Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Station
Heimatuni
Ulm
Kommentar
Die Kinderklinik des Klinikums Kempten ist aufgeteilt in einen allgemeinpädiatrischen Bereich mit zwei Stationen (eine für die größeren und eine für die kleineren Kinder) und eine Neonatologie, die sich aus Intensiv- und Päppel- Bereich zusammensetzt. Außerdem gibt es ambulante Sprechstunden für Neuro, Psychiatrie, Kardio und Gastro. Die Notaufnahme ist räumlich nah an die allgemeinpädiatrische Station angebunden, teilweise wird sie durch einen extra hierfür eingeteilten Arzt betreut, teilweise aber auch mit durch die Stationsärzte (je nach Besetzung).
Generell ist angedacht, dass die Hälfte des Tertials in der Allgemeinpäd und die andere in der Neo absolviert wird und während der Zeit auf der Neo auch Zeit ist in die ambulante Sprechstunde mitzugehen (macht das! Ich hab das etaws verpeilt). Diese 50/50 Regel wurde bei mir aber nicht ganz streng gehandhabt.
Zur Allgemeinpäd:
Man kann sich aussuchen ob man auf einer der Stationen mitläuft oder den Springer- Notaufnahme Dienst mitgeht. Hier macht es Sinn, sich wochenweise zu entscheiden um so die Krankheitsverläufe mitzubekommen. Auf Station ist mitgehen bei der Visite immer möglich und erwünscht, dann arbeitet man beim Tagesgeschäft mit, geht mit zu den Besprechungen und kann (muss bei den meisten Assistenten aber nicht) Briefe schreiben. Mit dem Springer sieht man die Patienten die vom Kinderarzt oder notfallmäßig in die Ambulanz kommen, hier ist meist viel Gelegenheit nach entsprechender Einarbeitung Patienten eigenständig zu untersuchen, Verdachtsdiagnosen zu stellen und das weitere Prozedere mit dem Springer zu besprechen. Hier kann viel gelernt werden!
Ich war anfangs generell etwas unsicher was ich denn nun darf/ soll, weil man doch etwas vorsichtiger ist bei den Kiddis. Ich habe versucht mich da langsam ranzutasten, immer gefragt und auch gesagt wenn es etwas gab, das ich gerne machen wollte. Blutabnahmen/Nadeln bei den größeren Kindern begonnen und letztlich auch bei Säuglingen versuchen dürfen. Im Sono kam ich je nach Patientenaufkommen zum Zug, hier kann man aber durch viel EIgeninitiative sicher ganz viel ausprobieren und lernen, der Sono Raum ist oft frei (das habe ich leider etwas zu spät gecheckt). Da es in Kempten keine Onko gibt, gibt es keine Knochenmarkspunktionen. LPs sind eher selten und auch unter den Assistenten beliebt, eine durfte ich aber machen. Teilweise hatte ich mein eigenes Patientenzimmer, da vor mir aber lang kein PJler mehr da war, hat das nicht ganz so gut geklappt, wie man sich das wünschen würde, oft war auch einfach nicht genug Zeit und mir wurde die Kurve dann doch aus der Hand genommen. Das war etwas schade, ich könnte mir aber vorstellen, dass sich das wieder einspielt.
Es ist sicher empfehlenswert auch mal einen Dienst mitzumachen, da darf man dann am späteren Abend heim, ist also wie eine Spätschicht.
Zur Neo:
Das war für mich absolutes Neuland und ich brauchte eine ganze Weile mich zurechtzufinden. Im Nachhinein hätte ich sicher mehr "dumme" Fragen stellen sollen, dann wäre das sicher schnell gegangen. Der Oberarzt hier ist ein richtiger Erklärbär, er fragt auch gerne ab, wird dabei schon herausfordernd, gibt einem aber kein schlechtes Gefühl (großer Lerneffekt!). Fragt wenn ihr halbwegs Peil habt, ob ihr euer eigenes Neo- Kind betreuen dürft, dann ists richtig cool. Ab diesem Moment hats mir dann schnell sehr gut gefallen und ich hab auch hier viel gelernt :). Donnerstags ist immer Sectio Tag und man kann dann mit zu den Sectios gehen, das Neugeborene in Empfang nehmen und die U1 machen. Das ist ganz cool um ein bisschen ein Gefühl für die Neugeborenen zu bekommen. Bei den U2s, das macht immer einer der Oberärzte, kann man natürlich auch mit und sich im Untersuchen austoben.
Und sonst/ Zwischenmenschliches: Wenn ich mal frei brauchte oder früher gehen wollte, war das kein Problem. Das habe ich selten genutzt weil ich gerne da war, gegen Ende bin ich dann aber oft Freitag schon am frühen Nachmittag gegangen und das war auch okay für alle. Die Pflege ist sehr nett, aber (wie überall) lieber einmal zu oft vorstellen und lieber nochmal auf Nummer sicher nachfragen/ Bescheid geben. Die Stimmung unter den Assistenten ist weitgehend entspannt, sodass man schnell seinen Platz findet und eigene Aufgaben übernehmen kann. Die Oberärzte sind alle unterschiedlich :D. Der Chef ist sehr nett, wenn man von ihm etwas ausführlicher erklärt haben möchte, muss man ihn etwas aus der Reserve locken (allerdings kann dieser Eindruck auch daran liegen dass vor mir lang kein PJler mehr da war). Es gibt im Haus auch einen Kinderchirurgen, der ist etwas seltsam, er erklärt aber gerne und nimmt einen auch mal mit in den OP. Einfach fragen.
Für mich war das Tertial super. Ich wollte vorher kein Päd machen und ziehe es nun ernsthaft in Erwägung. Meine Vorkentnisse beschränkten sich auf die Hausarztfamu beim niedergelassenen Kinderarzt und zwei Wochen Klinik Famu auf einer Kleinkindstation. Mein Lerneffekt war somit groß, frustriert war ich selten, gut eingespannt war ich oft, aber nie überarbeitet oder alleingelassen. Daher meine gute Bewertung. Wenn ihr schon all eure Famulatruren in der Päd gemacht habt, gibt es aber sicher auch noch größere oder bessere Häuser/ Häuser mit durch PJler geführten Stationen.
