Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, Notaufnahme, OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Im Center da Sanda Engiadina Bassa werden die Unterassistierenden im gesamten Spital eingesetzt: Innere Medizin, Chirurgie und interdisziplinäre Notfallstation. Da der Dienstplan mit den anderen Uhus angefertigt wird, kann man allerdings Wünsche angeben. Ich beispielsweise war 5 Wochen von 8 Wochen auf der Notfallstation und dafür nie auf der Chirurgie, weil andere stattdessen lieber auf der Chirurgie waren. Man ist jeweils einer/einem AssistentIn zugeteilt. Auch diese rotieren zwischen Medizin, Chirurgie und Notfallstation. Im Akutspital gibt es circa 24 Betten und eine IMC mit 2 Betten (keine Beatmungsplätze, nur nicht-invasives Monitoring). Wie viele PatientInnen man auf den Stationen betreut, ist nach oben offen. Teilweise hat die Medizin mehr, manchmal die Chirurgie. Da kann es durchaus mal sein, dass die Medizin 15 Betten voll hat und die Chirurgie nur 2 PatientInnen.
Scuol besitzt ganz passable Diagnostikmöglichkeiten für so ein kleines Spital: Labor, (24h)-EKG, Ultraschall, Röntgen, CT, Extremitäten-MRI, transkorporale und endosonografische Echokardiografie, Gastroskopie, Koloskopie, LuFu, Polysomnografie. Zur Chirurgie: es gibt einen richtigen OP und einen halbsterilen OP, in welchem Endoskopien oder minimalstinvasive Eingriffe (ZVKs etc) durchgeführt werden. Auf der Notfallstation gibt es 3 reguläre Kojen, eine Wundversorgungsraum, ein Isolationszimmer, ein Schockraum, ein Ultraschallraum, ein Röntgen und ein CT und neu auch ein Extremitäten-MRI, ein Labor, ein Diagnostikzimmer (LuFu, EKG, Belastungs-Ergo).
Ausserdem bietet das Spital eine kleine Palliativstation, eine Gynäkologie und Geburtshilfe (schätzungsweise unter 100 Geburten pro Jahr) und eine stattliche komplementärmedizinische Abteilung mit Möglichkeit eines stationären Aufenthalts. Zusätzlich ist die Medizin auch noch für das angrenzende Pflegeheim zuständig.
Unterassistenzen in Scuol sind besonders in den Schweizer Ferienwochen zu empfehlen, im Winter wären das Dezember und Februar. Ich war Januar und Februar da: Im Januar, also ausserhalb der Schweizer Ferien, sassen wir teilweise 8 Stunden auf dem Notfall und haben keinen einzigen Patienten gesehen in der ganzen Schicht. In der zweiten Februarhälfte hingegen gab es trotz Corona ein hoher Patientendurchlauf auf dem Notfall und man muss effizient arbeiten, damit sich die PatientInnen im Wartezimmer nicht stauen. Ausserhalb der Tourismussaison gibt es auf der Medizin generell mehr zu tun als auf der Chirurgie. Wenn nichts läuft, kann man durchaus auch früher gehen, teilweise schon um 11 Uhr nach der Visite. Es ist gerne gesehen, wenn man auch mal in den chirurgischen/gynäkologischen/internistischen Sprechstunden mitgeht, gerade wenn sonst nichts los ist. Man kann auch auf der Komplementärmedizin schnuppern gehen. Venflons/Blutabnehmen oder mit dem Ultraschall aneinander üben, geht auch immer.
Arbeit auf der Medizin: Visite, Verlaufseinträge, Eintrittsuntersuchungen, Austrittsberichte entwerfen, Austrittsgespräche, Herumtelefonieren, aBGA.
Arbeit auf der Chirurgie: regelmässige Assistenz im OP (meist erste Assistenz, teilweise 2. Assistenz neben 2 Leitenden ÄrztInnen), Visite, Verlaufseinträge, Eintrittsuntersuchungen, Austrittsberichte entwerfen, Austrittsgespräche, Herumtelefonieren, Neugeborenenstatus. Wenn man sich geschickt anstellt, dann kann man im OP zunähen, bohren, schrauben, Kamera führen bei Laparoskopischen OPs.
Arbeit auf dem Notfall: Nachdem man die Abläufe ein wenig verinnerlicht hat, übernimmt man ziemlich schnell eigene PatientInnen. Besonders chirurgische PatientInnen kann man eigentlich direkt mit den Leitenden ÄrztInnen besprechen und das Procedere festlegen. Dann leitet man Diagnostik ein, bereitet Rezept, Arbeitsunfähigkeitszeugnis und andere Papiere vor, hilft den Notfallpflegenden beim Gipsen oder was auch immer die Therapie ist und klärt abschliessend eventuelle Fragen der PatientInnen selbst. Dokumentieren gehört natürlich auch dazu, geht aber relativ schnell.
Alle Unterassistierenden (meist sind 4 gleichzeitig da), müssen eine Woche und ein darauffolgendes Wochenende Pikettdienst machen. Das bedeutet rund um die Uhr über das private Handy erreichbar zu sein, besonders für Assistenz im OP. Man muss in 30min im OP stehen, oft rufen sie aber zu früh an – es lohnt sich nachzufragen, wann man da sein soll. Ausserhalb der Tourismussaison wird man praktisch nie gebraucht, innerhalb der Tourismussaison kann es durchaus sein, dass man das gesamte Wochenende im OP verbringt. Eine persönliche Empfehlung: wenn ihr Pikett habt, nehmt überall hin etwas Essbares mit, könnte ja sein, dass ihr gerufen werdet und dann die nächsten 6 Stunden im OP verbringt.
Dienstzeiten:
Auf der Station (Medizin und Chirurgie) 8:00 Rapport – 12:00, 15:00 – 19:00. Auf der Chirurgie gehen die OPs manchmal schon 07:45 los und auch der Mittag kann sich verschieben/verkürzen. In den langen Mittagspausen kann man ausser Haus gehen.
Auf dem Notfall: Frühdienst 8:00 – 16:00, Spätdienst 13:00 – 21:00, je nach Arbeitsanfall eine kleine oder grosse Mittagspause, bei welcher man im Haus bleibt.
Fortbildungen:
Alle Unterassistierenden halten einen Journal Club oder Quicksoup (kurzer Vortrag über ein medizinisches Thema) pro Monat nach dem Rapport vor dem gesamten ärztlichen Team. Einmal pro Woche hält jemand der KaderärztInnen einen Vortrag oder übt Ultraschall mit den AssistenzärztInnen und den Unterassistierenden.
Freizeit:
Im Winter und im Sommer fantastische Freizeitmöglichkeiten. Das Beste ist, dass Mitarbeitende vom Spital gratis Zutritt zum Bogn Engiadina (Thermalbad) haben, soviel und solange sie wollen. (Wenn nicht gerade Covid-Pandemie herrscht, wie bei mir ☹) Skipiste, Langlaufloipe, Wanderwege, Mountainbikewege, Berghütten – Scuol hat in nächster Nähe so viel zu bieten. Im Winter kann es durchaus sein, dass das Unterengadin für einige Stunden, aber auch mal Tage von der restlichen Welt abgeschnitten ist. Oft kommt man mit einigen Stunden Verspätung trotzdem noch am Ziel an, aber es kann auch mal sein, dass man nicht durchkommt. Das sollte man einfach bedenken, bevor man Bewerbungsgespräche oder sonstige wichtige Termine während der Unterassistenz plant.
Unterkunft:
- Punt 41: eine 3er WG für Unterassistierende in einem originalen Engadiner Haus im alten Dorfkern. Modern eingerichtet mit grosser Stube und grosser Küche. 2 kleine Zimmer mit 90cm Bett mit Aussicht auf die Berge, 1 grosses Zimmer mit breitem Bett mit Aussicht an eine Wand. Waschmaschine im Keller. Wohlfühlfaktor 10/10.
- Runà: mehrere 3er WGs in einem Wohnblock für Pflegestudierende, PraktikantInnen, Unterassistierende und weitere Mitarbeitende. Modern eingerichet. Es gibt keine Stube und eher kleine Küchen. Umgeben von modernen Häusern. Waschmöglichkeit im Spital oder man benutzt die Waschmaschine im Punt 41 und nutzt die Zeit für einen Tee mit den anderen Unterassistierenden. Vom Wohlfühlfaktor definitiv niedriger als im Punt 41, aber vollkommen in Ordnung für eine Personalunterkunft.
- Bei beiden Unterkünften beträgt die Gehzeit zum Spital je nach Fitness 10-15min. Die Küchen sind für den normalen Gebrauch voll ausgestattet (es fehlt zB Waage und Mixer, aber das ist ja okay).
- Früher konnte man noch Personalzimmer im obersten Stock vom Spital mieten. Momentan werden diese aber als Pikettzimmer genutzt. Ob es in Zukunft wieder möglich sein wird, morgens in 1min im Rapportraum zu sein, weiss ich nicht.
Aussicht auf Assistenzstelle?
Auf jeden Fall! Alle sind direkt ab Staats, für Erfahrenere ist die Stelle vermutlich zu wenig herausfordernd. Tagsüber ist man fast zu gut betreut, man geht beispielsweise fast nie allein auf Visite, sondern immer mit 2-3 Leitenden ÄrztInnen. Gerade auf der Medizin ist man ein wenig überbehütet, auf der Chirurgie wird man eher allein gelassen und muss sich irgendwie durchwursteln. Das Teaching könnte je nach KaderärztIn teilweise besser sein und die Fortbildungsmöglichkeiten sind an einem grossen Spital sicher deutlich besser. Auch Evidence Based Medicine wird hier nicht so gross geschrieben. Das Computerprogramm Phoenix ist in Ordnung. Nach 1-1.5 Monaten macht man die ersten Nachtschichten (7 am Stück, von 21.00- ca. 8.30), bei welchen man bei Möglichkeit schlafen kann. Man ist allein für das gesamte Spital und das Pflegeheim zuständig, behandelt Notfälle und wird von den 2-3 Pflegekräften für medizinische Fragen auf der Station konsultiert. Man kann aber jederzeit die KaderärztInnen zuhause anrufen, diese sind in 10-20min im Spital. Die AssistenzärztInnen sind sehr zufrieden, ihre Wünsche werden so gut wie es geht berücksichtigt. Leider waren die Stellen für in 2 Jahren schon ausgebucht, als ich nachgefragt habe. Man muss sich deshalb früh bewerben. Es gibt 6 Stellen für 15-18 Monate (Anrechnung von 1 Jahr Innere oder Chirurgie) und im Winter jeweils eine Stelle für 6 Monate.
Bewerbung
1-2 Jahre vorher oder sehr spontan über die Webseite cseb.ch oder beim Personaldienst anrufen