Das Innere Tertial in Heide war mein Einstieg ins PJ und ich hätte es mir nicht schöner ausmalen können! Spoiler alert: Da ich später mit Innere anfangen werde, fand ich auch Spaß an den sonst verschrieenen Aufgaben wie langen Visiten und Briefe schreiben. Aber fangen wir von vorne an: Was die Grundvorraussetzungen angeht ist Heide eines der Häuser, die in meinen Augen verstanden haben, wie PJ funktionieren sollte. Aufwandsentschädigung, kostenlose Unterkunft, kostenloses Leihrad, 10 Euro Essensgeld täglich (auch am Wochenende), täglicher PJ Unterricht für alle, die Lust haben, gute Organisation und viele Freiheiten in der der klinikinternen Rotation, Assistenz - und Oberärzt:innen, die Spaß an Lehre haben.
Die kostenlosen Unterkünfte sind in ausreichender Anzahl vorhanden und bis auf wenige Ausnahmen voll ausgestattet. Ich habe mit 7 weiteren PJ Menschen zusammen in einem Einfamilienhaus mit Garten gewohnt und möchte diese Zeit nicht missen.
Auf Nachfrage stellt die Klinik einem auch kostenlos ein Rad zu Verfügung.
In der ersten Woche geht der Montag für organisatorischen Kram drauf wie Haus kennen lernen, IT Zugänge erhalten etc.
An unserem ersten Dienstag haben wir uns morgens mit den beiden Chefärzten zusammengesetzt und wurden auf die verschiedenen Stationen verteilt. Unsere restliche Rotation haben wir intern geregelt - das sollte man aber gut mit dem Sekretariat rücksprechen, sonst gibt es einen Rüffel.
Der Alltag in der Klinik geht in der Inneren um 07:30 Uhr auf Station los, die Assistent:innen lesen sich in die Neuaufnahmen ein, wenn man selber Patienten übernehmen möchte sollte man auch diese Zeit nutzen, da um 08:00 Uhr bzw. 08:15 Uhr (je nachdem ob man gerade MED1 oder MED2 ist) die Frühbesprechungen stattfinden, in denen die neuen Patient:innen einmal kurz vorgestellt werden.
Anschließend wartet Stationsalltag mit Visite, Untersuchungen, Angehörigengespräche, Briefe schreiben. Für Blutentnahmen und Zugänge legen gibt es auf den meisten Stationen eigene MFAs, sodass sowas nur anfällt wenn die Menge einfach enorm ist oder schwierige Venenverhältnisse auflauern. Spätestens gegen 13:00 Uhr wird man gefragt, ob man schon Mittagessen war und ab 14:00 Uhr beginnt meistens der Unterricht. Klinikübergreifender PJ Unterricht findet jeden Tag für alle PJler statt, ist nicht verpflichtend aber in den meisten Fällen lohnt es sich. Meist finden an einem Tag auch mehrere Einheiten statt, sodass dann gegen 15:00 Uhr / 16:00 Uhr Feierabend ist. An trubeligen Tagen bin ich dann nochmal zurück auf Station, um zu fragen ob noch was anliegt - das wird aber in keinem Fall erwartet. Heide ist wirklich ein Haus wo alles kann nichts muss. Wenn man sich ein interessantes Tertial machen will und selber anpacken möchte wird einem das mit Freude möglich gemacht, genauso gut ist aber entspanntes Mitlaufen drin.
Hervorheben möchte ich in Heide die Möglichkeit, dass man eine 1 Woche lang in eine fremde Abteilung schnuppert. Ich habe diese Woche in der Radiologie verbracht, um mich mal intensiver mit Sono und der Befundung von CT und MRT Bildern zu beschäftigen. Habe aber auch von meinen Mit-PJ-Menschen gehört, dass sie in allen anderen Abteilungen von Nuklearmedizin bis Psychiatrie mit offenen Armen empfangen wurden.
In besonderer Erinnerung werden mir meine 4 Wochen auf der Onkologischen Station (in meinem Tertial Station G3) bleiben sowie die 2 Wochen auf der Intensivstation. In den 4 Wochen Onko hab ich das erste Mal eigene Patient:innen betreut, unter Supervision Angehörigengespräche geführt, diagnostische Maßnahmen begleitet oder auch selber durchgeführt und war für diese Zeit Teil des Teams. Auch in den 2 Wochen auf der Intensivstation durfte ich unter Anleitung praktische Erfahrungen sammeln wie Arterien legen, bronchoskopieren, Beatmungskonzepte erstellen usw.
Was mir allgemein aufgefallen ist, war die Nähe zu den Oberärtzt:innen. Hierdurch hatte ich selten das Gefühl, dass inhaltliche Überforderung da war.
Zum Abschluss erhalten alle Innere-PJ-Menschen in Heide neben der offiziellen Bescheinigung ein außerordentlich lieb geschriebenes PJ Zeugnis.
Freizeitmäßig sollte man Bedenken, dass Heide eben eine Kleinstadt ist. Nichtsdestotrotz kann es aufwarten mit einer kleinen Fußgängerzone inklusive Restaurants, Eisdielen und einem Kino. Außerhalb des Stadtkerns gibt es Hallenbad "Dithmarscher Wasserwelten". Direkt dort in der Nähe ist auch die Sportanlage eines der Gymnasien, die frei zugänglich ist und mit Tennisplätzen, zwei Beachvolleyballplätzen, einem Fußballfeld und einer Tartanbahn glänzen kann. Der Zug nach Büsum fährt stündlich, wir waren in der Luxussituation, dass wir ausreichend Autos vor Ort hatten und damit der ein oder andere Abend in St. Peter Ording am Strand verbracht wurde. Der Sommer war durch die Nordseenähe einfach nur traumhaft - im Winter muss vielleicht das Zwischenmenschliche der PJ Kohorte für die nötige Wärme sorgen.
Falls es dich nach Heide ziehen sollte, wünsche ich dir ein wundervolles Tertial!