PJ-Tertial Anästhesiologie in Universitaetsklinikum Heidelberg (5/2021 bis 8/2021)

Station(en)
OP / E99 / NEF
Einsatzbereiche
Notaufnahme, OP, Station
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Mannheim
Kommentar
Vorneweg: Ein wirklich tolles PJ, besonders hervorzuheben ist die wirklich außergewöhnlich gute Organisation und vor Allem der Einsatz der PJ-Verantwortlichen!

Auch ich kann die wirklich guten Bewertungen des PJs in der Anästhesie nur bestätigen, ich hatte ein wirklich tolles Quartal und bin ein wenig traurig, dass es nun schon wieder vorbei ist. Ein paar Dinge, die einem vorher bewusst sein sollten: Die Abteilung ist wirklich super groß und nach eurem Mentoring werdet ihr wahrscheinlich fast jeden Tag mit neuen Ärzten zusammenarbeiten, außerdem sind auch in jeder Abteilung noch einige andere PJler/Famulanten, sodass man meistens nicht von Einleitung zu Einleitung laufen kann und einfach die ganze Zeit Sachen in Patienten reinstecken kann. Wer gerne einfach nur sowas machen möchte, dem würde ich denke ich eher zu einem kleineren Haus raten. Wer allerdings wirklich Anästhesie lernen, verstehen, den kompletten Ablauf einer Narkose lernen und das ganze Spektrum sehen (und natürlich auch öfters mal intubieren, Zugänge legen, usw.) will, der ist hier genau richtig. Das Team ist wirklich durchweg extrem nett, ich bin auf niemanden getroffen, der mir nichts erklären wollte oder unfreundlich war. Auch die Oberärzte sind wirklich nett und die meisten erklären einem wirklich gerne super viel. Mancher ist vielleicht ein wenig speziell, aber selbst falls ihr mit irgendwem nicht klarkommen solltet: Die Klinik ist so riesig und bietet so viele verschiedene Standorte, dass es wirklich einfach ist jemandem aus dem Weg zu gehen.

Ich hatte versucht mich als externer Studierender über das Online-Tool der Uni Heidelberg zu bewerben. Hier waren leider bereits alle Plätze belegt und durch die Quartalstruktur der Mannheimer Fakultät dürfen wir nur das erste Quartal des PJs in Heidelberg machen (wegen ansonsten asynchronem Beginn). Nur durch den Einsatz des PJ Beauftragten konnte ich doch noch einen Platz fürs erste Quartal bekommen. Das war das erste von vielen Malen, bei denen die PJ-Beauftragten ihr wirklich außergewöhnliches Engagement zeigten. Das ganze Quartal war bereits weit im Voraus sehr gut organisiert und geplant. Bereits 3 Monate vor Beginn (Noch bevor ich eine offizielle Zusage hatte) gab es ein Telefongespräch mit einer der PJ Beauftragten. Hier hatte man bereits ein paar Informationen zum Ablauf und der Klinik bekommen und konnte sich aussuchen, ob man am Mentoring teilnehmen möchte (Unbedingt machen!!!), auf welche Intensivstation man möchte (Chirurgie E99, Kopfklinik, Ortho, Thorax - hier die Besonderheit, wenn man in die Thoraxklinik geht muss man immer 8 Wochen dort machen, 4 Wochen OP, 4 Wochen Intensiv) und in welche OP-Bereiche man danach noch rotieren möchte. Bei mir hat die Einteilung auch genauso geklappt wie ich sie mir gewünscht habe.

Das PJ begann dann mit den 4 Wochen Mentoring. Und man muss sagen, dass Mentoring ist wirklich eine hervorragende Sache. Da man jeden Tag mit dem selben Arzt unterwegs ist weiß dieser einfach was man schon kann, was man noch üben muss und man kann jeden Tag neue Sachen und Aspekte der Anästhesie besprechen. Da man den kompletten Dienstplan des Mentors mitmacht fährt man meistens in dieser Zeit auch NEF mit diesem (falls dieser NEF fährt) und macht je nachdem auch Dienste mit, aber auch Prämed gehört dann dazu. Während meines Mentorings war aufgrund von Corona NEF mitfahren nicht erlaubt, deshalb musste ich mir an den Tagen, an denen mein Mentor NEF hatte jemand anderen im OP suchen. Die meisten anderen waren wirklich zufrieden mit ihren Mentoren (ich ebenfalls), einige hatten ein wenig Pech, dass ihr Mentor viel NEF/andere Dienste hatte und Sie diesen in den 4 Wochen leider nicht so häufig gesehen haben.
In dieser Zeit war ich in der Kopf- und Frauenklinik. Die Frauenklinik ist ein wirklich guter Standort zum Anfangen. Die Patientinnen sind meistens relativ gesund und und die Eingriffe kurz, sodass viele Narkosen in einem Saal laufen. Es gibt 6 Säle und einen Eingriffsrau, in 1 sind die Sectios (inklusive Notsectios usw.) hier kann man praktisch wenig machen, aber ist auf jeden Fall mal interessant zu sehen. In Saal 2-4 läuft das normale OP Programm, hier kann man gut die Basics der Narkose lernen, wirklich gut zum reinkommen, Zugänge legen, viele LAMAs, ein paar ITNs. Saal 5 ist die Kinderherzchirurgie, kein Ort zum lernen und ich habe zwar nie ein Verbot gehört, dass man hier nicht reingehen solle aber man sollte wirklich Vorsichtig sein, hier ist die Anspannug groß und man steht wahrscheinlich eher im Weg herum. Ich habe es nicht gemacht und auch kein anderer PJler soweit ich weiß. Saal 6 ist der Kindersaal. Hier kann man gut die Unterschiede zwischen Kinder und Erwachsenennarkose sehen, aber ebenfalls wenig machen.
Nachteil an der Gyn war, zeitweise gab es quasi mehr PJler als Säle und selbst die Ärzte waren im Saal gedoppelt, sodass es wirklich wenig zu machen gab.
In der Kopfklinik gibt es die Abteilungen Auge/HNO/MKG und Neurochirurgie. Es gibt 11 Säle oder so und zusätzlich noch einen Abmulanz OP in der MKG. Bei den Augen war ich nie, hier werden häufig die neuen Anästhesisten eingearbeitet, wohl ebenfalls viele LAMAs. In der HNO und MKG läuft quasi alles in ITN, hier kann man auch öfters selber was machen, teilweise auch nasale ITNs und größere, mittellange Eingriffe mit mehr Ausstattung, hier konnte man ebenfalls viel lernen, etwas Oberarzt abhängig. In der Neurochirurgie gibt es große und sehr lange Eingriffe mit kompletter Ausstattung, komplexen Lagerungen und kränkeren Patienten. Hier ist die Stimmung im OP etwas angespannter und teilweise wird im OP auch wirklich absolute Ruhe gewünscht. Bei den Einleitungen kann man häufig aber viel machen, große Zugänge, Arterie, evtl ITN.
Nach dem Mentoring war ich 4 Wochen auf der Intensiv in der neuen Chirurgie mit einem weiteren PJler. Während ich dort war, war die chirurgische Intensiv mit der herzchirurgischen auf der Station F99 zusammengelegt, da auf der E99 etwas umgebaut werden musste. Außerdem gibt es noch die Kopfklinik Intensiv, hier soll es wohl etwas entspannter zugehen und die Ortho Intensiv in Schlierbach, von der ich viel sehr gutes gehört habe. Über die E99 (oder 13 wie noch einige Sagen, nach dem Namen in der Alten Chirurgie) meinten einige, dass der Ton dort sehr rau wäre, ich persönlich habe das nicht so wahrgenommen und hatte eine wirklich tolle Zeit und fand das Team der Station von der Pflege bis zur Oberärztin wirklich cool und Alle hatten Interesse mir etwas beizubringen. Die Dienste auf der E99 sind eigentlich in 2 x 12 Stunden geteilt, als PJler ist man meistens von 7 bis 16 Uhr da. Ab Tag 2 habe ich eigene Patienten betreut (natürlich unter Fach- und oberärztlicher Supervision). Das war die ersten paar Tage wirklich anspruchsvoll und anstrengend, auch da dies das erste Quartal war und die ersten Patienten die ich überhaupt jemals selbst betreut habe waren teilweise beatmet oder im septischen Schock, aber man wächst mit seinen Aufgaben und ich habe mich schnell als echten und wertgeschätzten Teil des Teams gefühlt. Auf der E99 liegen auch viele Post-OP nicht beatmete Patienten, aber auch Polytraumata und andere wirklich schwer kranke Patienten mit VA-ECMO und Ähnlichem. Die Intensiv besetzt außerdem den Aufwachraum, den Anästhesisten für die Angio und den Schockraum mit. Trotz der eigenen Patienten war es eigentlich immer möglich bei Notfällen oder wenn es irgendwo etwas interessantes zu sehen oder tuen gab mitzugehen. Manchmal ergibt sich auch die Gelegenheit und man kann Arterien und auch mal einen ZVK legen. Ansonsten kann man Sonos und Echos machen, alleine bzw. mit Hilfe. Im Schockraum kann man auch mal strukturiert einen (nicht kritischen) Patient nach ABCDE untersuchen und ein eFAST oder ähnliches machen. Ansonsten viel Gedanken über Labor/MiBi/Antibiotische Therapie/Beatmung und Katecholamintherapie, aber auch chirurgische Aspekte wie Drainagen, usw. machen und die Patienten bei einer der vielen Visiten strukturiert vorstellen, sowie den Verlauf im Brief dokumentieren. Briefe schreiben wurde zwar gerne gesehen und speziell für die eigenen Patienten war es natürlich sehr sinnvoll, war aber niemals Pflicht. Auch Nachtdienste mitmachen ist wirklich zu empfehlen. Wenn ich statt Eines Quartals ein Tertial gehabt hätte, hätte ich meine Zeit auf Intensiv wahrscheinlich nochmal um 2 Wochen verlängert, da ich dort wirklich extrem viel gelernt habe.
Nach der Intensivzeit war ich nochmal 1 Woche in der Gyn eingeteilt, ab jetzt durfte man auch wieder NEF mitfahren, sodass ich mich zusätzlich hierfür eingetragen habe. Ohne Mentor muss man sich jeden Tag jemanden Neues suchen oder zu Beginn der Woche mit wem absprechen, bei wem man die Woche mitgeht. Hier ist es immer angenehm wenn man schon jemanden kennt, ansonsten kann das etwas nervig sein, grade wenn es noch viele andere PJler zur gleichen Zeit gibt. Ansonsten an den Oberarzt wenden und dieser teilt einen zu.
NEF mitfahren war nur auf dem Ortho/Uni NEF möglich. Hierfür muss man sich online registrieren bei der Sektion Notfallmedizin, dann wird man freigegeben und kann dann bei den NEF-Standorten anrufen. Dort gibt es eine Online Liste in die man sich für freie Termine eintragen kann, Ärzte und NotSan-Azubis haben hier Vorrang. Dienstkleidung gibt es auf den Wachen (Hose/Jacke/T-Shirts) nur Einsatzschuhe muss man selber besorgen, falls man keine besitzt.
Die letzten 3 Wochen war ich in die neuen Chirurgie und nebenher noch auf dem NEF ca. 1x/Woche. In der Chirurgie gibt es glaube ich 17 Säle im Zentral OP mit Viszeral/Uro/Herz und Gefäßchirurgie. Ich war davon eine Woche bei den Herzen, das ist nochmal eine ganz andere Art von Narkose. Wirklich kranke Patienten, sehr lange OPs und alles an Ausstattung was geht mit TEE intraoperativ, teilweise mehreren Arterien, ZVK, Schockkatheter usw. Ganz spezielle Einleitungen, andere Medikamente, intraoperativem Herzkreislaufstillstand an der HLM usw. Die OPs sind anästhesiologisch extrem anspruchsvoll, sodass teilweise auch wenig Zeit für Teaching bleibt, da so viel gleichzeitig am Patienten zu tun ist, aber es ist einfach mal verrückt zu sehen was alles möglich ist und man als Anästhesist wissen und leisten muss. Bei den Einleitungen kann man teilweise ein bisschen was machen, mal ITN, mal Arterie und Zugang, hier geht es aber hauptsächlich ums zuschauen, BGA, Transfusionen, Katecholamintherapie, Echo usw.
Im viszeralchirurgischen bzw. Uro-OP sucht man sich morgens einen Saal, bzw. Lässt sich einteilen, hier gab es auch eher mal die Option bei einer langen OP in eine neue Einleitung zu wechseln, falls man das wollte. Hier gibt es jeden Morgen eine kurze Fortbildung, bei der ein Assistent ein Paper vorstellt. Das Team war auch hier wirklich, wirklich nett und man konnte meistens intubieren, große Zugänge legen und ggf. Arterie legen. Ansonsten haben einem alle wirklich, wirklich viel erklärt und die Zeit im OP wenn die Narkose lief genutzt um einem Dinge und Konzepte zu erklären.
Weiterhin gibt es noch viele Außenbereiche wie die Psychiatrie oder den Kinderherzkatheter usw., die man sich anschauen könnte, sowie den OP in die Orthopädie bzw. der Thoraxklinik. Hier war ich aber leider nie.
PJ Unterricht fand einmal pro Woche eigentlich immer statt, als es einmal ausgefallen ist wurde der Termin direkt nachgeholt und der Unterricht war durchweg qualitativ wirklich hochwertig. In der ersten Hälfte fand der Unterricht online statt, ab der Hälfte dann in Präsenz. Zusätzlich gab es noch einen freiwilligen, extra für die PJler organisierten Sonokurs und einen Beatmungsworkshop. Beide waren ebenfalls wirklich gut und lehrreich.
Mittagessen ist wohl umsonst, auch wenn ich die Option nie genutzt habe. Wenn der OP-Saal früher als 16 Uhr zu Ende war konnte man auch gehen oder schauen ob es noch eine neue Einleitung gab.
Ich musste mit dem Auto nach HD pendeln: Falls das noch wen betreffen sollte, für 27€/Monat kann man im Pförtnerhäuschen vor der Chirurgie seinen Dienstausweis für die Parkhäuser der Uni freischalten lassen. Hier findet man auch immer einen Parkplatz.

In meinem Fazit wiederhole ich mich nochmal: Ein wirklich hervorragendes, super organisiertes PJ mit tollen und motivierten Ärzten, in einer wirklich super Abteilung. Ich kann es jedem, der überlegt Anästhesist zu werden, bzw. wirklich Anästhesie lernen will wärmstens empfehlen und mich selbst hat das PJ noch weiter darin bestärkt Anästhesist werden zu wollen und ich könnte mir auch sehr gut vorstellen hier in der Abteilung anzufangen.
Bewerbung
3 Monate über Online-Tool der Uni HD
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Notaufnahme
Eigene Patienten betreuen
Blut abnehmen
Briefe schreiben
EKGs
Patienten untersuchen
Punktionen
Untersuchungen anmelden
Botengänge (Nichtärztl.)
Braunülen legen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
430€

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.07