PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Klinik Immenstadt (4/2021 bis 9/2021)
Station(en)
Unfallchirurgie, Allgemein- und Gefäßchirurgie, Gynäkologie
Einsatzbereiche
OP, Station, Diagnostik, Notaufnahme
Heimatuni
Ulm
Kommentar
Insgesamt gesagt, hätte ich mir kein besseres Chirurgie-Tertial vorstellen können!
Jeder ist 8 Wochen in der Unfallchirurgie und 8 Wochen in der Visceral- und Gefäßchirurgie eingeteilt.
Unfallchirurgie:
Tag startet um 7:30 mit der Frühbesprechung inklusive Röntgenbesprechung, dann geht man meist direkt mit einem der beiden Chefs auf die Privatstation auf Visite. Das ist quasi die Lehrvisite für die PJ-Studenten. Hier gehen meist nur die PJler mit, man erledigt anfallende Dinge (Visiteneinträge, Anordnungen, Drainagen/Fäden ziehen, Verbandswechsel, körperliche Untersuchungen) währenddessen und man muss im Anschluss den Assistenten berichten. Manchmal gibt es direkt danach mit Herrn Dr. Mayer, einem der Chefs, noch ein kleines Teaching. Dafür bekommt man Hausaufgaben, sprich bestimmte Themen die man sich zuhause anschauen soll und dann frägt er einen interaktiv darüber ab. Hier nicht demotivieren lassen! Er sucht förmlich die Wissenslücke, bis er sie gefunden hat :-D
Dann geht man noch auf der normalen Visite mit den Assistenten und einem Oberarzt mit. Hier macht man ebenfalls die oben genannten Dinge mit. Nach der Visite ist immer eine kurze Besprechung mit den Stationsassitenten, was im Tagesverlauf noch alles erledigt werden muss. Dann gehen die Pjler Blutabnehmen auf Station. Dann entweder in den OP (manchmal natürlich auch schon gleich in der Früh) oder in die Notaufnahme.
In der Notaufnahme kann man relativ bald nach kurzer Einarbeitung selbstständig Patienten sichten, untersuchen, Röntgen anmelden und nach kurzer Rücksprache mit dem zuständigen Arzt auch direkt behandeln, sprich gemeinsam mit der Pflege Wundversorgung inklusive Nähen, Verbands-/Gipsanlage, Tetanusimpfungen, usw und alles dokumentieren. Wie viel man tatsächlich komplett selber macht, hängt sehr von den Ärzten ab. Große Bandbreite von nur Zuschauen und viel erklärt bekommen bis hin zu einfach alles selber machen. Auch sehr zu empfehlen sind da Dienste am Wochenende! Da ist das Aufkommen von unfallchirurgischen Patienten natürlich extrem hoch und man lernt viel und bekommt eine gewisse Routine.
Im OP wird man vor allem für Hüft-TEPs gebraucht. Das wird mit der Zeit etwas öde und die 2. Assistenz ist manchmal auch echt anstrengend. Aber wenn mans oft genug gemacht hat, lassen sie einen auch mal 1. Assistenz machen! Einfach danach fragen. Am besten sind natürlich die direkten Einsätze als 1. Assistenz. Das kommt immer mal wieder vor, wenn mehrere OP-Säle gleichzeitig "befahren" werden können. Oder natürlich auch bei Wochenenddiensten. Und an manchen Tagen ist man auch fest als 1. OP-Assistenz eingeplant. Da geht der Tag dann bis 18 Uhr. Aber die Tage sind super! Im OP an sich darf man auch meistens zunähen, wenn sie es nicht direkt von sich aus anbieten, einfach fragen! Es sind alle extrem nett. Gerade auch die OP-Pflege und die Anästhesie.
Allgemein- und Gefäßchirurgie:
Hier startet der Tag mit der Frühbesprechung um 7:40 Uhr.
Im Allgemeinen ist der Tag nicht so perfekt durchstrukturiert wie in der UC. Auf Station läuft alles eher bisschen chaotisch. Vor allem, weil die beiden Abteilungen zusammen auf einer Station sind und die Visiten auch durcheinander gemacht werden, je nach dem wer von den Oberärzten gerade aufschlägt. Ich bin meist nicht die ganze Visite mitgegangen, sondern dann gleich zum Blutbanehmen, weils mir einfach zu durcheinander und unproduktiv war. Man kann aber natürlich auch auf Visite komplett mit und sich auch wie bei der UC mit Visiteneinträgen, Drainagen usw. einbringen. Ich hab meist geguckt, dass ich zügig in den OP komme. Das würd ich auch jedem empfehlen, da man auf Station mehr verwirrt wird, als dass man was lernt.
Im OP hingegen war es echt klasse in der AC und GC! Man kann noch mehr mitoperieren als in der UC. In der AC kann man bei laparoskopischen OP´s auch mal Kamera führen und Instrumente bedienen. In der Thoraxchirurgie ist man immer mit an vorderster Front. Sehr spannende Eingriffe. Zunähen eh immer.
Und in der GC war es fast noch besser, man ist bei komplexen OP´s, wie femoropoplitealen oder aortoilicalen Bypässen, Shuntanlagen und auch Amputationen dabei und darf auch mal Clippen, Gefäße unterbinden, subkutan nähen, sägen. Die Oberärzte in der AC/GC sind durch die Bank sehr daran interessiert einem etwas bei zu bringen und äußerst freundlich. So habe ich das bis dahin noch nie erlebt. Die Notaufnahme ist nicht fest von Ärzten aus der AC/GC besetzt, die werden angerufen, falls Patienten für ihr Fachgebiet aufschlagen. Da muss man immer mal wieder wiederholen, dass man da gerne mitgenommen werden würde, dann rufen sie einen dazu. Das machen sie aber alle so nebenbei, dass sie es oft auch einfach vergessen. Man kann auch selber über das PC-Programm nachsehen, wer gerade mit was in der Notaufnahme ist.. dann einfach selber hinlaufen, wenn man untersuchen lernen will. Auch in die oberärztlichen Sprechstunden kann man mit. Auch da einfach fragen.
Der chaotischen Station einfach bisschen aus dem Weg gehen, dann hat man eine gute Zeit :-)
Ich durfte noch 2 Wochen in die Gynäkologie und Geburtshilfe rotieren. Das ist in Immenstadt eine sehr kleine Abteilung mit 2 Kreissälen, die von einer Hebamme betreut werden, ein paar Zimmern von der AC/GC-Station, einer Ambulanz und erstaunlicherweise sehr vielen spannenden OP´s, die dort gemacht werden. Viele Endometriosesanierungen, urogynäkologische OP´s, natürlich auch Klassiker wie Hysterektomien, Abrasiones, Sectiones usw, Eigentlich alles außer onkologische Operationen. Die Ärzte aus Kempten rotieren hier wochen-/tageweise her, immer ein Oberarzt und 2 Assistenten.
Da es eine Ausnahme war, dass ein PJler bei Ihnen war, wurde ich sehr freudig aufgenommen! Ich konnte quasi überall mit und wurde im OP auch total eingebunden, konnte im Kreissaal Geburten mitmachen, auch Geburtsverletzungen nähen, viel schallen, gynäkologisch untersuchen, Visite und Abschlussuntersuchungen und - gespräche unter Aufsicht selber machen.
War eins ehr gelungener Ausflug! Kann ich bei Interesse nur empfehlen. Da das vorher wohl noch nie jemand gemacht hat, waren alle ein wenig verwirrt bei meiner Nachfrage. Aber am Ende hats dann doch geklappt.
Die allgemeine Organisation ist auch klasse! Gabriele Maurus kümmert sich wirklich um alles.
Man wohnt jeweils zu dritt in gestellten Wohnungen direkt neben der Klinik, bekommt das Mittagesseng gratis und auch das Parken auf dem Mitarbeiterparkplatz ist inklusive. Und obendrauf noch 410€. Der Freizeitwert im Allgäu ist natürlich super! Wir waren spätestens jeden zweiten Tag wandern, klettern, radeln oder an einem der vielen schönen Seen baden. Man bekommt für einige Dinge Vergünstigungen mit dem Mitarbeiterausweis. Den kann man sich ausstellen lassen, unbedingt machen und überall mal vorzeigen. Das Miteinander mit den anderen PJlern ist durch das gemeinsame Wohnen natürlich auch gleich gesichert und sehr wertvoll.
Ihr merkt schon, ich war sehr begeistert! Wäre am liebsten gar nicht mehr weg.
Große Empfehlung. :-)