Station:
Es werden von verschiedenen Oberärzten widersprüchliche Aussagen hierzu getroffen. Der eine Oberarzt wünscht die Anwesenheit aller PJler zu den Visiten. Der nächste Oberarzt beschwert sich, dass bei den Visiten noch kein Blut abgenommen wurde und deshalb die Werte für die anstehenden OPs zu spät kommen. Der dritte Oberarzt sagt, wir haben auf Station gar nichts zu suchen und sollen nur dort sein, wenn wir nicht im OP gebraucht werden. Blutentnahmen und Stationsarbeit seien nicht Inhalt dieser Rotation.
Letztendlich sind die anwesenden Assistenzärzte immer dankbar, wenn man ihnen bei der Visite hilft und ggf. parallel dazu Blut abnimmt. Dadurch wird der Stationsalltag enorm beschleunigt. Auch über Patientenaufnahmen und EKG schreiben oder Braunülenlegen freut sich der Assistenzarzt, da er selbst einfach keine Zeit dafür hat. Hier muss ein Assistent im Schnitt 20 Patienten oder mehr versorgen.
Weiterhin ist unserer gesamten Gruppe aufgefallen, wie viel auf Station und im OP eigentlich schief läuft. Teilweise wurden bestimmte Situationen wissentlich ignoriert, da sie entweder "zu internistisch" waren oder einfach keine Möglichkeit zur Überwachung gegeben war. Weitere Details hierzu darf/sollte ich hier glaube ich nicht ausführen. Gefühlt habe ich jedoch mehr gelernt, wie man Dinge nicht machen sollte als wie das korrekte Vorgehen wäre.
Alltag und Organisation:
Uns wurde ein PJ Telefon gegeben. Dort wurde angerufen, wenn jemand in einem Saal gebraucht wurde. Weiterhin sind PJler fest auf dem OP Plan eingeteilt. Man muss Morgens immer nachschauen, ob der Plan aktualisiert wurde und sich dann absprechen, wer in den OP geht. Es wird erwartet, dass das lückenlos von den verwaltet wird. Soweit so gut. Hier kommt aber der erste Kritikpunkt: Wenn teilweise 4 Säle parallel laufen, aber nur drei PJler da sind - dann kann es durchaus vorkommen dass das Telefon auf Station liegt und keiner mehr ran geht. Das Resultat ist aber, dass bei der nächsten Frühbesprechung oder auch im OP Sätze fallen wie "ihr seid total unmotiviert, das muss besser werden" oder "also wenn jetzt nicht sofort einer kommt, dann gibts einen Fehltag für alle". Der zweite Kritikpunkt betrifft diese Eintragungen im OP Plan. Es kam mehrmals vor, dass ein PJler in den Saal gegangen ist, eingekleidet wurde und dann 5 Stunden ohne Aufgabe daneben stehen musste. Andersrum kommen böse Anrufe aus dem OP, warum denn in Saal X kein PJler auftaucht, da doch klar ist, dass für eine solche OP definitiv ein Pjler gebraucht wird. Bestimmte Oberärzte sind auch schon von Grund auf angepisst, wenn PJler nicht schon Teile der morgendlichen Röntgenbesprechung schwänzen, um schon vor ihnen im Saal zu sein. Kommentar eines Oberarztes hierzu "ihr PJler benehmt euch wie Chefärzte. Kommt rein, wenn der Patient schon abgedeckt auf dem Tisch liegt und dann muss die OP zum Ankleiden von euch unterbrochen werden. Ihr habt als erster im Saal zu sein und als letzter zu gehen". Aber gut. Soviel zur Organisation.
Aufgaben im OP:
Absolut essentielle und wirklich total wichtige Aufgabe ist das Festhalten von Dingen, die sich zu 90% auch selbst festhalten würden. Und am Ende der OP den Patienten ausschleusen und dem Aufwachraum übergeben, obwohl während der gesamten OP wenig bis nichts erklärt und man deshalb keine Ahnung hat, was wichtig ist. Das sind die Hauptaufgaben im OP. Bei manchen Oberärzten darf man wenn man möchte Hautnähte machen, damit diese schon dokumentieren können. In seltenen Fällen und wenn die Stimmung gut ist, darf man auch höhere Aufgaben übernehmen wie Schrauben rausdrehen oder einen Marknagel ausschlagen. Das war sogar ohne Ironie ein gutes Erlebnis. Meine Vermutung ist aber, dass Oberärzte sondieren, wer für eine Karriere als Unfallchirurg in Frage kommt und wer nicht - und wenn klar wird, dass man kein Nachwuchs ist, wird man ziemlich ignoriert. Von Vorgängern die gesagt haben sie wollen unbedingt Unfallchirurg werden habe ich gehört, dass ihnen dann eine bessere Behandlung zugekommen ist und sie auch mehr machen durften. Also vielleicht sollte man hier mehr Interesse heucheln. Personalmangel regelt.
Andere Tätigkeiten:
Die Poliklinik bzw. die Sprechstunden sind sehr interessant. Allerdings gibt es kaum Möglichkeiten diese zu Besuchen, da man dort nur hin darf, wenn im OP niemand benötigt wird. Da aber regelmäßig 2-4 OP-Säle laufen und wir mit 3 PJlern schon sehr gut besetzt waren, kommt das leider sehr selten vor. Seltsamerweise wird aber auch wieder bemängelt, dass wir PJler wenig für die Sprechstunden interessieren. "Das sei ja unmöglich wie uninteressiert wir alle seien". Schlimmste Gruppe überhaupt und so.
Fazit: Assistenzärzte sind allesamt sehr sehr nett. Ich habe aber das Gefühl, sobald jemand Fach- oder Oberarzt wird bekommt er einen Gottkomplex. Von PJlern wird erwartet, dass sie an drei Stellen gleichzeitig sein sollen. Der OP muss immer besetzt sein, irgendwie soll aber auch die Visite besucht werden und in der Sprechstunde sollte man auch sein.
Hier ist mir besonders aufgefallen, wie abhängig der ganze Klinikbetrieb von PJlern ist. Das war auf keiner anderen Station so. Es waren so wenige Assistenzärzte (viele haben gekündigt), dass manche Operationen ohne Assistent durchgeführt werden mussten. Teilweise wurden sogar Operationen verschoben, da alle PJler im Einsatz waren und niemand Oma Ernas dickes Bein für 6 Stunden hochhalten konnte. Außerdem wurden leider alle Vorurteile die man von Unfallchirurgischen Oberärzte hat bestätigt. Zumindest war das mein Bild. Wer Unfallchirurgie total cool findet, dem macht es vermutlich Spaß ständig im OP Dinge festzuhalten. Für mich wars mit Abstand die schlimmste Rotation im gesamten PJ.