Ich habe mein Wahlfach am St. Georg Klinikum in Leipzig absolviert. Während des Studiums hatte ich bereits Famulaturen in der Urologie gemacht und war mir dementsprechend recht sicher, später auch in die Urologie gehen zu wollen.
Das Haus: Es gibt drei Stationen, die je nach Größe und Patientenanzahl noch aufgeteilt sein können. Man ist einer Station zugeteilt. Eigentlich findet keine Rotation statt, die Stationen sind jedoch nicht strikt nach Erkrankungen aufgeteilt, sodass es kein wirkliches Problem gibt etwas zu „verpassen“. Es wird jeden Tag in bis zu drei hauseigenen Sälen (vor allem transurethrale und kleinere Operationen) und in einem Saal im Zentral-OP operiert. Insgesamt kann man ein recht breites Spektrum zu sehen bekommen. Es wird allerdings kaum laparoskopisch operiert und einen Da-Vinci gibt es auch nicht. Ob die Therapie also immer dem „aktuellen Stand“ entspricht, ist fraglich, dafür gibt es bei offenen Operationen mehr zu „sehen“.
Tagesablauf: Die Stationsvisite beginnt um 7 Uhr, je nachdem ob man „eigene“ Patienten hat, muss man dementsprechend eher kommen, um die Visite dieser vorzubereiten. Einmal pro Woche kommt der Chefarzt zur Visite mit. Es folgt die Frühbesprechung (während Covid per Webcam). Danach geht man circa ein- bis zweimal pro Woche mit in den OP oder hilft bei der Stationsarbeit. Welcher PJ’ler wann in den OP eingeteilt wird, folgt einem willkürlichen System. Im OP selbst wird eher weniger erklärt und große Schritte im Sinne einer chirurgischen Ausbildung sollte man auch nicht erwarten. Je nachdem wer Dienst hat oder die geplanten Aufnahmen macht, besteht die Möglichkeit, die Assistenten dabei zu begleiten. Die Anzahl an Blutentnahmen auf Station ist überschaubar (wird eigentlich von der jeweiligen Pflegekraft erledigt). Ansonsten sind Flexülen / Viggos zu legen, Sonografien (zunehmend selbstständig) zu machen und auch mal Telefonate zu machen und Arztbriefe zu schreiben. Dabei ist es wie immer von einem selbst abhängig, wie viel und wie selbstständig man arbeiten möchte. Bei Interesse besteht auch die Möglichkeit sich mehrere Operationen anzusehen.
Arbeitsklima: Dieser Abschnitt ist natürlich sehr subjektiv, dennoch möchte ich meinen Eindruck schildern. Ich habe das Arbeitsklima oftmals als sehr toxisch erlebt. Es wird gerne mit Druck gearbeitet, die Chefetage gibt sich launisch und oft unberechenbar. Hinter dem Rücken der Kollegen redet man schlecht übereinander. An vielen Tagen habe ich das als sehr belastend empfunden, sodass ich selbst nicht in so einem Haus arbeiten wollen würde. Als Student ist man davon nicht selbst betroffen, dennoch wirkt sich ein solcher Umgang untereinander schlecht auf die Stimmung aus. Während meines Tertials haben einige Mitarbeiter gekündigt. Nichtsdestotrotz muss deutlich gesagt werden, dass die Assistenten wirklich gut drauf sind und sehr bemüht sind, einem etwas beizubringen.
Empfehlung: Wer etwas harmoniebedürftiger ist oder gegen steile Hierarchien ist, sollte sich ein anderes Haus suchen. Lernen kann man hier dennoch etwas, als Lehrkrankenhaus würde ich das Haus aber nicht bezeichnen wollen.
Außerdem: Das Essen (man hat 4,20€ zur Verfügung) ist an den meisten Tagen schlecht und die Auswahl vor allem für Vegetarier und alle, deren Lieblingsgerichte nicht aus der Fritteuse kommen, sehr eingeschränkt. Zur gesunden Ernährung trägt die Mittagspause im St. Georg wenig bei, aber man wird meistens satt.