Ich habe die MHH Kinderklinik wegen der guten Bewertungen ausgewählt, letztlich war das Tertial aber recht anders als erwartet:
Man sollte sich gut überlegen, ob es das Richtige für einen ist, ich würde insgesamt sagen, dass nur diejenigen die MHH Kinderklinik wählen sollten, die sich für später wirklich auch Universitäts-Pädiatrie vorstellen können.
Pro:
- Die Pädiater sind toll, alle super nett, lehrebegeistert, engagiert
- Man kann relativ viel praktisch machen wenn man sich drum bemüht: Blut abnehmen und Viggos legen (ist ja bei Kindern schon erstrebenswert), Patienten aufnehmen, eigene Patienten versorgen (Diagnostik anmelden, Medis an/absetzen, Visite machen, Briefe schreiben), Patienten in der Notaufnahme aufnehmen/behandeln, Sonographie usw.
- Die Notaufnahme ist super, weil man dort selbstständig arbeiten kann und die Patienten eher allgemeinpädiatrische Krankheitsbilder haben (zB allergische Ekzeme, Hyperbilirubinämien, Fieberkrämpfe)
- Auch die Nephro/Neuro Station 64b, die ich eigentlich für super-speziell hielt fand ich recht gut: Man konnte dort viele Ports anstechen, sieht mal eine Epilepsie oder Neuro-Kontroll Untersuchungen, eine Minimal Change GN, also nicht nur abgefahrene Fälle.
- Ãœber Weihnachten ist die Urlaubszeit sehr kulant ;)
- PJ Unterricht war gut, 1x pro Woche, auch mit guten Themen. (Dann gabs noch 1x pro Woche Unterricht für die Assistenten wo wir mit hin konnten und freitags haben wir selber Vorträge voreinander gehalten)
Contra:
- Ich hab total unterschätzt wie speziell das Klientel ist. Ich werde nicht an der MHH geprüft, sondern peripher, und fühle mich auf eine allgemeinpädiatrische Prüfung absolut nicht vorbereitet. Ich habe keine Gastroenteritis gesehen, keine Invagination, kein Volvulus, keine hypertrophe Pylorusstenose, keine Otitis media, und auch keinen M. Perthes, Epiphysiolysis etc.
- Stattdessen habe ich einen Monat lang lebertransplantierte Kinder gesehen, schwerste Fälle von Colitis/Crohn, Triple A Syndrom, auf Intensiv die Kinder nach komplexen OPs bei Herzfehlern, verschiedenste seltene Stoffwechselerkrankungen etc. Ehrlich gesagt weiß ich nicht ob mir das richtig was gebracht hat, auch viele Themen die die Stationsärzte mit uns zwischendurch besprochen haben waren eigentlich nicht als PJ Lehre geeignet, weil es einfach viel zu speziell war.
- Ich hab oft ohne Mittagspause bis 17 Uhr gearbeitet
- Die Bezahlungssituation ist lächerlich und demütigend. Man muss nach jeder Rotation zum Oberarzt rennen und eine Unterschrift erbeten, "dass man das Gehalt verdient hat". Dann muss man nach jeder Rotation (also alle 2 oder 4 Wochen) 4 verschiedene Zettel einreichen, und bekommt sein Gehalt frühstens 2 Monate später. Das Gehalt ist übrigens offiziell 649, so viel hat aber keiner von uns jemals erhalten, wir wurden in Steuerklasse 6 eingeteilt obwohl wir 1 angegeben haben, mussten manchmal 70Euro Steuern zahlen, und die Bezahlung ist total undurchsichtig, im Schnitt gabs 580 pro Monat. Aber eben viel viel zu spät.
Fazit: Wer sich Päd an der MHH für später vorstellen kann kann hier ein super Tertial haben. Für alle die lieber Allgemeinpädiatrie sehen wollen (auch in Hinblick auf das letzte Staatsexamen) empfehle ich das Tertial ehrlich gesagt eher nicht, ich persönlich würde jetzt lieber die Bult wählen.
Insbesondere auffällig, nachdem ich meine anderen Tertiale beendet habe, ist, dass man in der MHH lange und viel arbeiten musste und seinem unvollständigen Gehalt monatelang hierherlaufen muss.