein paar schöne Ecken. Der Studientag war ein Traum.
Empfehlen würde ich das Tertial vor allem all denen, die eigentlich nicht unbedingt Chirurgie machen wollen. Man kann viel Stationsarbeit lernen und sich persönlich weiterentwickeln, insbesondere in Sachen Selbstständigkeit - wenn man bereit ist sich ein bisschen herauszufordern. Inhaltlich lernt man nicht so viel, was das Tertial für Chirurgie Begeisterte wohl eher unattraktiv macht. Ich empfehle wie gesagt auch allen sich direkt zu zweit oder dritt zu bewerben. Mir wurde schon gesagt, dass ich alle Freiheiten habe und ich hätte sicherlich auch ständig einfach sagen können ich verschwinde in die Notaufnahme, aber dann wäre halt niemand auf Station gewesen. Wenn man mit mehreren Leuten da ist, lässt sich das sicher besser aufteilen.