Leider war mein Tertial in der Viszeralchirurgie am MRI mein mit Abstand schlechtestes Tertial. In meinen anderen Tertialen an anderen Häusern habe ich selbstständig Patienten betreut (ich habe Patienten aufgenommen, habe überlegt welche Labor- und apparativen Untersuchungen ich brauche und habe diese angemeldet, habe Kurven geschrieben, Konsile angefragt, Befunde gesichtet und darauf reagiert, habe meine Patienten visitiert, Kurvenvisite gemacht und Briefe geschrieben, Patienten vorgestellt etc.). Durch die selbstständige Arbeit habe ich sehr viel gelernt. Ich war geschätztes Mitglied im Team und habe heute noch Kontakt zu einigen Mitarbeitern. Am MRI war all das leider nicht der Fall.
Pro: nette Pflege, 2x die Woche PJ Unterricht, 475 Euro pro Monat, Mittagessen wird bezahlt
Contra: ich hatte das Gefühl, dass die Abteilung ohne PJler nicht arbeitsfähig wäre und sie fest auf Stationen und im OP eingeplant sind, das empfinde ich als besorgniserregend und habe das so in anderen Häusern nicht erlebt. Einmal musste ich sogar als Spingerin im OP einspringen, weil zu wenig Personal da war.
Ich habe weder auf Station, noch im OP eine Einführung von Ärzten bekommen (ich hatte davor noch nie ein Praktikum in der Chirurgie gemacht, sogar mein Blockpraktikum war wegen der Pandemie ausgefallen), selbst wenn ich den Stationsarzt gerufen habe, hat er das ignoriert. Auch gab es Zeiten, in denen kein einziger Arzt auf Station war. Im OP wurde ich respektlos angeredet, erklärt wurde mir kaum etwas. PJler machen 3x die Woche Verbandwechsel bei allen Patienten und dann noch je nach Bedarf und sind dafür zuständig den Verbandwagen aufzufüllen und zu putzen (eine Einführung von den Ärzten in den Verbandwechsel gab es nicht, die alten PJler haben uns alles gezeigt und ob das alles richtig so war, vor allem mit den ganzen Drainagen, weiß ich nicht).
Ansonsten machen PJler Blutentnahmen, legen Nadeln, halten Haken im OP und nehmen Patienten auf. Aufnehmen bedeutet eine Nadel zu legen, Blut abzunehmen und nach den Medikamenten zu fragen. Untersucht wurden die Patienten auf der Station, auf der ich war, nicht. Auch hatten wir keinen Computerzugang (das sei an der Technischen Universität technisch nicht möglich. In den anderen Häusern, in denen ich war, hatte ich ab dem zweiten Tag einen) und haben überhaupt keine ärztlichen Tätigkeiten übernommen (Untersuchungen anmelden, Kurvenvisite etc.).
Als besonders schlimm habe ich die Hygiene empfunden. Studenten müssen Pfand für ihre Kleidung zahlen, externe Studenten bekommen keine Karte für die Wäscheautomaten und müssen sich die Wäsche zweimal in der Woche in der Wäscherei holen. Weil viele Studenten nicht genug Geld für das Pfand hatten und die Öffnungszeiten der Wäscherei so schlecht sind, haben sie es sich nicht leisten können, jeden Tag neue Wäsche anzuziehen. Auch gab es keine Ansage zu Hyigeneregeln. Manche Kommilitonen waren zu faul, sich Funktionskleidung anzuziehen. Sie haben dann in Straßenkleidung mit Arztkittel Verbände gewechselt und die Kittel nur alle paar Tage oder Wochen gewechselt. Auch sind viele Leute in OP-Kleidung auf Station oder sogar in der Mensa herumgelaufen. Zu den Verbandwechseln gab es wie gesagt keinerlei offizielle Einweisung, vor allem nicht, was die Hygiene angeht. Patienten auf der Station wurden oft erst nach Tagen isoliert, obwohl schon bei Aufnahme bekannt war, dass sie multiresistente Keime haben.
Ansonsten habe ich von ärztlicher Seite aus viele Handlungen erlebt, die ich medizinisch und ethisch nicht im geringsten nachvollziehen konnte. Ich war noch nie in meinem Leben so häufig in einem solchen Ausmaß schockiert. Insgesamt habe ich durch das Tertial einen sehr schlechten Eindruck vom ganzen Haus gewonnen.
Zusammenfassend habe ich in der Zeit nur Blut abgenommen, Nadeln gelegt, Verbände gewechselt und stundenlang Haken gehalten. Ich habe keine ärztlichen Tätigkeiten übernommen, habe subjektiv praktisch nichts gelernt und habe mich menschlich sehr unwohl gefühlt. Ich kann nur von dem Tertial in der Abteilung abraten.