Vor PJ-Beginn durfte ich mir meine Station und das Rotieren auswählen, sodass ich zuerst auf die Gastro und später auf die Pulmo gegangen bin. Leider unabhängig von der Station chaotische Arbeitsverhältnisse, die aufgrund des erschreckenden Personalmangels im gesamten Krankenhaus herrschten. Das Haus wurde 2018 von der Gesellschaft Agaplesion übernommen und seitdem wurde gespart, natürlich zuerst am Personal. Relativierend muss ich hinzufügen, dass ich einen Monat die einzige PJ-lerin für alle Inneren Stationen war, weil meine Kolleg*innen ihre Urlaubstage vor dem M3 genommen haben und früher als ich ihr PJ beendet haben (was natürlich ihr absolutes Recht ist, aber das Krankenhaus es nicht fertig gebracht hat beispielsweise studentische Hilfskräfte anzustellen, die mir zu Beginn meines PJs als Hilfe für die Blutentnahmen versprochen wurden!).
Das hieß, dass ich teilweise für mehrere Stationen nur für die Blutabnahmen/Braunülen/Blutkulturen zuständig war, somit die Visite auf meiner zugeteilten Station verpasste und teilweise nicht einmal in der Woche lehrreiche Dinge (Bronchoskopie, Pleura-/Aszitespunktionen, Drainagelegung, Gastro-/Koloskopie, Einstellungen am NIV-Gerät mit Atemtherapeuten etc). in Begleitung eines erfahrenen Oberarztes/einer Oberärztin oder einem der beiden Chefärzte zu Gesicht bekam. Außerdem war ich für die Aufnahmen zuständig, Anamneseerhebung, erste klinische Untersuchung, Aufklärung der geplanten Funktionsdiagnostik und sollte selbst die erste Diagnostik (die ich für richtig erachtete) anfordern. In der Theorie sollte ich die neuen Patienten dann mit den Assistenzärzt*innen/Oberärzt*innen besprechen, die Medikation anpassen und EKGs und Bodyplethysmographien, Laborbilder etc. auswerten. Welllll, in der Praxis sah das natürlich anders aus, die Übergabe der Patient*innen bestand meistens aus 2 Minuten hektischem Erzählen an den jeweiligen Assistenzarzt/die Ärztin, sodass möglichst schnell der/die Nächste aufgenommen werden konnte. Es kann nicht sein, dass ein Stationsalltag von einer PJlerin abhängig ist!!! PJ-Unterricht hat sage und schreibe 2x stattgefunden, bei den anderen Terminen wurde mir gesagt, dass sich der Unterricht nur für eine PJ-lerin (bzw. 2 mit dem aus der Chirurgie) nicht lohnen würde....WOW Danke dafür. Also Lehre einfach nicht vorhanden, dafür mit eigenem Zugang zu den Computern und vielen Rechten sehr eigenständiges Arbeiten.
Ich bin motiviert geblieben, habe manchmal in der Notaufnahme ausgeholfen, um überhaupt mal spannende Fälle zu sehen und sonst habe ich versucht zu überleben und den Stress nicht mit nach Hause zu nehmen. Wenn ich etwas nicht mehr geschafft habe, trotz ohne Pause durchzuarbeiten, war das dann eben so. Perfekte Gewöhnung an das richtige Berufsleben im Krankenhaus?
Ich will hier nicht nur wettern, Folgendes war Top: die Atmosphäre unter Pflegekräften und dem Team der Ärzte und Ärztinnen! Die können überhaupt nichts dafür, dass sie selbst kaum mit der Arbeit hinterherkommen, aber haben sich sehr bemüht, mir Dinge zu erklären, mich manchmal auszufragen und mir die Chance zu geben, selbst zu Punktieren/Auszuwerten/Behandeln! Beide Chefärzte sehr korrekt und fair, manchmal gemeinsames Mittagessen mit Oberärzten währenddessen ich mehr von spannenden Storys aus der Notaufnahme gelernt habe, als den ganzen Tag auf Station. Daher gebe ich dem Haus insgesamt eine 3, weil ich sehe, wie sehr sich das noch sehr junge Team an Assistenzärzt*innen den Arsch aufgerissen hat und PJler dringend benötigt werden. Aber einfach zu besseren Konditionen, also beschwert euch früh und verhandelt! Haltet durch :)