Zusammenfassung: Wenn man offen zeigt, dass man Interesse am Fach hat (selbst wenn man nicht Chirurg werden will) und sich nicht scheut aktiv danach zu fragen in den OP mitzudürfen ist die Betreuung besser als man es aus diversen Vorberichten herauslesen kann. Ansonsten gab es auch sehr viele PJler, die bewusst in Schwabing waren, weil man dort theoretisch mit Nacht- und Wochenenddiensten viele freie Wochen und kaum Stationsarbeit haben kann. Vor allem die Stationen der Unfallchirurgie, Notaufnahme und die Frührehastation ist gemessen an einem eher niedrigen Maßstab erträglich. Solange sich die Personalstruktur (besonders eine Person, die das Arbeitsklima dort nachträglich und mehrfach durch ihr Verhalten negativ beeinträchtigt hat) nicht ändert kann ich aus meiner Sicht die Viszeralchirurgie dort jedoch nicht empfehlen. Das Klinikum allgemein hat sich aus Erfahrungen in meiner ersten Famulatur eher zum Negativen verändert, wobei man deutlich merkt, dass die Städtischen Kliniken den Standort offenbar langsam ausbluten lassen wollen. Zudem gibt es keine Vergütung außer Mittagessen, wobei das auf die Karte pro Tag aufgeladene Guthaben für manche Gerichte nicht reicht und man selbst nachlegen muss. Ebenso kann man das Guthaben nicht anderweitig verwenden (z.B. an den Automaten, was v.a. in den Nachtdiensten ein Problem darstellt).
Da ich eine Rotation mit nahezu 100% Station erwischt habe kann ich über diese Bereiche mehr berichten als über die Notaufnahme.
Station 4d/e: Beide Stationen gehören zur Unfallchirurgie. Normaler Tagesablauf mit Visite ab 07:00, danach Frühbesprechung, dann Blutentnahme und drei Mal die Woche Verbandswechsel. Wie man Verbände auch in Spezialfällen richtig wechselt wurde vorausgesetzt, zumindest hätte (wenn ich nicht nachgefragt hätte) auch bei spezielleren Fragestellungen niemand vom anwesenden Fachpersonal eine Anleitung dazu gegeben (wird dann schon irgendwie passen). Aufnahmen werden dort kaum gemacht und die Informationen meist im Verlauf des Briefeschreibens nach und nach zusammengetragen. Meist wird den Berichten der Notaufnahme vertraut, was in meinen Augen aufgrund der sehr variablen Auslastung nicht immer vorteilhaft ist. Die Stationsarbeit ist dann je nach PJlerzahl schnell erledigt (oft schon um 10:00 vormittags). Es gibt die Möglichkeit Briefe zu schreiben oder in den OP mitzugehen, jedoch muss man auch hier aktiv nachfragen. Dies scheint sich geändert zu haben: Unsere Nachfolger müssen in den OP, weil sie mittlerweile fest eingeteilt werden. Ein PJler verbleibt mit dem Funk auf der Station bis 16:00, wobei man selten angefunkt wird und es sich dann meistens um Viggos oder Blutentnahmen handelt.
Insgesamt kommt man mit den ärztlichen Mitarbeitern der Unfallchirurgie sehr gut zurecht, darüber kann man wirklich nichts schlechtes sagen. Der Ton im OP war bei mir freundlich, anders als ich ihn aus vorherigen Aufenthalten im OP an anderen Häusern kannte.
Station 4g: Die Viszeralchirurgische Station. Ein wahrer "Abgesang" des gesamten Tertials. Mit Ausnahme eines Internisten, der für die Station mit zuständig ist und auch endoskopiert wird man als PJler dort eher weniger beachtet, ist hauptsächlich Blutentnahmedödel und Viggoninja. Man wird oft während des Mittagessens für solche Aufgaben angefunkt und teilweise auch in die Sprechstunde gerufen um Coronaabstriche zu machen (was logistisch völliger Unsinn ist, da den auch die Sprechstundenhilfe machen kann und so die Wartezeiten verkürzt werden könnten wenn nicht ein PJler extra dafür antanzen müsste). Im OP war das Klima soweit in Ordnung. Der Chefarzt ist nett, einer der Assistenten dort macht guten PJ-Unterricht jedoch nicht auf Station sondern nur an den regulären Fortbildungstagen für alle PJler. Überschattet wurde das ganze leider von einer Person der Ärzteschaft, die durch ihre histrionisch anmutende Art die Moral und das Arbeitsklima der ganzen Abteilung belastet hat. Insgesamt kann ich den Aufenthalt dort daher nicht empfehlen. Sollte sich diese Personalie ändern könnte ich mir allerdings durchaus vorstellen, dass auch ein frischer Wind durch die Abteilung weht und es dort erträglicher wird.
Station 4h: Frühreha/Geri. Mit Sicherheit die beste Station im Tertial. Oberarzt und Assistenzärzte dort sind sehr freundlich. Man kann dort ausführliche Aufnahmen und Untersuchungen durchführen sowie auch Briefe schreiben und bekommt meiner Meinung nach auch eine entsprechende Wertschätzung dafür. Wer Interesse an manuellen Therapieverfahren und Akupunktur hat kommt dort ebenfalls auf seine Kosten. Auch was die Patientenversorgung betrifft ist diese Station mit Sicherheit die Vorbildlichste der bereits genannten.
Notaufnahme: Die Besetzungen, die ich dort erleben durfte waren allesamt ausgezeichnet. Man durfte Nähen, Untersuchen, Untersuchungen anmelden, Aufnahmebriefe schreiben, konnte an den Diensten und Schockräumen teilnehmen und auch mal in den OP wenn es sich ergab. Bei der Dienstplanfestlegung zu Beginn des Tertials würde ich jedem der in Schwabing PJ macht empfehlen eine Rotation mit möglichst viel Notaufnahme abzustauben, weil man dort wirklich viel lernen kann.