Auf Station ist man größtenteils mit Blutentnahmen, Verbänden und Briefen beschäftigt. Wenn man noch nicht fit ist im Blutabnehmen hat man hier sicherlich eine Herausforderung, ansonsten ist der Lerneffekt praktisch Null. Der Verbandswechsel besteht meisten daraus ein neues Pflaster zu kleben, die Briefe sind meist Standardbriefe, also copy and paste, natürlich mit den richtigen Namen. Dennoch ist der Stationsalltag keineswegs entspannt, denn der Durchsatz ist enorm. Denjenigen Ärzten*innen, die dennoch Zeit für Erklärungen fanden danke ich enorm als Lichtblick in diesen Tagen. Oftmals blieb bei der immensen Arbeitslast jedoch keine Zeit dafür. Geht dann zum Beispiel ein Brief mit Unterschrift des Assistenzarztes durch, der dem Chefarzt nicht so recht gefällt, so werden die Studierenden im PJ darauf hingewiesen. Eine körperliche Untersuchung so wie sie für das M3 erforderlich wäre habe ich nie im Alltag gesehen oder unter Supervision anwenden können. Die ZNA ist im Gegensatz zu der Station etwas abwechslungsreicher, jedoch bietet sich nicht regelmäßig die Gelegenheit dort vorbeizuschauen. Auf Station ist praktisch immer irgendetwas, das es dringlicher zu bearbeiten gebe. Oder im OP das Bein bzw. Haken bei einer Hüft-TEP halten. Neben der Station ist das einer der Haupteinsatzorte im PJ. Auch nicht sehr anspruchsvoll und zumeist recht schweigsam, aber immerhin ist man dafür vom stressigen Stationsalltag befreit. Hüft-TEPs gibt es an dieser Klinik viele und ein Studierender muss immer assistieren, auf der Seite wo man nichts sieht. Mit viel Glück darf man mal wenn es der Zeitdruck zulässt kurz auf die andere Seite gucken kommen. Genäht wird nie, immer getackert. Eine Strahlenschutzbelehrung ist mir leider nicht erinnerbar, auch gibt es keine Dosimeter für das Arbeiten im Röntgenbereich. Wer nicht rechtzeitig den Raum verlässt oder zu spät die Schürze anbekommt wird verstrahlt. Es ist empfehlenswert sich eine Brille bei den Hüft-TEPs organisieren, ansonsten hat man auch schnell Blut im Gesicht. In diesem Fall ist weiterarbeiten angeraten. Einen Hörschutz für gegen das laute Gehämmere gibt es leider auch nicht. Insgesamt hatte ich das Gefühl mehr zu verdummen als etwas Neues dazuzulernen, als Dank dafür noch meinen Körper kaputt zu machen.
Allgemein ist die Wertschätzung (bis auf wenige Ausnahmen) nicht groß, dafür dass man den ganzen Laden am Laufen hält. Insbesondere von den Oberärzten dieser Klinik (in Gegensatz zu denen in meinen anderen Tertialen) wird man nicht viel beachtet, was wohl auch an den ausgeprägten Hierarchien an diesem Hause liegt. Generell empfiehlt es sich die Oberärzte mit „Herr Oberarzt“ anzureden (wohlgemerkt Oberärztinnen gibt es nicht) und den Chefarzt mit „Herr Chefarzt“ anzureden, ansonsten verfinstert sich die Stimmung merklich. Fragt man einen Oberarzt etwas bekommt man nicht unbedingt eine Antwort (auch nicht unbedingt der Assistenzarzt welcher bei einer OP eigentlich einen Rat bräuchte). Das Lehrethos an dieser Klinik ist sich diese Dinge selber anzueignen. „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“. Wenn man Strukturen hinterfragt heißt es oftmals „Das war schon immer so“ oder „die anderen machen das auch so“. Als Frau hat man es nicht leicht an dieser Klinik, so wird man nicht selten an dem Umfang der Hüfte und der Brüste bemessen. Hat die einzige Frau dort ihren Teilzeittag so nennt sich dies „Herdtag“. Hat ein Mann mehrere Frauen so ist dieser „ein richtiger Mann“. Wie die Studierenden vor mir korrekt beschrieben gehört es sich anscheinend an diesem Hause als Mann den Geschäftsführer zuerst so grüßen. Ich war zutiefst erschrocken und über den weitverbreiteten Sexismus und das patriarchalische Gebähren an dieser Klinik. Soziokulturell eine Reise in das tiefste Mittelalter.
Das Essen im PJ kostet leider wieder etwas und das für meine Verhältnisse nicht wenig, mag sein, dass es an dem beschriebenen Vorfall (Vorberichte) liegt.
Die Seminare fallen regelmäßig in den Feierabend, manche sind aber ganz gut gewesen, wenn sie nicht ausgefallen sind.
Die Highlights im Tertial waren definitiv die Studientage im Tertial. In diesen Tagen habe ich mehr über Unfall- und orthopädische Chirurgie gelernt als im gesamten übrigen Tertial. Dafür lohnt sich jedoch nicht der kontinuierliche Wissensverlust im Laufe des Tertials.