Allgemein- und VIszeralchirurgie, Thorak- und Gefäßchirurgie, Unfallchirurgie
Einsatzbereiche
Diagnostik, Station, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
LMU Muenchen
Kommentar
Zusammenfassend kann ich das Chirurgietertial im Norden Deutschlands wirklich weiterempfehlen.
Zu den Rahmenbedingungen:
Die Organistion war von Beginn an sehr gut. Fester Rotationsplan, Namensschild, PC-Zugang und PJ-ler-Telefone waren vorhanden oder wurden ohne Nachfrage organisiert. Wer eine Unterkunft benötigt muss sich nur frühzeitig melden und bekommt man eine in Kliniknähe gestellt. Meine Wohnung war im Gebäude der Jugend- und Kinderpsychiatrie auf dem Gelände des Klinikums. Die Wohnung war zwar alt, aber für die Zwecke absolut ausreichend. Einkaufsmöglichkeiten waren fußläufig erreichbar. Busanbindung direkt vor der Tür.
Arbeitskleidung und Mittagessen werden gestellt - das Mittagessen war eigentlich immer super. Dazu gab es monatlich 400€ Gehalt. Es gibt 1x/Monat am Freitag einen Studientag des UKE. Hier kann man sich (wenn man will) online Seminare angucken. Diesen Studientag muss man aber aktiv einfordern bei den Ärzten der jeweiligen Fachabteilung, was aber bei mir nie ein Problem war.
Der Umgang mit mir als PJler war immer freundlich und respektvoll. Das gilt gleichermaßen von Seiten der Ärzte, als auch der Pflege.
Unterricht:
Wöchentlicher Unterricht etwa 1-2 Stunden - immer mit Ober- oder Fachärzten. Programm wurde immer gut vorbereitet. Falls er einmal ausgefallen ist, wurde immer nach einem Ersatztermin gesucht. Gute Möglichkeit für Wiederholungen für das Examen. Manchmal sogar mit Patienten zum untersuchen oder zum schallen. Man durfte uach in Fortbildungen der anderen Fachabteilungen da in dem Haus prinzipiell das Credo gilt dass Unterricht immer vorzugehen hat.
Betreuung:
Die Chefärztin der Chirurgie ist Lehrbeauftragte und macht den Job engagiert. Sie versucht ihr Wissen zu vermitteln und setzt sich für dafür ein, dass ma eigene Patienten betreut. Auf Nachfrage sind auch jederzeit Anpassungen der Rotationen möglich.
Aufgaben und Tagesablauf:
Ich war zunächst 4 Wochen in der Allgemein- und Visceralchirurgie. Tagesbeginn ist mit der Frühbesprechung um 7:30 (sehr kurz), danach läuft das OP-Programm. Man darf sichgrundsätzlich alles ansehen was man möchte. Auch wenn man nicht mit auf dem OP-Plan steht darf man mitgehen und sich etwas anschauen. Ansonsten wird man immer mal wieder eingetragen, natürlich hauptsächlich für die größeren Punkte als Assistenz. Gelegentlich macht man auch mal kleinere Punkte als 1. Assistenz oder beginnt als 1. Assistenz mit einem der Fachärzte, bis dann der Oberarzt dazutritt. Ein bisschen Vorbereitung schadet sicherlich nicht, weil man am Tisch gerne mal gefragt wird. Das war bei mir aber nie unangenehm und diente eher dazu Wissen zu vermitteln und nicht jemanden blos zu stellen. Mir wurde das Nähen beigebracht und man durfte regelmäßig nähen, sowohl Faszie als auch Haut. Hier hilft defninitiv auch Eigeninitiative ("Darf ich mal knoten oder nähen"). Auf Station macht man die Blutabnahmen (selten mehr als 5-6 und wenn dann hilft immer jemand mit), geht mit auf Visite und kann auch eigene Zimmer übernehmen. Daneben natürlich Verbände, Drainagen und wer möchte, darf Arztbriefe diktieren. Bei den elektiven Aufnahmen arbeitet man vor (BE und Anamnesebogen, ggf. Sono) und der Arzt kommt dann dazu.
Danach war ich 4 Wochen auf der Thorax-, Gefäß- und Herzchirurgie, wobei sich die Herzchirurgie auf Schrittmacher und Defis beschränkt. Super nettes kleines Team, und für mich mit die lehrreichste Zeit. Hier darf man oft als 1. Assistenz zu den kleineren Eingriffen wie Shuntanlagen oder Ports und auch viel selber machen und nähen. Dabei ist die Stimmung wirklich immer gut. Auf Station sieht und lernt man viel, darf unter Aufsicht anordnungen treffen, Patienten aufnehmen und lernt von den Wundschwestern auch viel über die Möglichkeiten der Wundversorgung. Das Team wird verstärkt durch eine Gefäßassistentin, die ebenfalls super fit und engagiert ist und von der ich ebenfalls viel gelernt habe. Auch danke nocheinmal hierfür! :)
In der Unfallchirurgie war nur zwei Wochen, da ich am Ende zwei Wochen noch auf die operative Intensivstation durfte. Wie auch andere PJler berichteten, ist hier der Arbeitsablauf etwas weniger strukturiert und man lernt nicht besonders viel. Nach der Röntgen/Frühbesprechung geht man auf Station und oder gleich in den OP. Meine Aufgabe bestand leider fast ausschließlich aus Blutabnehmen und Viggos legen. In den OP wurde man in aller Regelmäßigkeit nur eingeteilt wenn man den Haken/das Bein für eine Hüfte halten musste oder mal für ein Knie. Andere Osteosynthesen habe ich in meiner Zeit hier nicht gesehen. Sehr schade... Irgendwann am Nachmittag gibt es noch eine Besprechung. Diese ist von der Uhrzeit immer etwas wechselhaft, je nachdem wann das OP-Programm fertig ist. Angerufen dazu wurde ich fast nie. Das lag sicherlich nicht daran, dass keiner meine Nummer kannte weil bei den Blutabnahmen hat es ja auch geklappt. Einzig und allein die Freitagsfortbildungen waren gut. Hier wird nach der Frühbesprechung immer ein Thema im Team besprochen. Im Anschluss daran hängt der leitende Oberarzt noch eine Extrafortbildungen dran für alle Studenten im Haus. Alles in allem kann ich die Unfallchirurgie hier leider trotzdem nicht empfehlen - auch wenn die Wildleder-Krokoschuhe vom Chef echt der Bringer sind!
Die zwei Wochen auf der anästhesiologischen Intensivstation waren dafür nocheinmal echt lehrreich und haben mir viel Spaß gemacht. Diese wird durch zwei wirklich tolle Oberärzte geleitet. Mit dem Chef selber hatte man wenig Berührungspunkte - beeindruckend fand ich jedoch seine natürliche Sterilität.
Es lohnt sich sicher, länger dort zu bleiben. Mir wurde viel gezeigt, erklärt und man durfte viel selber machen (z.B. Schallen, Arterien legen, Patienten selber betreuen).
Zusammengefasst: Ich hatte ein tolles Tertial, menschlich hab ich mich in dem Haus sehr wohlgefühlt, mir wurde viel gezeigt und erklärt. Natürlich war nicht alles toll. Aber was ich aus anderen Häusern bisher gesehen und gehört habe (leider vor allem aus der Chirurgie) kann man hier meiner Meinung nach ohne Bedenken hin wechseln und ein paar schöne Monate haben. Auch der Freizeitwert an der Nordsee ist nicht zu verachten. Wilhemshaven ist keine große Stadt und andere Studentenstädte haben sicherlich mehr an Frezeitaktivitäten/Nachtleben zu bieten. Aber es gibt ein paar nette Restaurants und Cafes vor allem um den Südstrand rum so dass einem sicherlich trotzdem nicht langweilig wird.