Das PJ in der Chirurgie in Stade teilt sich auf in die Unfallchirurgie und die Allgemeinchirurgie, nach der Hälfte der Zeit wird hier planmäßig getauscht.
Unfallchirurgie:
Meine Zeit in der Unfallchirurgie habe ich als sehr lehrreich und angenehm empfunden. Das Team war super nett und immer ansprechbar bei Fragen. Wenn man etwas nochmal gezeigt bekommen wollte, war das gar kein Problem. Das Beste fand ich, dass sowohl die Assistenz- als auch manche Oberärzte ein echtes Interesse daran hatten, einem etwas beizubringen. So sind die Stationsärzte oft spannende Fälle mit mir durchgegangen und haben ihre Entscheidungen nochmal erklärt. Vor OPs wurde einige Male das Röntgenbild gemeinsam angeschaut, die Indikation besprochen und man wurde etwas ausgefragt, das Ganze aber wirklich freundlich und ohne vorgeführt zu werden. Im OP konnte man auch immer nachfragen und die Atmosphäre war sehr entspannt. Je nach Zeitdruck und Interesse durfte man dann auch nähen und selbst wenn man kein Profi war wurde es einem einfach nochmal ruhig gezeigt.
OPs bei denen man assistiert sind vorrangig Hüft- und einige Knie-TEPs, wobei gerade die Hüften zugegebener Maßen nicht übermäßig spannend sind, da man einfach nicht viel sieht. Man wird aber auch gerne mal als 1. Assistenz bei beispielsweise OSG- oder distalen Radiusfrakturen eingeteilt. Da darf man dann auch mal bohren, ausmessen und die Platte anschrauben. Und auch wenn man Interesse an einer bestimmten OP hat, kann man eigentlich immer dazu kommen, es wird viel erklärt und man hat selten das Gefühl nur dumm im Weg rumzustehen.
Natürlich gibt es auch die übliche Stationsarbeit mit Briefen, Blutentnahmen und Braunülen. In meiner ersten Woche gab es sehr viel Blutentnahmen, da der eingeteilte Dienst krank war, über die Wochen kam dies noch mehrfach vor. Die Stationsärzte haben es aber überhaupt nicht als selbstverständlich angesehen, dass das meine Aufgabe ist und die Arbeit wurde dann wenn möglich aufgeteilt.
Sehr gut fand ich auch, dass ich viel Zeit in der Notaufnahme verbringen konnte. Von anderen PJlern weiß ich, dass das in diesem Haus nicht unbedingt selbstverständlich ist, bei mir hat es aber gut geklappt. Hier darf man nach kurzer Einarbeitung (und je nach zuständigem Arzt) auch selbst Patienten untersuchen, besprechen, wie das weitere Prozedere ist, das dann anmelden und am Ende die Patienten auch wieder entlassen oder aufnehmen. Der Arzt bleibt aber immer ansprechbar und steht mit Rat und Tat zur Seite. Auch Wundversorgung und nähen von Wunden lässt sich hier gut lernen. Und wenn es einen Schockraum gibt darf man auch immer mit (da steht man dann meist aber nur rum).
Allgemeinchirurgie:
Im Gegensatz zur Unfallchirurgie empfand ich die Allgemeinchirurgie als sehr ernüchternd. Meine Arbeit bestand zu 90 % aus Blutabnehmen, Braunülen legen und Briefe schreiben. Der Blutabnahmedienst war auch hier regelmäßig krank, es war dann selbstverständlich, dass ich das mache. Das lag jedoch auch daran, dass das Team sehr unterbesetzt ist.
Im OP war ich hier sehr selten, mein Beitrag bestand dann aus Hakenhalten, Saugen und eventuell mal die Kamera bei einer laparoskopischen OP führen. Positiv möchte ich dazu anmerken, dass man auch hier eigentlich immer Fragen stellen kann und die Atmosphäre entspannt ist.
Gelegentlich konnte ich nach beendeter Stationsarbeit in die Notaufnahme. Beim richtigen Arzt darf man hier auch mal selbst untersuchen und beispielsweise einen Abszess spalten. Die Räumlichkeiten sind aber begrenzt, sodass ein echtes eigenes Arbeiten nicht möglich ist.
Insgesamt war aber auch hier das Team sehr nett und bemüht Fragen zu beantworten, dafür blieb jedoch nicht immer Zeit.
Allgemeines:
Es gibt zwei Mal in der Woche PJ-Unterricht. Dieser schwankt stark in seiner Qualität. Chirurgie oder Innere gibt es hier selten, diese machen aber einen guten Unterricht. Auch die Neurologie macht einen sehr guten Unterricht. Häufiger sind jedoch Pathologie, Labormedizin oder MiBi. Dieser Unterricht ist meist nicht besonders lehrreich und schlecht strukturiert.
Vom Krankenhaus wird eine kostenlose Unterkunft gestellt. In dem Haus können bis zu 5 PJler wohnen. Das Haus selsbt ist renovierungsbedürftig, hat aber als Ausstattung alles was man so braucht (Geschirr, Töpfe, Kaffeemaschine, Waschmaschine, Wäscheständer, Grill, ...).
Stade an sich ist eine schöne, beschauliche Stadt und auch das umliegende Alte Land ist einen Ausflug mit dem Rad wert.
Insgesamt würde ich, gerade wegen meiner sehr postitiven Erfahrung in der Unfallchirurgie, ein PJ in Stade empfehlen.
Bewerbung
Bewerbung über das PJ-Portal. Kurz vorher sollte ich noch eine Kurzbewerbung mit Lebenslauf an das Sekreteriat schicken