Zu meiner Überraschung ist das Gelände eher parkähnlich angelegt. Nichts zu sehen von Plattenbauten, sondern alte Backsteingebäude von Grün umgeben. Das Krankenhaus hat insgesamt ca. 550 Betten, davon ca. 120 Innere. Außerdem noch Chirurgie, Uro, Neuro, Epileptologie, eine sehr große Psychatrie (ca. 200) etc.. Schwerpunkt der Inneren ist die Angio. Der eine der beiden Chefs (Prof. S.) ist Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Angiologie. Wer also in diese Richtung möchte, sollte sich hier mal umschauen. Der andere Chef, PD Dr. H., ist eher Gastroenterologe. Dr. H. ist übrigens sehr nett und hatte immer ein offenes Ohr und Zeit, wenn wir was auf dem Herzen hatten.
Insgesamt waren wir 6 Studenten. 2 waren auf der Gastro, ich auf der Kardio (zusammen auf einem langen Flur), 2 auf der Angio und eine auf der Nephro. Im Arztzimmer der Kardioseite gab es sogar extra Studenten-Spinde. Fand ich schon Luxus.
Um 8.00 Uhr beginnt der Dienst. Natürlich erstmal Blutabnehmen und die ein oder andere Flexüle legen. Um 8.45 Uhr ist dann Frühbesprechung der kompletten Inneren. Geht ca. 15 Minuten. Die Morgenvisite fängt meistens anschliessend an und dauert je nach Arzt und aktueller Bettenbelegung (normalerweise maximal 12 Patienten pro Arzt) zwischen 1 und 3 Stunden (bei mir im Schnitt 1:30). Chefarztvisite auf der Kardioseite war eigentlich montags, aber Prof. S. war nur 3 von 16 Montagen da. Oberarztvisiten gab es leider auch nicht soviel, weil die Oberärztin krass im Stress war (Herzecho, SM-Implantationen, Herzkatheder am UKB (hat KEH nicht :-/), für die Kardiologen-Prüfung lernen etc.). Das war leider ein Negativpunkt (aber eigentlich auch der einzige), weil das Patientenvorstellung bei Ober- oder Chefarzt eigentlich am meisten bringt.
Um ca. 12.30 gehen viele Ärzte und meistens alle Studenten Mittagessen (es gibt für Studenten Essensmarken, pro Tag 3,50 Euro). Das Essen wird nach Gewicht berechnet. Das Angebot ist zwar einigermaßen reichhaltig, aber es ist nicht wirklich Gourmetküche....eher so Fernfahreressen ;-). Um 13.00 Uhr ist radiologische Vorstellung (außer mittwochs). Dienstschluss ist für Studenten in der Regel um 16 Uhr. Hängt natürlich vom Stationsarzt ab, aber eigentlich waren wir 6 Studenten meistens pünktlich raus. Klar war ich auch ab und zu etwas länger da, dafür ware ich andere Male deutlich vor 16 Uhr raus. Studientage konnten wir flexibel nehmen und auch aufsparen. Musste nur vorzeitig mit dem jeweiligen Stationsarzt abgesprochen werden, damit der Bescheid wusste. Ich fand es auch besser von montags bis freitags durchzuarbeiten, weil man so die eigenen Patienten besser durchgehend betreuen kann.
Das Arbeitsklima war zumindest auf der Gastro-/Kardio-Etage echt hammer. Junges Ärzteteam, das durchweg sympathisch und entspannt war. Kein Problem, wenn man mal kurzfristig eher wegmusste oder einen Wunsch auf dem Herzen hatte. Selbst die Schwestern waren meistens nett und haben einen akzeptiert und nicht nur als Flexülenleger gesehen.
Die Tätigkeiten auf Station umfassend das Übliche: Blutabnehmen, Flexülen, artBGA, Blutkulturen, i.v.-Spritzen, unter Aufsicht Punktionen inkl. Schallen (Pleura, Aszites), Aufklärungen, Untersuchungen anmelden (alles per PC; Abholung, Diagnostik, Befundung läuft in der Regel wahnsinnig schnell!), Patienten aufnehmen, Kurve anlegen, Kurve in der Visite führen, Briefe schreiben, natürlich auch Botengänge, klinische Untersuchungen (Schellong etc.), EKG befunden. Man macht auch kaum pflegerische Dinge wie Infusionen anhängen. Das ist schon klar getrennt.
Ich war auch so ziemlich bei allen diagnostischen Maßnahmen mindestens einmal dabei und habe mir alles erklären lassen, u.a. auch bei einer ERCP. Außerdem war ich zweimal bei SM-Implantationen als Assistent bei. Jeder sollte/durfte übrigens noch 1-2 Wochen in die Notaufnahme. War auch sehr interessant.
Es gab 2 Arten von Studentenfortbildungen. Einmal jeden Donnerstag eine 45-minütige Fortbildung quer über die wichtigsten Innere-Diagnose (fiel 3-4 komplett aus). Der Unterricht war (gerade bei Dr. Heise) sehr gut! Weiterhin gab es in den ersten 10 Wochen noch mittwochs einen EKG-Kurs (fiel 2-3 Mal aus), den ich aber nicht ergiebig fand. Die beste Übung ist, einmal ein EKG-Buch durchzuackern und dann einfach befunden, befunden, befunden....
Insgesamt war das Tertial überragend! Kann ich nicht anders sagen. Einzig die mangelhafte ober-/chefärztliche Betreuung fand ich schade, weil da Lerneffekt verloren ging.