Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, OP, Station
Heimatuni
Erlangen
Kommentar
Organisation: Das PJ-Tertial auf der Chirurgie am KSB ist sehr gut organisiert. Es gibt einen Rotationsplan mit festen Bestandteilen Orthopädie/Unfallchirurgie, Viszeral-/Gefässchirurgie und Notfallstation. Wahlweise kann man auch noch ein paar Wochen auf die Urologie. Auf den einzelnen Stationen verbringt man ungefähr einen Monat, auf dem Notfall 2-3 Wochen. Der Ansprechpartner für den Dienstplan ist super nett und auch kurzfristige Änderungen sind möglich. Man bekommt ein eigenes Telefon und einen uneingeschränkten Zugang für Klinikinformationssystem und OP-Plan. Beginnt man sein Tertial am 1. eines Monats, gibt es einen grossen Einführungstag für alle neuen Klinikmitarbeiter (Highlight Brandschutzkurs mit der Feuerwehr). Entgegen mancher Gerüchte muss man aber nicht zum 1. anfangen und zum 30. aufhören.
Arbeitszeiten: Die Arbeitszeiten von 7-18 Uhr sind auf den ersten Blick erschreckend, in der Realität muss man aber nie wirklich so lange da bleiben. Je nach Station kann man zwischen 15 und 17 Uhr nach Hause. Pro Monat stehen einem 2 Urlaubstage zu, die man auch gesammelt am Ende nehmen kann. Ausserdem hat man je nach Anzahl der Unterassistenten ca. einmal im Monat einen Wochenendrufdienst für OPs (meistens orthopädisch). Wird man am Wochenende gerufen, bekommt man zusätzliches Bezahlung. Als Kompensation bekommt man am Folgewochenende Freitag und Monat frei. Diese Tage sind fix und können nicht verschoben werden.
Nebenkosten: Die Unterkunft im Personalwohnheim auf dem Klinikgelände kostet 450 CHF. Hinzu kommt eine einmalige Reinigungspauschale von 160-220 CHF. Ansonsten wird auch der Verzehr im Personalrestaurant vom Gehalt abgezogen, was etwa 150 CHF pro Monat sind. Das Essen ist wirklich sehr lecker!
Unterricht: Einen Minuspunkt gibt es bei mir für das Fortbildungsangebot. Es gibt leider keinen gesonderten PJ-Unterricht. Zu der Zeit, als ich am Haus war, gab es generell nur sehr wenige Fortbildungen (Sommerpause/Corona?). Gerade im Hinblick auf die M3-Vorbereitung hätte ich mir so etwas wie einen Crashkurs Chirurgie zu den wichtigsten Krankheitsbildern und Differenzialdiagnosen gewünscht. Was wiederum sehr cool ist, ist, dass es einen Laparoskopie-Trainer gibt, den man nach einer Einführung jederzeit zum Üben benutzen darf.
Baden und Umgebung: Das Kantonsspital liegt nicht in Baden selbst, sondern im Nachbardorf Dättwil direkt an der Autobahn. Unmittelbar in Kliniknähe gibt es einen Wald mit öffentlichen Grillplätzen. Baden selbst ist nicht sonderlich spektakulär, hat aber eine niedliche Innenstadt. Mit dem Zug sind es ca. 15 Minuten nach Zürich und auch andere Schweizer Städte wie Luzern, Basel oder Bern erreicht man innerhalb von 1-2 Stunden. Möchte man viel in die Berge zum Wandern, lohnt sich auf jeden Fall ein eigenes Auto mit Vignette. Mit den Öffentlichen dauert es schon etwa 2h, bis man die höheren Berge (2000m aufwärts) erreicht.
Highlights: Am besten Gefallen hat es mir auf den Abteilungen für Allgemeinchirurgie und Urologie. Die Ärzte sind total nett und immer bereit, einem etwas zu erklären. Wenn man nicht im OP eingeteilt ist, kann man sich frei bewegen und entweder auf Station mitarbeiten, sich OPs anschauen oder zu den verschiedenen Interventionen und Sprechstunden in der Ambulanz dazu gehen. Je nach Engagement kann man auch selbst Katheter legen, Sonos oder Punktionen durchführen.
Fazit: Insgesamt war ich sehr zufrieden mit meinem "Schweiz-Tertial". Im Team habe ich mich sehr willkommen und wertgeschätzt gefühlt und ein grosser Pluspunkt ist definitiv das gute Essen im Personalrestaurant. Das Mythos, dass man in der Schweiz viel mehr machen darf als in Deutschland oder Österreich, hat sich für mich hier nicht bestätigt. Ich habe in allen drei Ländern ein Tertial absolviert und keine grossen Unterschiede diesbezüglich bemerkt. Ich denke, dass ist einfach sehr individuell und von Klinik zu Klinik unterschiedlich. Das Gehalt von 1.500 CHF klingt am Anfang nach recht viel für ein PJ-Tertial verglichen mit Deutschland. Nach Abzug der Fix- und Essenskosten in der Klinik bleiben davon etwa 700 CHF übrig und die habe ich sicher für Freizeitaktivitäten und Sonstiges ausserhalb der Klinik ausgegeben. Immerhin möchte man seine Freizeit ja nicht alleine im Wohnheim verbringen, sondern auch etwas unternehmen.