Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Station
Heimatuni
Mainz
Kommentar
Das Chirurgie Tertial im Eli teilt sich auf die beiden chirurgischen Disziplinen Unfallchirurgie/Orthopädie und Allgemeinchirurgie auf. Je nach PJ-Besetzung und Absprache kann die Aufteilung erfolgen. Ich habe mich mit meiner Kollegin damals auf 50/50 geeinigt. Andere Gewichtungen waren bei unseren Vorgängern wohl auch möglich.
Wie überall ist die Arbeit/Lehre etc. sehr personenabhängig, daher hier eher eine fachliche Beschreibung.
Unfallchirurgie/Orthopädie:
Hier war ich für 8 Wochen eingeteilt und zu der Zeit auch der einzige PJ-Student. Die Station umfasst ca. 30 Betten, die auch von der Fußchirurgie und Wirbesäulenchirurgie belegt wurden.
Lernorte waren Station, ZNA, Sprechstunde und der OP. Die Stationsarbeit als PJler besteht vorallem in den Blutentnahmen. Bei der Visite kann man mitgehen, die Verbände werden aber nur von den Stationsärzten gemacht. Das Patientenklientel sind zu 90% geplante endoprothetische oder athroskopische Eingriffe und zu 10% kleine unfallchirurgische Fälle (Frakturversorgung). Dementsprechend hat man nach einigen Visiten die post-operative Betreuung gut gesehen. Die ZNA wird im Normaldienst immer von einem UC-Assistenten betreut. Hier ist vorallem viel Laufkundschaft und kleine Unfälle vom RTW: Fahhradsturz, Distorsionstrauma, Thoraxprellung etc.
Dreimal die Woche ist Sprechstunde die von einem der Oberärzte abgehalten wird. Hier erfolgt die Nachbetreuung von den OPs sowie die Indikation zur OP mit Besprechung bisheriger Befunde (Rö, CT, MRT) und funktioneller Untersuchung.
Das OP-Programm der UC ist aufgrund des Spektrums elektiv und immer gut gefüllt. Dreimal die Woche einen Saal und an zwei Tagen auch zwei Säle. Bei nahezu jedem Eingriff wird ein zweiter Assistent (=PJler) neben den zwei operierenden OA benötigt. Aufgaben hierbei sind dann Haken halten, Elektrokauter und Knoten der Subcutan-Nähte. Je nach OP auch Lageänderung des Beines etc.
Eigene Meinung:
Da ich zum Großteil alleine in der UC war, habe ich die meiste Zeit im OP verbacht und die Blutentnahmen vor der ersten OP abgearbeitet. Die Assistenzärzte und Oberärzte waren sehr kollegial. Ich habe nie einen unangemessenen Spruch oder Herabwürdigung erlebt. Jede Frage im OP wurde beantwortet und genau erklärt wie man sich bei den OPs verhalten soll. Die OP-Pflege war auch immer freundlich und hat einen mit Namen begrüßt. Natürlich ist das OP-Spektrum begrenzt und nach einigen Wochen hat man alles gesehen, mit Einsatz und Interesse konnte ich auch mehr machen als Haken halten und Knoten. Da man immer mit den gleichen OA operiert und sich mit der Zeit kennt, wurde auch hier auf Nachfrage viel gezeigt und erklärt. Im Nachhinein wäre ich gerne mehr in der ZNA und Sprechstunde gewesen, da ich hier auch viel sehen und lernen konnte. Durch das stramme OP-Programm war das nicht möglich. Auf der gleichen Station liegen auch fußchirurgische Patienten, hier wäre ich auch gerne mal mit auf Visite oder in den OP gegangen. Auch das war zu dem Zeitpunkt nicht möglich. Später kamen mehr PJler, da war die Verteilung der Arbeit natürlich besser;)
Allgemeinchirurgie
Hier war ich ebenfalls für 8 Wochen und neben mir gab es noch zwei Physician-Assistants Studentinnen und eine weitere PJlerin. Die Allgemeinchirurgie hat keine feste Station, die Patienten liegen etwas verteilt und die Anzahl hat stark geschwankt zwischen 4 bis 12 Patienten. Lernorte hier waren Station, OP, ZNA und die Endoskopie. Die Stationsarbeit besteht aus Blutentnahmen, Verbandswechsel, ZVK/ Drainage ziehen. Das OP-Spektrum ist sehr breit. Der Großteil ist die „kleine“ AC mit Leistenhernie, Gallenblase, Appendektomie. Es wird aber auch mal eine Hemicolektomie gemacht und 1x die Woche mit einem auswärtigen Operateur Ösophagusresektionen. Das Spezialgebiet des CA sind Refluxerkrankungen mit Fundoplikatios. Während der Frühvisite bekommt man die Stationsarbeit gesagt und danach je nach Operation in den OP gerufen. Nicht immer wird man zum Assistieren gebraucht, kann aber immer zugucken (was sich bei den vielen laparoskopischen Eingriffen auch lohnt). Sind AC-Fälle in der ZNA werden diese konsiliarisch vom Assistenzarzt gesehen, hier kann man auch immer mitgehen/voruntersuchen. Als Besonderheit empfand ich die Tatsache, dass die ACler auch Endoskopien gemacht haben sowie die gesamte Funktionsdiagnostik für die Refluxerkrankungen (pH-Metrie, Impedanz etc.)
Das OP-Programm der ACler war deutlich kleiner als das der UC. Sie haben durchgehend einen Saal, aber längst nicht soviele OPs. Dies hat stark geschwankt, es gab Tage ohne OPs und auch Tage mit vollem Programm plus Notfall-Galle. Aufgaben waren dann je nach OP: Haken halten, Kamera halten, Knoten und Subcutan-Naht.
Besonderheit: Zu der AC gehört noch eine Thoraxchirurgie die sich gerade im Aufbau befindet. Die Ärzte haben uns für die BEs angerufen, im Austausch aber auch viel Teaching gemacht und uns in den OP eingeladen.
Eigene Meinung:
In meiner AC-Zeit waren wir studentisch gut aufgestellt und konnten uns die Arbeit sehr gut aufteilen. Dem CA und den OÄ ist die Lehre sehr wichtig. Dementsprechend wird eigentlich zu jeder Gelegenheit (OP, Visite, Endoskopie) erklärt und bei Interesse und Einsatz auch viel gezeigt und angeleitet. Corona und/oder Sommerloch bedingt war an manchen Tagen sehr wenig los, da konnte man auch in die ZNA, Endo oder auch auf die Terrasse gehen.
Allgemeines zum Eli:
Das Eli wurde vor einigen Jahren privatisiert und dadurch hat sich vieles geändert.
Als PJler bekommt man am ersten Tag ein Transponder, ein persönliches Telefon und in der ersten Woche auch einen eigenen EDV-Account. Pro Tag gibt es ein Mittagessen kostenfrei und einen Studientag pro Woche. Einmal die Woche war PJ-Unterricht, wobei hier jeder Fachbereich des Hauses mal dran war (auch Radio, Gyn etc.).
Meine abschließende Meinung:
Es ist ein kleines Haus mit seinen Vorteilen und Nachteilen. Der größte Vorteil für mich war, dass man schnell alle kennen gelernt hat und es für vieles kurze Dienstwege gab. Der PJ-Beauftragte ist sehr engagiert und immer ansprechbar. Ich habe die Möglichkeit bekommen, da vor Ort ein NEF stationiert war, zweimal mitzufahren. Das ist, wie ich gehört habe, in FfM eher selten möglich. Während meiner AC-Zeit waren wir sehr gut besetzt und ich wollte unbedingt eine Woche in die Anästhesie rotieren. Auch das war in Absprache mit den CÄ gut möglich und ich durfte in der Woche sehr viel machen und habe viel erklärt bekommen. Es war auch eine Selbstverständlichkeit am ersten Tag eine Führung durch das Haus zu bekommen. In der ersten Woche gab es dann auch direkt einen eigenen EDV-Zugang, sodass man jederzeit an den PCs selbständig arbeiten und Befunde lesen konnte. Als nachteilig kann man die Größe anführen. Die fachliche Breite ist dadurch begrenzt. Es gab auch Zeiten mit recht viele Studierenden (PJler, Famulanten, RA-Praktikanten, PA-Praktikanten), da läuft man auch mal zu 4 in der ZNA rum.
Tipp: Einsatz und Eigeninitiative wird hier fast immer belohnt. Dienste mitmachen, Rotationen in andere Bereiche ansprechen, mit in die Röntgen-Demos gehen etc.!
Ich habe die Zeit im Eli nicht bereut und gerade vor dem Chirurgie-Tertial hatte ich große Sorgen. Hier wurde mir immer mit Respekt begegnet und ich habe mehr gelernt und mitgenommen als ich erwartet habe.