Mein chirurgisches Tertial war in drei Teile aufgeteilt: 6 Wochen ACH, 4 Wochen GCH und 6 Wochen UCH. Organisatorisch ist alles gut gelaufen, man bekommt anfangs Kleidung, einen Spind, Orbiszugang und Schlüssel. Das Gehalt wird problemlos überwiesen. Urlaubswünsche schreibt man der Sekretärin, da gab es auch keine Probleme. PJ-Fortbildungen gibt es Mittwoch morgens (versch. chirurgische Themen) und meistens Freitags noch eine fachinterne Fortbildung/Vorträge von Ärzten, die aber für PJler meist weniger interessant ist.
ACH: Es geht um 7 Uhr auf Station mit der Visite los, gegen 7:45 ist dann Frühbesprechung. Danach geht die Visite weiter, dann die Blutentnahmen. Nach dem Frühstück gibt es Aufnahmen zu erledigen, kleine Verbandswechsel, VAC-Wechsel etc. Auch Briefe schreiben ist PJler Aufgabe. Es gibt hier keine feste Einteilung welche PJler wann wo sind. Wichtig ist nur, dass man immer in den OP-Plan guckt und wenn ein PJler eingetragen ist entsprechend jemand in den OP geht. Im OP einfach zuschauen ist aber auch immer möglich. Die OPs sind mitunter sehr lange, man sollte auf jeden Fall genug essen und trinken vorher, Kompressionsstrümpfe haben mir auch geholfen. Ist aber auch keine Schande, wenn man sich mal setzen muss. Wenn viel los ist kann man auch immer in die ZNA kommen und Patienten mit anschauen. Insgesamt fand ich diese 6 Wochen eher entspannt. Die Stimmung unter den Ärzten ist so mittelmäßig. Im Zweifel muss man sich eben an die Assistenzärzte halten, die Lust haben einem etwas zu erklären. Die Thoraxchirurgen sind hier auch dabei und es ist immer möglich, auch hier mal bei den OPs dabei zu sein.
GCH: Auch hier geht es um 7 Uhr los mit der Visite. Danach die Blutentnahmen und die Aufnahmen. Uns wurde hier deutlich gesagt, dass immer ein PJler im OP sein muss (auch wenn man nicht direkt am Tisch eingeteilt ist) und einer auf Station die Aufnahmen macht, inkl. zahlreicher Doppleruntersuchungen. Am Tisch zu stehen war eigentlich immer spannend, beim Zuschauen alleine sieht man aber kaum etwas. Insgesamt hatte ich hier leider eher das Gefühl, dass man von einzelnen Ärzten als billige Arbeitskraft gesehen wird. Die Grundeinstellung des Teams scheint zu sein "PJler interessieren sich sowieso nicht für die GCH." Anfangs hieß es noch wir sollten nicht zur Visite mitkommen, sondern gleich die Blutentnahmen machen und auch nicht zur Frühbesprechung mitkommen - angeblich wegen Coronabeschränkungen, dabei ist das Team eh sehr klein. So bekommt man von den Patienten und dem Stationsablauf natürlich gar nichts mit. Wir müssten uns mühsam erkämpfen, dass zumindest immer einer von uns in die Frühbesprechung gehen konnte. Angenehm ist hier aber auf jeden Fall die Arbeitszeit - man kommt meistens zwischen 13 und 14 Uhr raus.
UCH: Um 7 Uhr geht es mit der Frühbesprechung los. Dann ist man je nachdem den ganzen Tag für OP, Station, Außenlieger oder ZNA eingeteilt. Als PJler ist man hier fest eingeteilt, wodurch man immer genau weiß, was auf einen in dieser Woche zukommt (ich hatte 1 Woche Station, 2 Wochen OP und 2 Wochen ZNA). Auf Station macht man die übliche Stationsarbeit. Im OP steht man fast immer mit am Tisch, es wird aber darauf geachtet, dass man mind. eine etwas längere Pause machen kann. In der ZNA schaut man sich selbst die Patienten an, untersucht und bespricht dann mit den Ärzten. Nähen lernt man hier auf jeden Fall. Auch bei Polytrauma kann man dabei sein. Hier habe ich sicher am meisten gelernt. Es ist auch möglich und sicher gerne gesehen mal einen Dienst mitzumachen, dafür kriegt man einen freien Tag und es lohnt sich total. Die für PJler zuständige Ärztin hat einen schlechten Ruf aufgrund ihrer cholerischen Art und man sollte sich mental darauf vorbereiten angeschrien zu werden, wenn man mit ihr im OP steht. Auf der anderen Seite ist sie schon engagiert was PJler angeht und achtet darauf, dass man Zeit für Pausen hat, pünktlich nach Hause gehen kann, verschiedene Abteilungen sieht und auch wirklich etwas lernt. Sie ist auch die einzige, die in der UCH den Zeiterfassungszettel und das Logbuch unterzeichnet, man sollte es sich also nicht allzu sehr mit ihr verderben. Selbst die anderen Ärzte und die Pflege weiß um ihre Art und vergibt einige nette Worte, wenn man gerade mal wieder von ihr angepampt wurde.
Zusammenfassung: Insgesamt ein gutes Tertial. In der UCH habe ich wahrscheinlich am meisten gelernt, war aber auch anstrengend. ACH fand ich auch spannend, hier muss man sich die Lehre mehr einfordern. GCH interessant zum reinschnuppern, wen das Fach richtig interessiert, der wird vielleicht nicht ganz so auf seine Kosten kommen, dafür extrem entspannte Arbeit.