Ich muss leider sagen ich hatte Alles in Allem ein ziemlich schlechtes Quartal in der Allgemeinchirurgie des KliLu, dies betraf alle PJler die nun zeitgleich mit mir dort waren.
Kurz zur Klinik, das KliLu ist quasi der Maximalversorger für die Stadt Ludwigshafen mit knapp 1000 Betten. Einige Fachabteilungen gibt es aber nicht, wie z.B. eine Orthopädie/Unfallchirurgie.
Grob zum Ablauf: Die wirklich nette PJ-Sekretärin begrüßt euch am ersten Tag, ihr bekommt Kleiderkarte, ein eigenes Telefon und Essensbons für den gesamten Monat für freies Mittagessen. Dann seid ihr in der Chirurgie einer Station zugeteilt (CH01 mit "Wachstation"/CH02/CH03). In LU gibt es keine Unfallchirurgie, ihr seid nur der Allgemeinchirurgie zugeteilt, hier ist das Spektrum allerdings sehr groß mit wirklich großen Operationen. Als Mannheimer rotiert ihr noch eine Woche in die Herzchirurgie, diese ist schon fest geplant, als Mainzer nicht in die Herzchirurgie aber 1 Woche Anästhesie, 1 Woche Gefäßchirurgie, 1 Woche Ambulanz und 1 Woche Wachstation.
Was mich so sehr gestört hat:
Die Klinik läuft aufgrund von Personalmangel (Kündigungen, Krankheit, Elternzeit) am absoluten Limit, der Betrieb kann nur durch die Anwesenheit der PJler überhaupt aufrecht erhalten werden. Wie muss man sich das vorstellen? Eure Aufgaben als PJler sind klar geregelt, den Blutentnahmedienst gab es in unserem Quartal leider nicht, dieser wurde erst in der letzten Woche wieder eingeführt. Daher seid ihr für die Blutentnahmen zuständig. Wenn ihr sie nicht macht, macht sie keiner, auch wenn ihr es den Ärzten mitteilt. Diese sind mit der sonstigen Stationsarbeit dermaßen überfordert, dass sie dazu nicht kommen. Eure Hauptaufgabe: OP, Haken halten bzw. als 1. Assistent mitoperieren. Da es gerade genug Assistenten gab um jede Station und die Ambulanz mit einem Assistenten/Facharzt zu besetzen (Oder auch öfters mal nicht mal dafür genug) operiert ihr im OP entweder mit 2 Oberärzten oder seid 1. Assistent für einen Oberarzt (Aufgrund von Ärztemangel weniger zu operieren kam auf keinen Fall in Frage, ihr als PJler musstet daher das OP-Programm am laufen halten). Dies ist auch für die Assistenten/Fachärzte sehr frustrierend, da diese einfach gar nicht mehr zum operieren kommen während ihr den ganzen Tag die "coolen Ops" seht und auf Station nichts helfen könnt. In den letzten 5 Wochen war ich jeden Tag von morgens bis zum Feierabend nachmittags durchgehend im OP, davor quasi auch jeden Tag OP, aber immerhin nicht jeden Tag tagesfüllend, dies ist immer davon abhängig wie viele PJler anwesend sind. Daher: Wenn ihr wenig Lust auf OP habt, auf keinen Fall Chirurgie im KliLu! Auf Station gibt es keine Zeit für Teaching, selbst dass die meisten Assistenten/Fachärzte wirklich nett sind und auch wirklich Lust haben euch etwas beizubringen hilft nichts, es gibt viel zu viel Arbeit, als dass diese sich noch Pausen für Teaching erlauben könnten und außerdem seid ihr eh quasi nie da, da ihr ja im OP eingeteilt seid. Hier bekommt man zumindest auf Nachfrage von den meisten Oberärzten, bzw. dem Chef etwas erklärt, was die Zeit meistens recht erträglich machte, allerdings war es körperlich teilweise wirklich anstrengend, da man Montags 3 Notfälle am Stück mutoperierte, Dienstags 8h lang (ohne Pause natürlich) eine Leberteilresektion mitmachen durfte und am nächsten Tag ein 7 stündiger Traverso (natürlich auch ohne Pause) anstand und am nächsten Tag 4 lap. Gallen im Akkord als 1. Assistent operieren musste. Einzige wirklich gute: Überstunden waren recht selten, offizieller Feierabend um 15:45, des klappte meistens mit dem OP, oder ab 16:00 konnte man sich vom 3.Dienst oder falls es einen PJler im Dienst gab auslösen lassen. Eine weitere Sache die mich massiv genervt haben: Wenn ihr im OP wart, wurdet ihr trotzdem ständig von Station angerufen, dass es noch Blutentnahmen oder Viggos auf Station gab, auch wenn ihr nur 10 Minuten Pause zwischen den Ops hattet war es erwünscht euch auszuschleusen und das zu erledigen, bzw. wenn ihr um 15:30 aus dem OP kamt, bitte noch auf Station zu gehen und die Patienten für die Vorstellung in der Frühbesprechung vorzubereiten. Dies sollte man immer für die Patienten der eigenen Station tun, wirklich gutes Feedback durch die Oberärzte/Chef gab es aber leider nie morgens. Zeit eigene Patienten zu betreuen, mal in die Ambulanz zu gehen und neue Patienten aufzunehmen/zu untersuchen und zu schallen gab es nur im Dienst. Briefe schreiben durch PJler war nicht erwischt. Durch die ständige Einplanung im OP war es selten möglich an den (zugegeben nicht sehr lehrreichen) Visiten teilzunehmen, wenn doch seid ihr hier nur für die hastige Dokumentation zuständig, Raum für Fragen oder sich selber Gedanken zu machen blieb quasi nicht.
Als PJler müsst ihr 5 Dienste mitmachen, 4 unter der Woche, einen am Wochenende. Unter der Woche kommt ihr um 15 Uhr und bleibt je nachdem bis ca. 24 Uhr, am Wochenende von 10-19 Uhr, dafür bekommt ihr den nächsten Tag frei, bzw. am Wochenende einen Tag unter der Woche. Es gibt außerdem noch die Möglichkeit Learn&Earn Dienste zu machen. Dafür müsst ihr unter der Woche aber Urlaub nehmen (gibt 160€) und bekommt nicht frei am nächsten Tag, am Wochenende (240€) gibt es auch kein Ausgleichsfei. Dies steht zum Kontrast zu den PJlern in der Inneren (diese waren allgemein wesentlich zufriedener), diese können einfach so unter der Woche Learn&Earn Dienste machen, kommen Nachmittags, brauchen keinen Urlaub, haben den nächsten Tag frei und bekommen das selbe Geld. Das PJ Gehalt in LU ist leider auch nicht üppig. Ihr bekommt eure Kaltmiete oder maximal 300€, wenn ihr in einer WG wohnt wird die Kaltmiete durch die Mitbewohner geteilt, anschließend wird noch die Rentenversicherung abgezogen. PJ-Unterricht war ganz gut, allerdings durftet ihr nicht gehen wenn ihr im OP gebraucht wurdet (Was öfters vorkam). Eine weiteres großes negativ ist die Urlaubs/Dienstplanung. Da die Klinik will, das immer mindestens 3 PJler anwesend sind (damit in jedem Saal einer mitoperieren kann) waren hier Spannungen vorprogrammiert. Durch die Dienste (immer maximal 1 PJler) ging das ganze rechnerisch bei 4 Pjlern natürlich überhaupt nicht auf (60 Tage PJ, 10 Tage Urlaub, 4 mal fehlen vorm Dienst, 5 mal nach Dienst). Am Ende wurde eingesehen, dass das ganze nicht funktionieren kann, allerdings war kurzfristiges freinehmen kaum möglich, da ja quasi nie 3 Leute da waren und die Oberärzte sich dagegen gewehrt haben. Hier gab es wohl schon häufiger Probleme, sodass uns die PJ-Koordinatorin Frau Wulkow bereits bei der Einführung darauf hinwies, zu ihr zu kommen. Der Umgangston, gerade auf der CH01 ist ziemlich rau, ich persönlich hatte damit kein Problem, andere PJler haben sich teilweise gemobbt gefühlt.
Die Woche in der Herzchirurgie war recht spannend, hier sieht man nochmal eine krasse andere Chirurgie und merkt wieso niemand mit gesundem Menschenverstand Herzchirurg werden kann (Arbeitsbelastung anders wild und frustrierend) und seht was passiert, wenn 10 Menschen mit massivem Egoproblem in einem Raum sind. Hier wurde mir aber gerade auf der Intensivstation viel erklärt.
Fazit: An sich hätte LU ein ganz cooles Quartal werden können, großes Spektrum und als Einzelpersonen wirklich nette Leute, auch die Oberärzte und der Chef. Durch den krassen Personalmangel wird man allerdings nur als reine Arbeitskraft gesehen, das Lernen fällt leider ganz weit hinten runter. Positiv kann man sagen, ich habe extrem viel OP-Erfahrung sammeln können, teilweise war es aber körperlich wirklich extrem anstrengend. Ich muss im Nachhinein sagen, mir fällt kein gutes Argument ein, was für LU spricht, in allen anderen Kliniken der näheren Umgebung ist man besser dran (Definitiv auch in der UMM selbst), daher gibt es keine Grund sich hier Ausnutzen zu lassen. Ich hoffe das sich die personelle Situation wieder bessert, da die Klinik wirklich potential hätte, gerade durch das an sich nette Team, aber im Moment muss ich sagen: Lasst es, wenn ihr keine andere Wahl habt bekommt ihr die Zeit schon irgendwie rum, aber trotz allen guten Willens hat man leider einfach keine gute Zeit. Selbst wenn ihr super viel Bock auf OP habt, machen kann man leider nicht wirklich viel, selbst auf Nachfrage. Ab und zu Nähen, aber meistens wird sowieso getackert.