PJ-Tertial Herz-/Gefäßchirurgie in Inselspital Bern (11/2020 bis 1/2021)
Station(en)
G Süd, G Mitte, N Nord, OP
Einsatzbereiche
OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Mir hat das halbe Tertial in der Herz- und Gefäßchirurgie sehr gut gefallen, auch wenn man recht viel arbeitet.
OP: Man ist sehr oft im OP eingeteilt, weil es vier Säle für die Abteilung gibt und mindestens zwei OPs pro Saal pro Tag laufen. Die meisten OPs dauern in der Regel zwischen 4 und 6 Stunden. Ich war vorher noch nie im OP steril am Tisch und war recht unsicher, aber man kommt gut rein und wenn man den TOAs am Anfang sagt, dass man neu ist, sind sie meistens recht nett und geduldig. Wie schon in zahlreichen anderen Berichten erwähnt, hat man ca. alle 1-2 Wochen Pikettdienst, je nachdem wie viele PJler da sind. Ich hatte Glück und wurde nur einmal gerufen, und da war ich prompt bei einer Herztransplantation dabei. Das war wirklich der Hammer!
Station: Man ist für die Neuaufnahmen zuständig, die in der Regel einen Tag vor der OP ins Spital kommen. Dann macht man Anamnese und Status mit ihnen und dokumentiert das alles am Computer. Außerdem trägt man die relevanten Vorbefunde zusammen, aktualisiert die Diagnoseliste und stellt den Patienten dann beim OA oder im Rapport (vor Covid) vor. Man lernt auf jeden Fall gut pathologische Herz- und Gefäßbefunde zu erkennen und gründliche Patientenvorstellungen zu geben. Je nachdem wie viele PJler da sind, hat man 1-2, selten 3 Patienten am Vormittag, für die man zuständig ist. Wenn man keinen Eintritt hat, kann man auch auf Visite mit dem internistischen OA mitgehen. Ansonsten macht man auf Station manchmal Lufus und zieht Drainagen oder Fäden und hilft auf der Überwachungsstation aus. Verbände wechselt die Pflege, Blut abnehmen und Kanülen legen muss man auch nicht.
Teaching: jeden zweiten Dienstag Nahtkurs, in dem man auch individuell viel gezeigt bekommt. Jeden Montag von 17-18 Uhr Fortbildung zu diversen chirurgischen Themen. Manchmal gibt es noch Bedside-Teachings am Mittwoch. Auch auf Station sind die Ärzte wirklich nett und erklären einem gerne etwas. Man muss manchmal allerdings schon auch ein bisschen Eigeninitiative zeigen und direkt auf sie zugehen, aber dann lernt man immer etwas. Man hat es also selber ein bisschen in der Hand, wieviel man lernt. Die Ärzte arbeiten wirklich viel und haben nicht viel Muse, von sich aus groß zu teachen während der Arbeit. Praktische Skills lernt man auf Station aber eher kaum, das meiste Teaching läuft tatsächlich im OP. Wenn man interessiert ist, kann man auch einmal einen Nachmittag mit in die Sprechstunde gehen. In Absprache mit den Assistenzärzten darf man auch versuchen, einen Patienten zu betreuen, wenn man motiviert ist (ist zeitlich nicht einfach, weil man auch viel zu tun hat mit OPs und Neuaufnahmen). Die PJler nach mir haben auch einen Tag im Herzkatheterlabor verbracht.
Soziales: In den Personalhäusern lernt man schnell Leute kennen, und die HGEK hat immer recht viele PJler, sodass man gut Anschluss findet. Vor allem die Deutschen und Österreicher sind auch motiviert, am Wochenende was zu machen. Bern ist wirklich wunderschön und hat viele tolle Ecken. Ich hab mich in die Stadt verliebt und würde mein PJ jederzeit wieder dort machen. Manche Berichte sagen, die Insel ist eine große anonyme Bettenburg, aber das kann ich nicht bestätigen. Ich hab mich mit meinen Kollegen wirklich sehr gut verstanden (Schweizer und Nicht-Schweizer), Freunde fürs Leben gefunden und einiges gelernt.
Die Zeit auf der Herz-und Gefäßchirurgie am Inselspital war sicherlich sehr eindrücklich und lehrreich. Nur wenige PJler sehen eine Herztransplantation oder Kinderherzeingriffe während des Chirurgie-Tertials. Für solche, die eher ein entspanntes Chirurgie-Tertial suchen und nach dem Mittagessen schnell heim gehen wollen, ist die Stelle sicher nicht ideal. Wenn sehr viele PJler da sind, ist es aber auch gut möglich einmal früher zu gehen und für die Fortbildung später zurückzukommen. Wer Interesse an der Herz- oder Gefäßchirurgie hat, wird hier auf seine Kosten kommen und sehr große Eingriffe sehen können. Ich persönlich hatte null komma null Bezug zur Chirurgie vor dem Tertial und hab dort erst gemerkt, dass ich echt gerne im OP bin. Wenn man nicht gerne in den OP geht, macht man eben mehr Aufnahmen auf Station. Die Einteilung machen die Studenten unter sich aus und in der Regel geht es sich immer gut aus. Man bekommt 2 Kompensationstage pro Monat. Der Studierendenbeauftrage ist super nett und hat immer ein offenes Ohr für alle Fragen und Anliegen.
Bewerbung
1 Jahr im Voraus, aber zT auch kurzfristig möglich